Potsdamer Straße - Streetview

Potsdamer Straße - Streetview
Potsdamer Straße - Streetview | © radioeins/Warnow

Die Potsdamer Straße hat viel fürs Auge zu bieten, immerhin versammelt sie auf ihren knapp drei Kilometern Berliner Baugeschichte aus rund 150 Jahren. Ob der Kleistpark mit seinen Königskolonnaden, der sogenannte Sozialpalast - dort, wo früher der berühmte Sportpalast stand - oder die vielen trotz der Kriege erhaltenen Häuser aus der Zeit des Klassizismus, des Jugendstils und der Moderne....

Heinrich-von-Kleist-Park

Diese Parkanlage zwischen Potsdamer Straße und Elßholzstraße in Schöneberg hat eine lange Geschichte. Bereits im 17. Jahrhundert wurde hier ein königlicher Küchen- und später ein Lustgarten errichtet, aus dem dann um 1800 herum der Königliche Botanische Garten wurde. Die Hauptattraktion war ein 1858 in Glas-Stahl-Bauweise errichtetes 17 Meter hohes Palmenhaus. Im 19. Jahrhundert wurde die Anlage dann zu einer Forschungsstätte mit eigenem Herbarium, in der z.B. Chamisso lange Jahre als Pflanzenaufseher tätig war.

Anfang des 20. Jahrhunderts wurde das Gelände zu klein und zog nach Dahlem um. Auf dem Gelände an der Potsdamer Straße entstand ein Sport- und Vergnügungspark („White City“) mit neuesten Attraktionen aus Amerika wie Tennisplätzen, Sommerkegelbahn, Rollschuhpalast, Radrennbahn. Auf dieser Bahn kam es am Einweihungstag (18. Juli 1909) zur sogenannten Rennbahnkatastrophe von Berlin, bei der ein Schrittmacher-Motorrad ins Publikum schleuderte, explodierte, neun Menschen tötete und über 40 schwer verletzte. Kein anderes Unglück im deutschen Radsport forderte so viele Opfer. Die Radrennbahn wurde daraufhin abgerissen. Danach sollte das gesamte Areal bebaut werden, was durch den von der Berliner Presse initiierten Protest der Bevölkerung aber verhindert wurde. Zumindest ein Teil konnte als Park erhalten werden, der zum 100. Todestag von Heinrich-von-Kleist (21. November 1911) nach ihm benannt wurde und noch heute so heißt.

Im selben Jahr wurden dort die Königskolonnaden (Übergang vom Rokoko zum Klassizismus) aufgestellt, die ursprünglich am heutigen Bahnhof Alexanderplatz standen.

Victoria Bar

2001 eröffnet in der damals völlig abgehängten Potsdamer Str. eine Bar, die heute zu den bekanntesten Berlins gehört. Abseits der angesagten Läden in Mitte, Prenzlauer Berg oder Charlottenburg funktioniert die Victoria-Bar als eine der besten Adressen für Klassiker wie kreative Neukreationen, in die jederzeit die individuellen Wünsche und Vorlieben der Gäste einfließen.

Victoria Bar © radioeins/Mücke
Victoria Bar

Ganz besonders beliebt bei den Gästen: Die 'Schule der Trunkenheit', die es seit 2003 gibt. An sieben ausgewählten Sonntagabenden führt ein Kenner seine „Schüler“ für jeweils ca. drei Stunden in die Welt der Bar-Alkoholika ein. Die Teilnehmer erhalten ein festgelegtes Menü, bestehend aus fünf Cocktails zur Verkostung. Währenddessen erzählt der Barkeeper Geschichten und Anekdoten über die Entstehung des jeweiligen Drinks, über seine Kulturgeschichte und Herstellung.

Insider-Tipp: Gern und oft bestellt in der Victoria-Bar wird übrigens ein Herrengedeck der besonderen Art – “Das Hildegard-Knef-Gedächtnis-Gedeck”, kurz: Hilde. Besitzerin und Barchefin Beate Hindermann hat sich diesen Hausdrink ausgedacht, der mittlerweile sogar ganz offiziell auf der Karte steht. Serviert werden 2cl Vodka und 5cl Champagner – eiskalt und in zwei Gläsern auf einem Silbertablett. Hindermann besteht auf die Einhaltung eines feierlichen Rituals:

1. Anstoßen auf Frau Knef.
2. Den Vodka in einem Zug leeren.
3. Die Trinkenden gedenken ihrer Freundschaft.
4. Champagner-Shot.

