Karl-Liebknecht-Straße - Streetview

Ein Stadtteilmuseum, das in jeder Ecke Geschichte atmet, ein Fußballstadion mit Kultfaktor und eine Schule, in der man in die Sterne schauen kann. Außerdem: Ein Stoffladen mit besonderem Konzept, ein Geschäft, das ganz ohne Verpackung auskommt und ein gemütliches Café in den Räumlichkeiten einer alten Apotheke. Wissenswertes über Orte und Läden in der Karl-Liebknecht-Straße...
Karl-Liebknecht-Stadion, genannt „Karli“ vom SV Babelsberg 03 und 1. FFC Turbine Potsdam
Fußball hat in Babelsberg eine lange Tradition: Bereits in den 1920er Jahren richteten Fußballer des Arbeitersportvereins „Concordia 06“ (später „Eintracht Babelsberg“) das Sportfeld an der Priesterstraße her, das im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt wurde. Auf diesem Gelände wurde nach dem 2. Weltkrieg zunächst der Karl-Liebknecht-Sportplatz gebaut. Das ‚Karli’ entstand dann 1974/75 als reines Fußballstadion an eben diesem Ort. Mit einer teilüberdachten Tribüne für 1.472 Zuschauer und einem typischen DDR-Plattenbau als Tribünengebäude.

Eingeweiht wurde das Stadion am 10. Juli 1976 mit einem Spiel von Motor Babelsberg gegen die DDR-Olympia-Auswahl (spätere Goldmedaillen-Gewinner bei den olympischen Spielen in Montreal). In den 1970er und 80er Jahren gab es auch internationale Vergleiche im Karli. Zum Beispiel 1977 das Weltmeisterschaft-Qualifikations-Spiel des SV Motor Babelsberg gegen Malta. Zu diesem Match war es erstmals ausverkauft.
Mitte der neunziger Jahre begann ein sensationeller Aufstieg des Babelsberger Fußballs: 1997 gelang der Aufstieg des SV Babelsberg 03, der 1991 aus dem SV Motor Babelsberg hervorgegangen war, in die drittklassige Regionalliga.
Als am 09. Juli 2001 im Spiel gegen Düsseldorf 14.700 Zuschauer kamen, war das ‚Karli’ nach 24 Jahren wieder ausverkauft und der Aufstieg in die 2. Bundesliga vollendet. Damit stiegen auch die Anforderungen an das Stadion, das dringend modernisiert werden musste. Es erhielt u.a. eine modernen Flutlichtanlage, die deutschland- und wahrscheinlich europaweit einzigartig sein dürfte: Die Flutlichtmasten können nach dem Spiel um ein Drittel abgeklappt werden, damit die Sichtachsen des angrenzenden Babelsberger Parks - Teil des Potsdamer UNESCO-Weltkulturerbes - geschützt werden.
Allerdings stieg Babelsberg 03 am Ende der Saison wieder ab und musste wegen der angehäuften Schulden Insolvenz anmelden. Inzwischen hat sich der Klub von diesem finanziellen Knockout erholt, spielt nun aber lediglich in der Regionalliga. Neben dem SV Babelsberg 03 nutzen auch die Frauen des 1. FFC Turbine Potsdam das ‚Karli’ für ihre Heimspiele.
Kulturhaus Babelsberg
Nachdem Mitte des 18. Jahrhunderts durch die Ansiedlung böhmischer Weber und Spinner der Ort Nowawes bei Potsdam entstanden war, eröffneten hier im Zuge der Industrialisierung auch immer mehr große Firmen und Betriebe. Die Bevölkerung wuchs und damit auch der Verwaltungsaufwand. Zunächst eröffnete die Nachbargemeinde Neuendorf 1893/94 in der damaligen Lindenstraße (heute R.-Breitscheid-Straße 21) ein Rathaus, weil die Räumlichkeiten im Lehnschulzenhaus am Neuendorfer Anger zu klein geworden waren.

