Kinovilla im Uni-Kiez - Capitol

in Dahlem

Capitol Dahlem
Capitol Dahlem | © Yorck Kinogruppe Daniel Horn

Wilder Wein an der Hauswand, ein Gläschen Sekt im Vorgarten: In der Kinovilla Capitol ist es richtig gemütlich. Seit über 60 Jahren steht das Capitol Filmliebhabern offen. Der Berliner Gerhard Klein übernahm das Kino 1952 und prägte das Capitol, wie kaum ein andere, der unterschiedlichen Kinobesitzer. Mit anspruchsvollem Programm, Autorenlesungen und Podiumsdiskussionen erlangte das Capitol einen festen Platz in der Berliner Kinolandschaft.

Gegen Ende der 1920er Jahre als elegantes Wohnhaus von Wanda Büttner erbaut, wird das Haus in der Thielallee 36 1942 vom Tonfilmpionier und Präsidenten der Reichsfilmkammer Carl Frölich bezogen, der einen privaten Kinosaal einbauen lässt. Während des zweiten Weltkriegs ist das Haus bei einem englischen Luftangriff zu Schaden gekommen. Dies ermöglichte jedoch, den noch heute genutzten Kinosaal zu bauen. Der Saal ist zweigeschossig. Er hat eine sehr hohe Decke, sodass über dem letzten Drittel der Reihen ein Rang eingebaut werden konnte. Gleich nach Kriegsende wird das Haus „entnazifiziert“ und 1946 als Filmtheater mit einem größeren Vorführsaal dem öffentlichen Publikum zugänglich gemacht. Am 12. Mai 1946 fanden die ersten provisorischen Filmvorführungen statt.

Saal Capitol Dahlem
Saal im Capitol | © Yorck Kinogruppe Daniel Horn

Der Herr des CAPITOL

Von 1956-1986 führt Gerhard Klein das Haus und macht das Filmtheater zu einem legendären Kino im Westen der Stadt. Der einstige Kinderstar mit jüdischen Wurzeln musste im 3.Reich Deutschland verlassen und kehrte nach dem Krieg aus Tel Aviv in seine Heimatstadt zurück. Die Reise, die Klein 1952 nach Berlin machte, war eigentlich als Kurzbesuch gedacht. Doch er blieb, der Liebe wegen. Er macht das Haus zu einer Institution, gewinnt Preise für sein Programm und führt es bis 1986. Mit unendlicher Leidenschaft plante Klein das Filmprogramm und schrieb die Ankündigungstexte für die Filme stets selbst, berichtet seine Tochter Jacqueline Hopp dem Tagesspiegel in einem Interview. In den 50er und 60er Jahren war Programmkino eine Besonderheit. Hinzu kamen stets neue Literatur- und Kulturveranstaltungen beispielsweise mit diversen Schauspielern. An seinem 20. Todestag wurde im Capitol eine Gedenktafel für Gerhard Klein aufgehangen, die unter anderem seine ausgezeichnete und außergewöhnliche Programmgestaltung lobt.

Auch heute stehen die Filme im Fokus

Das Capitol verfügt über ein spezielles Ambiente. Schaukästen säumen den Gehweg am Ausgang der Rostlaube der 'Freien Universität Berlin' und führen zum Eingangstor der Kinovilla. Durch einen kleinen Vorgarten gelangt man zum Gebäude, in dem ein ehrwürdiger Filmprojektor und alte Kinoplakate das Traditionsbewusstsein bezeugen. Für die Kinobesucher gibt es erlesene Filme statt Popcorn. Das Capitol bietet ein Kinoerlebnis in Salonatmosphäre mit 162 komfortablen Kinosesseln. Am häufigsten wird die Reihe 12 unten und die Reihe 1 und 2 im Rang gebucht. Wenn der Wolkenvorhang nach oben gezogen wird, dann öffnet sich der Blick auf die Leinwand. Es werden eine Auswahl zeitgenössischer Filme gezeigt und für alle die unter der Woche nicht ins Kino gehen, bietet das Capitol ein Sonntagsmatinee an.