Laut Hindermann ist “Hilde” kein Absacker, sondern “ein Uplifter”. Na dann, cheers!

Adresse
Potsdamer Straße 102
Tel.: 030 25759977
Home: www.victoriabar.de
Öffnungszeiten: So – Do: 18.30 – 3 Uhr, Fr + Sa: 18.30 – 4 Uhr

Joseph-Roth-Diele

Das Haus, in dem sich die Joseph-Roth-Diele befindet, gehörte früher der Feinkostdynastie Hefter. 1997 kamen die Lehrerin Ulrike Schuster und der Filmregisseur Dieter Funk aus Rottweil am Neckar nach Berlin und eröffneten in der Potsdamer Str. 75 zunächst  den Devotionalienladen „Ave Maria“ mit christlichen Andachtsgegenständen und Büchern. Sie schlossen damit eine Lücke im eher ungläubigen Berlin, wo es allerdings noch bis in die 60er Jahre fünf solcher Läden gab. Neben privaten Kunden kamen auch viele Filmausstatter in den ungewöhnlichen Laden, der viele Jahre aus dem Straßenbild der Potsdamer hervorstach. 2018 allerdings musste der Ave-Maria-Laden dem Edel-Designer „Paul Smith“ weichen und ist jetzt in der Lützowstr. 23 zu finden.

Neben dem Geschäft “Ave Maria” eröffneten Schuster und Funke gemeinsam mit anderen 2002 noch die „Joseph-Roth-Diele“ – als Gast- und Lesestube in bester Wiener Tradition und als Anlaufpunkt für Flaneure, die es früher zuhauf in der Potsdamer gab. Nebenan, in Nr. 73 (damals Nr. 115), wohnten der Schriftsteller und Journalist Joseph Roth und seine Frau nach ihrer Hochzeit 1922.

Dieter Funk ist Roth-Fan genauso wie sein Kompagnon Liebhard Zimmer, der als Bildender Künstler aus Sätzen von Roth Collagen geschaffen hat, die an den Wänden der Diele angebracht sind. Das gesamte Inventar erinnert an typische Wiener Cafés: Holzvertäfelung und blau-weiße Fliesen an den Wänden, eine kunstvoll abgerundete Holzdecke, Marmorfußboden, Regale voller Bücher von Joseph Roth und über der Eingangstür eine Glocke von 1908 – eine Leihgabe aus einer Schlosserei in der Nähe. Und der Ort hat eine bizarre Geschichte, denn das Ladengeschäft diente vorher 40 Jahre lang als Sarglager.

Die Joseph-Roth-Diele bietet neben gehaltvoller Lektüre und einem in Berlin sonst nur schwer zu findenden Ambiente auch einen günstigen und urigen Mittagstisch an. Das Lokal steht inzwischen auch in vielen Reiseführern, weshalb zwischen den zahlreichen Stammgästen aus der Umgebung auch immer mehr Touristen dort Platz nehmen.

Adresse
Potsdamer Straße 75
Tel.: 030 26369884
Home: www.joseph-roth-diele.de

Öffnungszeiten:
Mo – Do: 10 – 23 Uhr, Fr: 10 – 0 Uhr,  Sa + So: geschlossen

Zimt & Zucker

Das beeindruckende, hohe Gewölbe im Erdgeschoss der Nr. 103 beherbergte seit 1890 die  Buchhandlung „Struppe und Winckler“, eine Fachbuchhandlung für Recht, Wirtschaft und Steuern, die seit 2004 am Gendarmenmarkt zu finden ist. Hier hat in den 1920er Jahren u.a. Thomas Mann gelesen. Als die Buchhandlung auszog, folgte zunächst der Friseur „Kopfsache“, der heute schräg gegenüber seinen Laden hat. Dann machten drei kunstaffine, ehemalige TU-Studenten das Café „P 103“ auf: sie rekonstruierten die alte Decke und die Wände mit den prachtvollen Jugendstilornamenten. Der gesamte Laden steht bis hin zu den Fenstern unter Denkmalschutz.

Christiane vom "Zimt & Zucker"
Christiane vom "Zimt & Zucker"

Im Mai 2018 eröffneten dann Sandra und Christiane das „Zimt & Zucker“ als Zweitdependance zu ihrem Stammcafé am Schiffbauerdamm in Mitte. Sie wollen hier, an diesem traditionsreichen und stilvollen Ort mehr als nur Spitzengastronomie anbieten. Das „Zimt & Zucker“ soll ein Kaffeehaus und Lesesalon im besten Sinne sein, in dem Lesungen, Foto-Ausstellungen und andere kreative Veranstaltungen stattfinden. Sie knüpfen damit an die Historie der Potsdamer Straße an, in der es im 18. und 19. Jahrhundert in vielen Privatwohnungen literarische und andere Salons wie den von Gertrude Stein gab.