1897 zog die Gemeinde Nowawes, die sich in einer Art Konkurrenzkampf mit dem benachbarten Neuendorf befand, nach und errichte ebenfalls ein neues Rathaus. Und zwar ganz in der Nähe des Neuendorfer Rathauses, an der Ecke Lindenstraße (heute R.-Breitscheid-Straße)/ Priesterstraße (heute Karl-Liebknecht-Straße). Der Entwurf stammte vom Potsdamer Architekten Otto Kerwien, der auch die Potsdamer Synagoge am Wilhelmplatz gebaut hatte. Das Nowaweser Rathaus, ein repräsentatives Gebäude aus rotem, märkischen Backstein, wurde am 19. Januar 1900 eingeweiht. Im Jahr 1907 vereinten sich beide Gemeinden Neuendorf und Nowawes zur Landgemeinde Nowawes. 1924 bekam Nowawes das Stadtrecht und die gemeinsame Stadtverwaltung saß im Nowaweser Rathaus.
Am 1. April 1938 wurden Nowawes und die Gemeinde Neubabelsberg zusammengeschlossen. Die Nationalsozialisten änderten in diesem Zuge den böhmischen Namen „Nowawes“ in Babelsberg um. Am 1. April 1939 wurde Babelsberg dann in die kreisfreie Stadt Potsdam eingegliedert und ist seitdem deren größter Stadtteil.
Danach wurde das imposante Eckhaus nicht mehr als Rathaus genutzt, aber für andere Zwecke. Unter anderem befanden sich hier Bibliothek, Sparkasse, Standesamt und Zweigstellen der Stadtverwaltung Potsdam. Seit 1956 ist das Haus in unterschiedlichen Strukturformen Kulturhaus. Heute ist es ein Bürger-und Stadtteilkulturzentrum, das von der Stadt Potsdam und verschiedenen Trägern der freien Kulturarbeit, wie z.B. der Kunstschule e.V., der Singschule Babelsberg e.V., dem Förderkreis Böhmisches Dorf Nowawes und Neuendorf e.V.u.a. betrieben wird.
Stadtteilmuseum zur Nowaweser Geschichte im Kolonistenhaus Sowtschek
Das originale Kolonistenhaus aus dem Jahr 1752ist noch zur Hälfte erhalten und erhielt später einen Anbau. 1995/1996 wurde es in alter Lehmbautechnik als ABM-Projekt von der Evangelischen Kirchengemeinde Babelsberg saniert. Arbeitslos gewordene Historiker aus der DDR und andere Interessierte gründeten den Förderkreis Böhmisches Dorf Nowawes und Neuendorf e.V. und richteten in den Räumlichkeiten ein kleines Museum zur Geschichte von Nowawes und Neuendorf.

Hier kann man anhand sehr anschaulicher Exponate und Texte nachvollziehen, wie aus dem einstigen Bauerndorf Neuendorf und der Weber- und Spinnerkolonie Nowawes die größte Industriestadt des Kreises Teltow wurde. Unter anderem steht dort ein funktionstüchtiger, mechanischer Webstuhl (allerdings aus späteren Zeiten), der auch noch betrieben werden kann. Im Kräutergarten hinter dem Haus gibt es außerdem eine Auswahl traditioneller Heil-, Färbe-, Gewürz, Gemüse- und Zierpflanzen, wie sie zur Zeit der ersten Weberansiedlungen vor etwa 250 Jahren bekannt waren und verwendet wurden. Das Stadtteilmuseum Nowawes wurde im August 2018 als Denkmal des Monats ausgezeichnet.
Stadtteilmuseum zur Nowaweser Geschichte im Kolonistenhaus Sowtschek, Karl-Liebknecht-Str. 23,
Öffnungszeiten: Dienstag und Donnerstag, 13 - 16 Uhr, außerhalb der Öffnungszeiten können Besucher Stadtteilführungen vereinbaren.
Tel. 0331-50 03 74,
www.boehmisches-dorf-nowawes.de
Grundschule 16 „Bruno H. Bürgel“
Die Schule wurde 1907 als Nowaweser Gemeindeschule 1 eröffnet und war damals eine der modernsten Bildungseinrichtungen jener Zeit. Sie ersetzte die ursprüngliche Schule, die bereits 1806 gebaut, im Laufe der Jahre aber zu klein geworden war. In der Weimarer Republik wurde sie zur Gemeindeschule 5 und damit zu einer "weltlichen Sammelschule " ohne Religionsunterricht. Auch mit diesem Ansatz war sie ihrer Zeit ein Stück voraus. Dieser Fortschrittsgedanke fand unter den Nationalsozialisten 1933 ein Ende: die "gleichgeschaltete" Volksschule wurde kurz vor dem Ende des 2. Weltkrieges durch eine Fliegerbombe schwer beschädigt.

