Oh my God: It's a Radioday - die radioeins Götterdämmerung! - Wenn Religion radikal wird: Wie Extremisten Glauben missbrauchen

Islamistische Propaganda im Netz © imago/Reporters
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Was passiert, wenn Religion zur Waffe wird? Wenn Glaube nicht mehr verbindet, sondern spaltet? Der Religionssoziologe Thomas Mücke vom Violence Prevention Network erklärt auf radioeins, wie extremistische Gruppen junge Menschen mit einfachen Wahrheiten, Heilsversprechen und digitaler Manipulation ködern – und warum Radikalisierung oft dort beginnt, wo Anerkennung und Zugehörigkeit fehlen. Ein Gespräch über die dunkle Seite des Glaubens – und was wir ihr entgegensetzen können.

Religion kann nicht nur Trost und Orientierung bieten, sondern auch missbraucht werden – etwa zur Legitimation von Hass, Gewalt und Unterdrückung. Religiös begründeter Extremismus, wie etwa der Dschihadismus, nutzt ein verzerrtes Gottesbild, das auf blinden Gehorsam und absolute Wahrheit setzt.

Im Zentrum extremistischer Ideologien steht ein strafender, autoritärer Gott, dem man ohne Hinterfragen folgen soll. Eigenes Denken wird unterdrückt, Zweifel sind unerwünscht. Belohnung wird ins Jenseits verlagert – mit Heilsversprechen, die emotionale Bedürfnisse ausnutzen, etwa nach Anerkennung, Zugehörigkeit oder Sinn.

Extremistische Gruppen konstruieren einen "Gotteskrieg", in dem nur Gläubige als legitim gelten. Wer nicht dazugehört, gilt als Feind. Die Religion wird dabei instrumentalisiert – zentrale Aussagen werden verzerrt, um Gewalt zu rechtfertigen und Andersdenkende zu entmenschlichen.

Warum Jugendliche anfällig für Radikalisierung sind

Radikalisierung beginnt oft nicht mit Religion, sondern mit emotionalen und sozialen Defiziten: fehlende Anerkennung, Identitätskrisen, Ausgrenzung. Extremisten bieten zunächst Gemeinschaft und Zugehörigkeit – erst später folgt die ideologische Indoktrination. Ziel ist die vollständige Abgrenzung von der bisherigen Lebenswelt.

Digitale Radikalisierung: Neue Wege, neue Gefahren

Früher waren Warnzeichen wie verändertes Verhalten oder neue Freundeskreise sichtbar. Heute verläuft Radikalisierung oft digital – unbemerkt von Eltern oder Lehrkräften. Die Szene ist international vernetzt, professionell organisiert und nutzt soziale Medien gezielt zur Rekrutierung.