Teltower Damm - Streetview

Streetview: Teltower Damm in Zehlendorf
Streetview: Teltower Damm in Zehlendorf | © radioeins/Warnow

Ein Museum, in dem man in die Geschichte von Zehlendorf eintauchen kann, eine Kaffeerösterei, die zugleich ein gemütliches Café und Kieztreffpunkt ist und eine über 90 Jahre alte Buchhandlung. Außerdem: ein Eiscafé mit Nostalgie-Faktor und der älteste Bahnhof Berlins. Wissenswertes über Orte und Läden am Teltower Damm.

Café und Rösterei „Cabana“

Wenn man den Teltower Damm entlangläuft, vermisst man vor allem eins: einen schönen, ruhigen Ort, an dem man eine Tasse Kaffee wirklich genießen kann. Dabei gibt es genau so einen Ort in dem schon 1894 gebauten Haus am Teltower Damm 42 und das schon seit 2008. In diesem Jahr beendeten Janet Müller und Christian Saak ihr BWL-Studium an der Freien Universität in Dahlem und wagten sich sofort an ein eigenes Projekt: das "Café Cabana".

Cabana Coffee Roasters
Cabana Coffee Roasters

Doch sie eröffneten ihren Hort der Cafékultur nicht in einer hippen Gegend in Kreuzberg oder Mitte, sondern am Stadtrand, in Zehlendorf. Dort gibt es nicht nur Kaffee, Tee, Kuchen und kleine Snacks – alles handgemacht. Es wird auch einmal pro Woche Kaffee geröstet und wer will, kann sich in Kursen in die Barista-Kunst einführen lassen. Wirklich Zehlendorf-like ist das Cabana mit diesem Angebot und seinem karibischen Flair eigentlich nicht. Doch inzwischen nehmen die Alt-Zehlendorfer hier genauso gern eine Auszeit wie die Zugezogenen oder die Schüler der nahe gelegenen John-F.-Kennedy-Schule.

Öffnungszeiten
Mo - Fr, 8 - 15 Uhr

Eiscafé Anneliese

Gleich gegenüber vom Kaffeehaus Cabana findet sich eine echte Zehlendorfer Institution in Sachen Genuss. Das ‚Eiscafé Anneliese’ gibt es bereits seit 1934. Werner Damm übernahm das Café 1937 und führte es unglaubliche 60 Jahre lang weiter. Obwohl er kein gelernter Konditor war, machte er sich mit seinem Eis, seinen Torten und Kuchen bald einen Namen.

Eiscafé Anneliese
Eiscafé Anneliese

Erst mit 88 Jahren kehrte er ‚Anneliese’ den Rücken. Allerdings nicht, um in den Ruhestand zu gehen, sondern mitsamt der ganzen Familie nach Australien auszuwandern und in Sydney ein neues Café zu eröffnen. 1997 war das. Damals übernahm eine ehemalige Schuhladen-Besitzerin das Café. Sie musste für die streng geheimen Rezepte von Werner Damm ein Vermögen bezahlen. Die heutige Betreiberin Jaqueline Schulz hat sich allerdings dem Wandel der Zeiten angepasst. Zwar wird das Eis immer noch mit der Maschine gemacht, die hier schon zur Eröffnung stand. Aber die Kuchen und Torten sind weniger mächtig als damals. Was sich kaum verändert hat, ist das Ambiente des Cafés. Wer es also ein wenig nostalgisch und sehr gemütlich mag, der ist hier richtig aufgehoben. Übrigens wurde hier der Sänger und Kijka-Moderator Ben entdeckt, als er noch Bernhard Blümel hieß und im ‚Anneliese’ kellnerte.

Öffnungszeiten
Mi – Sa, 9 – 18 Uhr
So, 10 – 18 Uhr

Fürstenhof/Blockhouse

Der Fürstenhof gilt als eine der ältesten Gaststuben Berlins. Das erste Haus wurde um 1840 an dieser Stelle errichtet, in dem es wohl zunächst nur einen Ausschank gab. Später wurde daraus eine Gastwirtschaft, die Fritz Kahn nach dem Bau der Wannseebahn 1891 erwarb und ein Jahr später dort einen Saal und eine Veranda errichtete. 1893 erhielt das Lokal im Rahmen einer großen Feier den Namen ‚Fürstenhof’.

