Pariser Straße - Die Straße der Besten

Pariser Straße - Straße der Besten
Pariser Straße - Straße der Besten | © radioeins

Die Bewohner der Pariser Straße lieben ihr Straße für die entspannte Kiez-Atmosphäre, die friedliche Stimmung und die besonderen Läden am Ludwigkirchplatz. Auch die Pariser hat sich Laufe der Jahrzehnte gewandelt: von einer Ausgehmeile mit Nachtclubs in ein Paradies für Einzelhändler bis hin zu einer hochpreisigen Wohngegend für gut Betuchte. Wer lebt und arbeitet hier heute? Wir stellen Ihnen ein paar Gesichter der Straße genauer vor...

Dr. Marianne Gaehtgens

Marianne Gaehtgens ist Medizinerin im Ruhestand. Sie wohnt seit 2009 am Ludwigkirchplatz - mit direktem Blick auf die Kirche St. Ludwig und den Kinderspielplatz. Hier genießt Frau Gaehtgens das innerstädtische, ruhige Kiezleben mitten in der Großstadt. Im Laufe der letzten Jahre hat sie aber auch ein großes Interesse für die besondere Geschichte der Pariser Straße entwickelt. Marianne Gaehtgens ist Mitglied der Initiative Stolpersteine – Gedenksteine, die für die Opfer des NS-Regimes vor deren einstigen Wohnhäusern verlegt werden. Allein 180 Stolpersteine liegen in der Pariser Straße, in Charlotten-Wilmersdorf gibt es 3000 zu finden. Seitdem Marianne Gaehtgens von den vielen jüdischen Mitbürgen weiß, die hier einmal lebten und wirkten, lässt sie die Geschichte all dieser Menschen nicht mehr los. Frau Gaehtgens hat sich bereits für die Verlegung weiterer Gedenksteine im Kiez stark gemacht und war schon bei einigen Zeremonien dabei. Sie schreibt zudem auch die Biographien über einige der Bewohner, an die mit den Stolpersteinen gedacht werden soll. Sie sei mittlerweile eine Art Laien-Historikerin, so Gaehtgens, da sie nicht nur das Internet nach Informationen durchforstet, sondern auch Akten in Archiven durchwälzt oder Nachkommen der Verstorbenen ausfindig macht. So ergab sich zum Beispiel mal ein Telefonat mit Familienmitgliedern in New York, die dann extra für die Verlegung der Stolpersteine in die Pariser Straße reisten. Marianne Gaehtgens Wunsch: Ein kleines Buch über die Juden, die früher mal in der Pariser Straße und Umgebung wohnten, herauszugeben und so an ihre einstigen jüdischen Nachbarn zu erinnern.

Mehr Infos zu den Stolpersteinen in Charlottenburg-Wilmersdorf unter www.berlin.de

Ira Levin

Ira Levin wurde in Chicago geboren, begann im Alter von neun Jahren mit dem Klavierunterricht und komponierte bereits mit zwölf eigene Stücke. Später studierte er am „Curtis Institute of Music“ in Philadelphia das Dirigieren bei Max Rudolf. Mittlerweile hat Ira Levin zahlreiche Orchester in der ganzen Welt geleitet - in Quebec, Lissabon, Mexico oder Kapstadt. Eine herausragende Station im Laufe seiner Karriere war sicherlich sein Engagement als musikalischer und künstlerischer Direktor des Nationaltheaters von Brasilien in Brasilia. Dort rief Ira von 2007 bis 2010 eines der größten didaktischen Programme in Südamerika ins Leben, an dem über 45.000 Schüler aus privaten und öffentlichen Schulen teilnahmen.  

Ira Levin mit seiner Hündin Sophie © radioeins/Lorenzen
Ira Levin mit seiner Hündin Sophie © radioeins/Lorenzen | © radioeins/Lorenzen

Seit über 30 Jahren ist Ira Levin aber auch immer wieder in Deutschland tätig, etwa bei den Düsseldorfer Symphonikern, der Badischen Staatskapelle oder den Bremer Philharmonikern. Und vor sechs Jahren verlagerte er seinen festen Wohnsitz in die Pariser Straße in Berlin. Er liebt die Ruhe hier, die guten Restaurants, die wunderschönen Häuser und die gleichzeitige Nähe zur City. Und auch aus einem anderen Grund fühlt er sich auf besondere Weise mit der Straße verbunden: Ignaz Friedmann, eines seiner großen Idole, wohnte einst hier. Eine Gedenktafel am Haus der Pariser Straße 21 erinnert heute an den polnischen Komponisten, Pianist von Weltruf und legendären Chopin-Interpreten. Das wusste Ira allerdings nicht, als er in die Pariser Straße gezogen ist. Erst als ein Freund von ihm bemerkte, dass auf dem Absender eines Autographen von Ignaz Friedman, in dessen Besitz Ira Levin ist, die Adresse der Pariser Straße zu lesen war, fing er an zu recherchieren und fand das einstige Wohnhaus seines musikalischen Helden.

Mehr Infos unter:
www.iralevin.net

Dr. Maximilian Herzog alias „Zigarren-Herzog“

Wenn es um exklusives Rauchzeug, sprich Zigarren, geht, dann kommt man an Zigarren-Herzog nicht vorbei. Der habilitierte Psychologe Maximilian Herzog, der ursprünglich aus der Schweiz stammt, fand irgendwann in seiner Wahlheimat Berlin keinen Lehrstuhl mehr für seine Spezialisierung auf die Phänomenologische Psychologie. Also musste er sich einen neuen Broterwerb überlegen.  

