FilmFestival Cottbus - "Libertate" von Tudor Giurgiu
Sektion: Wettbewerb Spielfilm
"Spiel nicht den Helden!" Mit diesen Worten wird der Polizist Viorel von seiner Frau am Morgen auf dem Weg zur Arbeit verabschiedet – es ist 1989, in Rumänien wird die sozialistische Diktatur gestürzt, und mitunter verkehren sich Täter-Opfer-Rollen ins Gegenteil. Auf wahren Begebenheiten beruhend, zeichnet LIBERTATE die Ereignisse im Dezember in Sibiu vor-, während- und nach dem Sturz Ceauşescus nach. Wir sprechen darüber mit Regisseur Tudor Giurgiu.
Als Viorel die Polizeistation erreicht, wird auf den Straßen und vor dem Gebäude demonstriert. Auf einmal fallen Schüsse. Keiner weiß, wer geschossen hat. Polizei und Militär vermuten, dass es Mitglieder der Securitate, der rumänischen Geheimpolizei, sind. Die in den Jahren der Diktatur angestaute Wut entlädt sich in alle Richtungen – ein Moment, in dem Widerstand und Demonstrationen in einem Blutbad, Verhaftungen, Chaos und Willkür enden.
Regisseur Tudor Giurgi erzählt eindringlich und dicht, was in Revolutionsbewegungen passiert, wenn Chaos und Gewalt überhandnehmen und man aufhört, miteinander zu reden. In LIBERTATE gibt es keine Held*innen. Es gibt nur Menschen, die versuchen, sich in einem Ausnahmezustand ihrer Gesellschaft zurechtzufinden. Die Grenzen zwischen Täter*innen und Opfern verschwimmen. Ein wichtiger Film, nicht nur für Rumänien und seine Geschichte, sondern für alle Gesellschaften der Welt, die durch gewalttätige Umbrüche gingen oder aktuell gehen.
Quelle: FilmFestival Cottbus / Judith Albrecht