An dem früheren Frontmann der Czars ist ein Chansonier verloren gegangen. Die Samtballade ist sein Terrain. Nie kitschig, aber schmachtend im Ton und, wie es sich für einen klugen, schwulen Mann gehört, auch angemessen ironisch. So pflegt er sich wahlweise als „Greatest Motherfucker“ oder „Sensitive New Age Guy“ anzupreisen. Männlichkeit spielt eine große Rolle in den Songs des in Island lebenden 52-jährigen Amerikaners. Im Endloswinter seiner Wahlheimat nahm er sein 5. Soloalbum auf, das ihn mental in seine Kindheit zurückführt zu dem Moment, da er aus Michigan nach Denver, Colorado, kam – und erstmals begriff, wie sich Fremdheit anfühlt.

Mehr als die Erinnerungen an erste sexuelle Erfahrungen, die an ihrem eigenen Pianoballaden-Gewicht kranken, bestechen vor allem leichtere Slow-Disco-Tracks mit Synthie-Flair. Sie zeigen wir souverän Grant mit vagen Stimmungen umgehen kann.

Kai Müller, Tagesspiegel