Dr. Maximilian Herzog alias „Zigarren-Herzog“ mit radioeins Redakteurin Anne Mücke © radioeins/Lorenzen
Dr. Maximilian Herzog alias „Zigarren-Herzog“ mit radioeins Redakteurin Anne Mücke © radioeins/Lorenzen | © radioeins/Lorenzen

Die Idee, in den Masuren ein Luxushotel zu bauen, verwarf er schnell wieder. Doch dann kam dem Aficionado der kubanischen Zigarre eine viel bessere Eingebung: In Berlin gab es damals kein einziges Raucherzimmer mehr, in dem Zigarren-Liebhaber genussvoll ihrer Leidenschaft frönen können. In früheren Jahrzehnten eine Selbstverständlichkeit. Also eröffnete er 1997 – entgegen dem Rat von Immobilienmaklern, die ihn an den Ku’damm drängen wollten – am Ludwigkirchplatz sein ganz besonderes Genießer-Geschäft: Zigarren-Herzog. Mit einer kubanischen Lizenz für eine Casa del Habana in der Tasche konnte er fortan vor allem mit einem großen Angebot an kubanischen Zigarren und Rum aufwarten. Genossen werden können diese Gaumenfreuden im exklusiven Raucherzimmer, das mit originalem Interieur der 20er Jahre aufwartet. Oder die Kunden lagern ihre hochpreisigen Tabakschätze im ladeneigenen Humidor ein. Die Entscheidung, nicht an den touristisch flatterhaften Ku’damm zu gehen, sondern an den gediegenen Ludwigkirchplatz, war genau richtig. Denn Zigarren-Herzog lebt weniger von spontan kaufender Laufkundschaft als vielmehr von Stammkunden. Und zu den zählen neben Otto Schilly auch FDP-Chef Lindner, Stardirigent Daniel Barenboim oder Schauspieler Ralf Möller. Selbst Hollywood-Größen wie Arnold Schwarzenegger haben sich hier schon beraten lassen und natürlich auch gekauft.  Und es kommen nicht etwa nur Männer: Auch Frauen lassen sich für das Zigarre-Rauchen begeistern, in den 90er Jahren gab es sogar einen kleinen Boom.

Seit einiger Zeit gibt es im Friedrichshainer Osthafen eine zweite Dependance von Zigarren-Herzog, eine Oase für die Liebhaber kubanischer Zigarren, die hier erstmals in Deutschland die Möglichkeit haben, unter Habanos sortiert nach Jahrgang und Deckblattfarbe wählen zu können.

Adresse
Ludwigkirchplatz 1-2

Telefon
030 - 88682340

Mail
info@zigarren-herzog.de

Homepage
www.zigarren-herzog.de

Öffnungszeiten
Mo - Fr, 10-20 Uhr,
Sa, 10 - 16 Uhr

Dr. Razi Hejazian – Art Teppich Kelim

„Bilder für den Boden“ – so bezeichnet der habilitierte Ethnologe und Kunstwissenschaftler Orientteppiche (geknüpft) und Kelims (gewebt), für die er seit vielen Jahren Experte ist. Geboren im Iran, kam er mit 20 Jahren nach Berlin, um hier an der FU zu studieren. Nach seinem Abschluss eröffnete er in der Pariser Str. 44 seine Teppich-Galerie. Hier betreibt er drei Standbeine: Zum einen begutachtet er im Auftrag von Museen, Privatpersonen und Gerichten Teppiche und schätzt deren Wert. Er ist einer von nur 16 Sachverständigen im gesamten deutschsprachigen Raum, der dafür offiziell zugelassen ist.

Art Teppich Kelim © radioeins/Warnow
Art Teppich Kelim © radioeins/Warnow | © radioeins/Warnow

Außerdem werden in der angegliederten Werkstatt Teppiche repariert und restauriert. Und zum Dritten werden in der Galerie selten Teppiche ausgestellt und teilweise auch zum Verkauf angeboten. Dr. Hejazian reist dafür durch entlegene Gegenden in Nordafrika oder Zentralasien und kauft vor allem Nomaden Teppiche ab, die diese für den eigenen Bedarf herstellen. Er schreibt im Anschluss Bücher über diese Reisen mit vielen Fotografien und grafischen Darstellungen (Hans-Schiller-Verlag). Seine Kunden kommen aus aller Welt, auch wenn Orientteppiche längst nicht mehr so beliebt sind wie in den 70er und 80er Jahren. Damals gab es am benachbarten Ku’damm zehn Geschäfte nur für Orientteppiche, heute existiert kein einziges mehr. Doch Dr. Hejazian halten die Liebhaber dieser Web- und Knüpfkunst die Treue. Viele Vermögende mit bekannten Namen sind darunter, für die Orientteppiche und Kelims mehr sind als eine gute Wertanlage. Es passiert auch immer mal wieder, dass Menschen mit scheinbar alten, wertlosen Teppichen zu ihm kommen, die dann auf dem Markt mehrere 100.000 € bringen. In einem Fall wurde ein solcher Teppich aus Deutschland bei einer Auktion in New York sogar für 7 Mio Dollar verkauft.

Adresse
Pariser Straße 44
10707 Berlin

Telefon
030-88678909

Mail
info@hejazian.de

Öffnungszeiten
Mo , Fr, 11, 18 Uhr,
Sa, 10 - 16 Uhr