Gerichtstraße - Litfaßsäule

Gerichtstraße - Litfaßsäule
Gerichtstraße - Litfaßsäule

Für seinen Debütroman „Großer Bruder Zorn“ ließ sich der Autor und Wahl-Weddinger Johannes Ehrmann insbesondere von der Gerichtstraße inspirieren. Der Schweizer Schriftsteller Matthias Zschokke fängt in seinem Roman „Maurice mit Huhn“ ebenfalls das Leben rund um den Nettelbeckplatz ein. Und auch für Filme und Serien lieferte die Gerichtstraße schon die perfekte Kulisse...

Gerichtshöfe 12/13

Die Gerichtsstr. blieb viele Jahre lang unbebaut und gehörte vom Gartenplatz bis zum Nettelbeckplatz zum sogenannten Weddingland. Erst im 19. Jahrhundert nahm die Bebauung – vor allem mit Fabrikgebäuden – deutlich zu. So entstand in der Gerichtsstr. 12/13 im Jahr 1860 eine chemische Fabrik, die neben den Glühstrümpfen für Berlins Gaslaternen auch Chinin herstellte.

1912 wurde aus dem Fabrikgebäude ein riesiger Gewerbehof - „Industriestätte Nordhof“ - mit insgesamt 6 Hinterhöfen. Doch nach dem Bau der Mauer, an die die Gerichtsstr. unmittelbar grenzte (Grenzstr.), verließen immer mehr Handwerksbetriebe und Gewerbetreibende die Gegend und es gab einen großen Leerstand auch in den Gerichtshöfen 12/13. Diesen Umstand entdeckten Anfang der 1980er Jahre einige Künstler und zogen in die riesigen, meist nur dürftig beheizten und ziemlich heruntergekommenen Fabriketagen ein. Die Besitzerin des Komplexes – die Wohnungsbaugesellschaft GESOBAU – erkannte in den neuen Mietern eine Chance und unterstützte die Künstler großzügig. Nicht nur mit günstigen Mieten, sondern auch mit Mietverträgen, die einen „Kunstankauf pro Quadratmeter“ enthielten: für jeden Quadratmeter, den ein Künstler über ein Jahr Miete zahlte, wurde ein bestimmter Betrag als Kunstguthaben weggelegt und für diesen Betrag erwarb die GESOBAU dann Werke des Künstlers. Die neuen Mieter konnten sich außerdem nach weitestgehend eigenen Vorstellungen ihre Ateliers in die riesigen Fabriketagen einbauen, Gruppen bilden oder für sich bleiben. Dieses Konzept zog immer mehr Kreative an und so sind die Gerichtshöfe 12/13 heute eines der größten Künstlerquartiere Deutschlands, wenn nicht sogar Europas.

An die 70 Ateliers gibt es inzwischen hier – Maler, Bildhauer, Schmuckgestalter, Keramiker - und seit 2004 auch einen Verein: „Kunst in den Gerichtshöfen“. Der organisiert die „Lange Nacht der Gerichtshöfe“, die zwar aus der „Langen Nacht der Museen“ entstanden ist, heute aber ein Eigenleben führt. Viele der ansässigen Künstler beteiligen sich daran, öffnen ihre Ateliers für die gut 2.000 Besucher, die diese besondere Gelegenheit nutzen, um Kunst dort anzuschauen und auch zu kaufen, wo sie entsteht. Und auch externe Künstler können sich beteiligen und um die Teilnahme bewerben. Für sie ist eine 700 Quadratmeter große „Gästeetage“ reserviert.

2016 wird die „Lange Nacht der Gerichtshöfe“ am 24. September stattfinden.

Quellen:
weddingweiser.wordpress.com...
www.gebaut-in-berlin.de...

Besichtigungen:
einmal jährlich im August zur Langen Nacht der Gerichtshöfe.

Events:
Zum Nikolausfest am 6. Dezember findet die Verkaufsvernissage „MOKUZUMIMI – Moderne Kunst zum Mitnehmen“ statt.

Kontakt:
Gerichtstr 12/13,
13347 Berlin-Wedding

 

Druckbar, Gerichtstraße 60

Die Druckbar Wedding ist Leo Klosters Siebdruck-Werkstatt und Atelier in der Gerichtstraße. Hier arbeitet er an seinen persönlichen Arbeiten, die Tür steht aber auch offen für jeden, der seine kreativen Ideen umsetzen oder einfach mal Siebdruck ausprobieren will. Ursprünglich aus Köln hat Klosters in Düsseldorf Fotografie studiert. Nach vielen Jahren in der eigenen Produktionsfirma und bei Viva hat es ihn nach Berlin verschlagen, um hier seiner neugefundenen Leidenschaft nachzugehen: Dem Siebdruck. Nach vielen Jahren in Kreuzberg sind Leo und seine Frau Lotta endlich im Wedding gelandet und planen, zu bleiben. Jeden Donnerstagabend ab 19.00 Uhr öffnet sich die Tür der Druckbar für ein besonderes Event: „Art und Pizza“. Denn Leo Klosters kann nicht nur drucken, sondern auch hervorragend Pizza backen mit seinem eigens dafür angeschafften Ofen. Da er aber kein Gastronom sein will, funktioniert seine Idee so: Er stellt für jeden Donnerstag einen eigens kreierten Siebdruck her, den die Besucher für einen kleinen Obulus (7€) erstehen können. Dafür bekommen sie Pizza und Getränke kostenlos, können über Kunst und alles andere sinnieren oder aber im Hinterzimmer bei Leos Frau Lotta – einer Tanzlehrerin mit eigenem Studio – Unterricht im derzeit sehr angesagten Swing-Dance nehmen.

Quellen:
ghettogether.net/2014/12/druckbar-wedding/
www.lottasjitterbugs.de/category/artandpizza/