Fürstenhof/Blockhouse
Fürstenhof/Blockhouse

Vier Jahre später gab es hier die ‚Erste Zehlendorfer Stehbierhalle’. Der ‚Fürstenhof’ trug nicht nur einen vornehmen Namen, sondern hatte auch hochrangige Gäste. So soll Kronprinz Wilhelm am 1. Mai 1990 dort einen Kaffee getrunken haben, weshalb der damalige Wirt an genau diesem Platz eine Tafel anbringen ließ. Doch es brachte ihm kein Glück. Schon 1905 ging der Gasthof in den Besitz der Gemeinde Zehlendorf über. Das Gebäude wurde dann 1972 restauriert, denn inzwischen stand es unter Denkmalschutz. Heute beherbergt das Haus den traditionsreichen Elektro-Laden ‚Radio Herz’ und eine Filiale einer großen Steakhouse-Kette, die den ‚Fürstenhof’ 1998 noch einmal sanierte und mit einer Sommer-Terrasse ausstattete.

Erbraukrug/Woolworth

Die Mauern des Zehlendorfer Erbbraukrugs gehen wahrscheinlich schon auf die Zeit der Zisterziensermönche aus Lehnin zurück, die 1242 den Flecken erwarben, um sich hier während ihrer Reisen zu den weitverzweigten Besitzungen des Klosters auszuruhen. Der Erbbraukrug wurde allmählich zum größten und stattlichsten Gebäude des Dorfes und der wohl berühmteste Zehlendorfer – der Probst und Gelehrte Johann Peter Süßmilch – wurde 1707 in dem barocken Gebäude geboren.

Erbraukrug/Woolworth
Erbraukrug/Woolworth

Als 1929 die damalige Reichsstr. 1, heute Bundesstr. 1/Berliner Str., verbreitert wurde, musste das bedeutende Gebäude weichen. Auch wenn sich der Abriss der gewaltigen, mittelalterlichen Fundamente als schwierig herausstellte. 1937 wurde an der Stelle des Erbbraukruges ein eher schlichtes Gebäude errichtet, das zwischenzeitlich als ‚Zehlendorfer Bekleidungsviertel’ genutzt wurde und in dem sich heute eine Filiale von Woolworth befindet.

Bahnhof Berlin-Zehlendorf

Der älteste Bahnhof im heutigen Berlin wurde am 22. September 1838 mit der Eröffnung des ersten Abschnittes der Stammbahn von Zehlendorf nach Potsdam in Betrieb genommen.

1866 ersetze ein gelbes Backsteinhaus das erste Stationsgebäude in der heutigen Hampsteadstraße. Es wurde 1963 abgerissen.

Im Jahre 1889 wurde der heutige Teltower Damm unter die Bahngleise abgesenkt. Bis dahin kreuzten sich Schiene und Straße ebenerdig, was zu vielen Unfällen führte.

S-Bahnhof-Zehlendorf
S-Bahnhof-Zehlendorf

Der Wannseebahnsteig, das Stellwerk und der Güterbahnhof wurden um 1891 gebaut. Der Bahnhof bekam ein neues Empfangsgebäude, einen gelblichen Klinkerbau, auf der Nordseite der Eisenbahngleise. Der Bahnsteig befand sich jetzt zum Teil auf einer Brücke über dem Teltower Damm.

Ab 1903 hielten die sogenannten „Bankierszüge“ am Bahnhof Zehlendorf, die von Wannsee bis zum Potsdamer Bahnhof fuhren.

Ein Bombentreffer zerstörte 1943 das Empfangsgebäude am Teltower Damm, weshalb viele Jahre ein provisorischer Ziegelbau als Zugang zu den Bahnsteigen diente.

Als Folge des Eisenbahnerstreiks im September 1980 wurde der S-Bahnhof geschlossen und die provisorische Baracke abgerissen.

Nachdem die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) den S-Bahn-Betrieb in West-Berlin übernommen hatten, wurde die Wannseebahn 1985 wieder in Betrieb genommen. Der Bahnhof befand sich in einem sehr schlechten Zustand.

Jetzt soll der Bahnhof einen zweiten Zugang erhalten, voraussichtlich im Jahr 2022. Ein etwa drei Hektar großes Gebiet auf dem nicht mehr genutzten Güterbahnhof soll nach dem im Juni 2018 vom Berliner Senat beschlossenen Stadtentwicklungsplan (STEP) bis zum Jahr 2025 in die angrenzende Stadtstruktur integriert werden. Auf der Fläche ist Mischnutzung u. a. mit Wohnbauten vorgesehen.

Nicht geklärt ist die Frage, wie die Unterführung am Teltower Damm erweitert und damit der dichte Verkehr aufgelockert werden kann und was mit dem noch immer stillgelegten Gleis passieren soll.

