Oh my God: It's a Radioday - die radioeins Götterdämmerung! - Ursprünge des Glaubens: Wie alt ist der Glaube an Götter?
Woher kommt der Glaube an Götter und wie alt ist er? In einem spannenden Gespräch mit dem Prähistoriker Dr. Bernhard Heeb vom Museum für Vor- und Frühgeschichte Berlin beleuchten wir die Ursprünge religiösen Denkens. Von steinzeitlichen Kultstätten über rätselhafte Götterstatuen bis hin zu Bestattungsritualen – ein faszinierender Blick in die Frühgeschichte des Glaubens.
Der Glaube an Götter entwickelte sich nicht sofort mit dem Auftreten des Menschen vor etwa 300.000 Jahren. Frühe Menschen verehrten vermutlich keine personalisierten Götter, sondern lebten in einem animistischen Weltbild, in dem Naturphänomene und Gegenstände als beseelt galten. Erst später entstanden konkrete Götterbilder.
Die ältesten Hinweise auf religiöse Praktiken stammen aus der Zeit um 11.000 v. Chr., etwa aus der Fundstätte Göbekli Tepe. Dort wurden große, teils drei Meter hohe anthropomorphe Statuen mit phallischen Merkmalen gefunden. Auch Tierdarstellungen könnten auf Tiergottheiten hindeuten. Diese Interpretationen bleiben jedoch spekulativ, da schriftliche Quellen fehlen.
Archäologische Funde wie Tempelanlagen oder Statuen lassen sich oft nicht eindeutig einer Gottheit zuordnen. Besonders in der Frühzeit fehlen Namen oder klare Attribute, sodass unklar bleibt, ob es sich um Götter, Priester oder Herrscher handelt.
Soweit bekannt, ist der Mensch das einzige Lebewesen, das einen Gottesglauben entwickelt hat. Dies setzt ein abstraktes, perspektivisches Denken voraus – die Fähigkeit, über das eigene Leben hinaus zu denken.