Das Gebäude wurde nach dem Krieg saniert und bekam 1948 den Namen des Babelsberger "Arbeiterastronomen" und Schriftstellers Bruno H. Bürgel. In diesem Zusammenhang erhielt die Schule eine Kuppel für astronomische Beobachtungen, eine eigene Sternwarte mit einem Fernrohr aus dem Nachlass von Bürgel. Als ab 1950 wieder regulärer Unterricht an der Schule stattfinden konnte, wurde die Sternwarte für den Astronomieunterricht genutzt.
Nach der Wende fiel dieses Unterrichtsfach weg. Doch die Sternwarte wird weiterhin genutzt: innerhalb einer Schüler-Arbeitsgemeinschaft und für öffentliche Abendbeobachtungen (Sep – April 14tägig). Das jetzige Fernrohr (auch aus dem Nachlass von Bürgel und bereits über 100 Jahre alt) ist auf eine inzwischen auch schon historische Zeiss-Armatur aus den 50er Jahren montiert. Man kann dadurch die hellen Planeten wie Jupiter und Saturn gut sehen. Mit einem Sonnenfernrohr kann außerdem tagsüber die Sonne beobachtet werden. Die Kuppel kann per Kurbel und Handkraft geöffnet und um 360° gedreht werden, um jederzeit eine optimale Sicht auf den gesamten Sternenhimmel über Potsdam zu ermöglichen.

S-Bahnhof Babelsberg
Bereits 29.10.1838 nahm die Berlin-Potsdamer Aktiengesellschaft ihren Betrieb auf der Strecke Berlin-Potsdam auf. Die Linie führte mitten durch die Gemeinde Nowawes und zwar auf dem ehemaligen Königsweg, der heutigen Rudolf-Breitscheid-Straße. Die Schienen wurden dafür auf dem damaligen Viehtrift verlegt und mit einem Bretterzaun gesichert. Erst 1866 hielten die Züge auch in Nowawes und Neuendorf an der neuen, gemeinschaftlichen Haltestelle. Täglich fuhren in beide Richtungen – Berlin und Potsdam – je zwei Züge. Zwischen 1911 und 1914 wurde die ebenerdige Strecke als Bahndamm aufgebaut und es entstand der heutige S-Bahnhof, der inzwischen unter Denkmalschutz steht.

KELLERMANN
In der ehemaligen Rathaus-Apotheke, weil gegenüber des ehemaligen Rathauses von Nowawes, richtete Uwe Kellermann im Jahr 2017 sein sehr großzügig geschnittenes ‚Café Kellermann’ ein. Hier kann man sich morgens den Kaffee to go holen oder zum gemeinsamen Brunch treffen und in aller Ruhe schlemmen. Mittags gibt es täglich wechselnd zwei Gerichte, alles bio und fair trade, und abends natürlich Wein und andere geistige Getränke.
Wer will, kann unter einer Disco-Kugel meditativ schaukeln oder auch draußen sitzen und den brausenden Verkehr beobachten. Außerdem gibt es diverse Lesungen, Konzerte und andere Veranstaltungen, die das kulturelle Leben von Babelsberg bereichern.
Öffnungzeiten:
Mo – Do 7.00 – 22.00 Uhr
Fr 7.00 – 1.00 Uhr
Sa 9.00 – 1.00 Uhr
So geschlossen
Mehr Infos:
www.radioeins.de/programm/sendungen/mofr1013/kantine/kellermann.html
Imagefilm: www.youtube.com/watch?v=wNhvsuzvLuw