Adresse
Potsdamer Str. 103
Home: www. zimtundzucker.com
Tel.: 030 28604277
Öffnungszeiten: Mo – So: 9.30 Uhr – 22 Uhr:

Harb – orientalische Delikatessen

Adib Harb, der ehemalige Diplomat des einst in der Potsdamer Straße gelegenen libanesischen Konsulats, eröffnete 1983 das erste arabische Delikatessengeschäft West-Berlins, wenn nicht gar Deutschlands. Inzwischen dürfte es einer der ältesten Läden der Straße sein. Hier gibt es neben libanesischen Weinen, Trockenfrüchten und anderen orientalischen Leckerbissen auch Lampen, Kissen und diverse Dekoartikel aus dem Morgenland. Vor dem Zeitalter des Internets konnten gab es auch Flugtickets in die orientalischen Länder, die damals noch schwer zu erstehen waren.

Das Hauptstandbein von Harb ist bis heute der Export ins europäische Ausland, z.B. nach Dänemark, Österreich, Schweiz und Luxemburg. Trotzdem ist der großzügige Verkaufsladen in der Potsdamer Straße mit viel Liebe zum Detail gestaltet. Zur Stammkundschaft, die dort regelmäßig exotische Waren einkauft, gehören ebenso viele Deutsche wie Orientalen. Inzwischen haben der Sohn und die Tochter von Adib Harb das Geschäft übernommen und umgebaut, denn es ist eine Art Aushängeschild für ihren Handel. Ein moderner Store, der sich dem wandelnden Charakter der Potsdamer anpasst.

Harb – orientalische Delikatessen
Harb – orientalische Delikatessen

Besonderes Highlight bei Harb sind die libanesischen Weine, die zu den besten der Welt gehören. Der Libanon ist mehr christlich als muslimisch geprägt und wegen seiner fruchtbaren Böden eines der ältesten und besten Weinanbaugebiete der Welt. Seit dem 3. Jahrtausend v. Chr. ist der Weinbau im Libanon belegt, vermutlich brachten ihn die Phönizier ins Land. Neben den regionalen Rebsorten Obaidy und Merwah werden durch den Einfluss Frankreichs während des französischen Mandats 1920–1943 (Französisch ist die zweite Amtssprache im Libanon) heute 16–17 vorwiegend französische Rebsorten angebaut.

Der moderne Weinbau begann im Jahr 1857 durch Jesuitenmönche in Ksara. Château Ksara ist das älteste und größte Weingut im Libanon. Besondere Bedeutung hat dessen Wein aus der seltenen Arinarnoa, einer Kreuzung aus Merlot und Petit Verdot. Spitzenprodukt ist der Château Ksara Rouge, eine Cuvée, die zumindest 18 Monate in Fässern aus französischer Eiche reift, bevor sie auf Flaschen gezogen wird. Erwähnenswert ist weiterhin ein sortenreiner Chardonnay, der ausschließlich von Trauben aus den besten Lagen aus über 1400 Metern Höhe gekeltert wird.

Adresse
Potsdamer Straße 93
Tel.: 030 2611936

Erotikkaufhaus LSD (Love, Sex, Dreams)

Das LSD ist Berlins ältestes Sex-Kaufhaus mit Filialen an mehreren Standorten in Berlin und anderen Städten, wie z.B. Potsdam. Hier werden Sex-Toys und Filme verkauft, aber auch Video-Kabinen und Gay-Rooms betrieben, die allerdings häufig von den Straßen-Prostituierten und ihren Kunden genutzt werden.

Vor einigen Jahren hatte der Besitzer des LSD deshalb beantragt, die obere, leerstehende Etage des Kaufhauses zum Bordell umzubauen, was aber nach heftigen Protesten der Anwohner von der Stadt abgelehnt wurde.

Erotikkaufhaus LSD - Love, Sex, Dreams
Erotikkaufhaus LSD - Love, Sex, Dreams

Trotzdem ist das LSD ein Magnet für den Straßenstrich der Kurfürstenstraße – dem wohl größten der Stadt mit rund 400 Sexarbeiterinnen, die vorwiegend aus Südosteuropa und/oder aus den Drogenmilieu kommen und nicht nur von ihren Zuhältern, sondern angeblich auch noch von arabischen Großclans abkassiert werden.