Buchhandlung Holzapfel/Confiserie Zehlendorf

In dem Haus am Teltower Damm 27 findet der aufmerksame Flaneur einen kleinen Tempel des Genusses. Hier stand einst das „schönste Haus Zehlendorfs“, erschaffen 1875 von einem Maurermeister. Allerdings gab es dieses architektonische Kleinod nicht lange, denn 1911 entstand hier ein Miets- und Geschäftshaus, das im Laufe der Jahre einen Bremer Zigarrenladen, eine Geschäftsstelle des berüchtigten ‚Völkischen Beobachters’ und eine Filiale der Dresdner Bank beherbergte. Und seit 1927 eben auch eine Buchhandlung und einen exquisiten Feinkostladen.

Buchhandlung und Confiserie
Buchhandlung und Confiserie

Die Brüder Holzapfel gründeten damals eine Buchhandlung unter ihrem Namen, die sie aber schon nach 3 Jahren an die Familie Kiesgen verkauften. Später führte Brigitte Wolters den Laden und das dreißig Jahre lang. Am 1. Dezember 2002, mitten im Weihnachtsgeschäft, übernahm dann die heutige Inhaberin Sabine Hansen die Traditionsbuchhandlung Holzapfel, die den Zehlendorfern seit Generationen vertraut ist und der sie auch die Treue halten. Gegen diese - für Berlin inzwischen selten gewordene - Stammkunden-Liebe konnte auch eine Filiale der Thalia-Kette im benachbarten Forum Zehlendorf nichts anhaben. Als diese wieder geschlossen wurde, feierte man das zusammen.

Als gute Symbiose hat sich über die Jahrzehnte die direkte Nachbarschaft zum Naschexperten ‚Confiserie Zehlendorf’ erwiesen. 1927 ursprünglich als Filiale der der Zunst-Kaffeerösterei eröffnet, übernahm später die Berliner Schokoladenfirma Erich Hamann den Laden und verkaufte hier ihre Produkte. Kurze Zeit hieß das Geschäft dann „Schoko-Seitz“, bis der Architekt Helge Urmanczy gemeinsam mit Edith Smith 2006 die „Confiserie Zehlendorf“ auf den nur 45 Quadratmetern eröffnete. 140 Sorten loser Pralinen und 80 Sorten Gebäck bieten sie dort an, aus

Traditionshäusern wie Sawade, Walter, Leysieffer, Lauenstein, Rabbel, Dr. Scholze oder Berger. Helge Urmanczy besucht außerdem die wichtigen Süßwarenmessen in Köln und Leipzig und manche Stammkunden bringen Schokolade oder Pralinen aus dem Urlaub mit, um ihren Lieblingsladen auch auf Produkte aus Italien, Belgien, Österreich oder der Schweiz aufmerksam zu machen.

Öffnungszeiten Buchhandlung Holzapfel
Mo – Fr, 9 – 19 Uhr
Sa 9 - 16 Uhr

Öffnungszeiten Confiserie Zehlendorf
Mo – Fr, 9 - 19 Uhr
Sa, 9 – 15 Uhr

Kunstgewerbehaus

Auch dieses Haus gehört zu den Kultinstitutionen in der Zehlendorfer Mitte. Bereits im Sommer 1930 eröffnete Gretchen Murach hier das Kunstgewerbehaus Zehlendorf und bot neben Holzkunst aus dem Erzgebirge und anderem Kunsthandwerk aus der Region auch eigene Klöppelarbeiten und Stickvorlagen an. Das alte Bauernhaus wurde bereits Anfang/Mitte des 19. Jahrhunderts erbaut, auf Karten verzeichnet ist es seit 1850. Damit ist es neben der Kirche, der alten Schule (heute Heimatmuseum) und dem Fürstenhof eines von vier noch erhaltenen Häusern des historischen Zehlendorfer Ortskerns.

KleinerTeltower Damm mit Kunstgewerbehaus
KleinerTeltower Damm mit Kunstgewerbehaus

2003 übernahm Birgit Küttner das Kunstgewerbehaus, zunächst als Mieterin. Ein Jahr später konnte sie auch noch das dahinterstehende Gartenhaus anmieten und dort ihre Ideen des Gartenhaus-Cafés und des Werkhauses mit Kursangeboten, Workshops und Kindergeburtstagen umsetzen.

Doch die alten Gemäuer zerfielen und die wechselnden Besitzer spekulierten lediglich auf die steigenden Grundstückspreise und zeigten kein Interesse am Erhalt des historischen Hauses. Birgit Küttner setzte deshalb alles daran, die für Zehlendorf so wertvolle Immobilie zu kaufen, was ihr 2008 auch endlich gelang. Mit großem Aufwand wurde das architektonische Kleinod saniert und schmückt heute den sogenannten Kleinen Teltower Damm.