Adresse
Potsdamer 124

Die-Lützow-Biene

„Die-Lützow-Biene“ ist ein Geschäft mit Tradition. 1926 wurde es als Lichtpauserei gegründet. Kopieren und Drucken lassen kann man dort immer noch, aber mittlerweile gibt es auch Schreibwaren und Bastelzubehör im weitesten Sinne. Neben dem üblichen Bedarf findet man beispielsweise auch eine Auswahl an Partyartikeln, Berlinsouvenirs oder Kochbüchern. Für den kleinen Hunger zwischendurch gibt’s einen Kühlschrank mit Snacks und Getränken. Wer in dem charmant zusammengewürfelten Sortiment nicht fündig wird, kann alles bestellen – ein Wort genügt.

Lützow Biene
Lützow Biene

Das Familienunternehmen mit mehreren Mitarbeitern wird bereits in fünfter Generation geführt. Oft musste es umziehen, blieb aber stets dem Kiez treu. Der erste Laden befand sich in der Lützowstraße, später zog das Unternehmen in die Genthiner Straße und war dann an verschiedenen Adressen in der Potsdamer Straße zu finden.

Adresse
Potsdamer Straße 95
10785 Berlin
Öffnungszeiten: Mo-Fr: 9-19 Uhr, Sa: 10-14 Uhr

Coffee & Deli - Queen of Muffin

Potsdamer Straße Ecke Pohlstraße liegt das „Queen of Muffins“. 2011 machte sich Axel Zilch mit dem Café selbstständig. Ganz so schön war die Potsdamer Straße da noch nicht, aber er hatte einen guten Riecher. Immer mehr Galeristen und Designer siedelten sich an und brachten frischen Wind und Schaulustige mit in die Straße. Das bunte Treiben vor der Tür spiegelt sich auch in der Kundschaft im Laden wider. Hier trifft man auf eine Mischung aus hippem Frühstücksvolk, Touristen, aber auch auf Anwohner, die einfach ihren Morgenkaffee genießen.

Coffee & Deli - Queen of Muffin
Coffee & Deli - Queen of Muffin

Unter der Woche kommen oft Angestellte aus den Büros in der Umgebung. Viele von ihnen sind Stammkunden. Wenn man die Leckereien probiert, wird klar, warum. Neben den namensgebenden Muffins gibt es auch verschiedene Kuchen. Die Besonderheit: sorgsam ausgewählte Zutaten und nicht so viel Zucker. Wem weniger Zucker immer noch zu viel ist, der kann aber auch herzhafte Sandwiches oder ein warmes Mittagsgericht bekommen.

Adresse
Potsdamer Straße 112
10785 Berlin
Öffnungszeiten: Mo-Fr: 8-19 Uhr, Sa-So: 9-19 Uhr

Maiden Mother & Crone

Wer mal ein bisschen was anderes zu Mittag essen möchte, ist im “Maiden Mother & Crone” genau richtig. Dort kann man von montags bis freitags jeweils ein Hauptgericht mit oder ohne Fleisch bekommen. Dazu wird auch immer ein Salat und ein Dip gereicht. Bei den ausgefallenen Kombinationen kommen Einflüsse aus allen Kontinenten zusammen. Serviert wird das Ganze in Tajines, aus Lehm gebrannten Schmorgefäßen der nordafrikanischen Küche.

Maiden Mother & Crone
Maiden Mother & Crone

Adresse
Potsdamer Straße 93
10785 Berlin
Öffnungszeiten: Mo-Fr: 12-18 Uhr

Potsdamer Straße 98A

Das große, schöne Backsteingebäude von 1893 wurde gebaut für den Verein Berliner Künstlerinnen und Kunstfreundinnen und das Viktoria-Lyceum für die akademische Weiterbildung von Frauen (hier lehrte Käthe Kollwitz und studierte Paula Modersohn-Becker). Nach dem Umzug der Künstlerinnenakademie 1911 wechselten die Bewohner sich ab: Klavierbauer, Rüstungsunternehmer, Anthroposophen, Buchverleger.

Potsdamer Straße 98A
Potsdamer Straße 98A

2009 wurde das Haus dann von der „Alexander und Renata Camaro-Stiftung“ gekauft und für die Kunst gerettet. Heute befinden sich hier u.a. die „Galerie 98A“ von Erik Spiekermann, die Künstlergruppe „Werkstatt Rixdorfer Drucke“ und das IFS (Institut für Sprachvermittlung).