Oh my God: It's a Radioday - die radioeins Götterdämmerung! - Gotteslästerung oder Glaubensstärke? Rabbi Rothschild über jüdische Witze und die Kraft des jüdischen Humors

Ein Mann trägt eine Kippa © imago images/Seeliger
imago images/Seeliger
Ein Mann trägt eine Kippa | © imago images/Seeliger Download (mp3, 16 MB)

Darf man über Gott lachen? Im jüdischen Witz ist das keine Provokation, sondern Tradition. Rabbi Walter Rothschild erklärt auf radioeins, warum Humor im Judentum eine Form der Selbstbehauptung ist – auch in Zeiten von Leid, Verfolgung und Zweifel. Zwischen Wortspielen, Widersprüchen und tiefem Glauben zeigt sich: Lachen kann eine spirituelle Haltung sein – und manchmal sogar ein Gespräch mit Gott.

Humor ist subjektiv und kontextabhängig, betonte Rabbi Walter Rothschild auf radioeins. Im Judentum ist er tief verwurzelt – als Mittel der Selbstbehauptung, des Überlebens und der Reflexion. Wer einen Witz erzählt, für wen und in welchem Rahmen, macht einen großen Unterschied. Humor ist dabei oft die Waffe der Machtlosen.

Der jüdische Witz entstand aus der Erfahrung von Verfolgung, Diaspora und Ohnmacht. Er bietet eine Perspektive auf das Leben – oft mit einem Augenzwinkern gegenüber Autoritäten, auch gegenüber Gott. Selbst Themen wie Tod, Armut oder der Holocaust werden humorvoll verarbeitet – nicht aus Respektlosigkeit, sondern als Überlebensstrategie.

Jüdischer Humor hinterfragt religiöse Regeln, ohne den Glauben zu zerstören. Er erlaubt es, mit Gott zu ringen, ihn herauszufordern – und dabei dennoch an ihm festzuhalten. Der Witz wird so zur Form der Auseinandersetzung mit dem Glauben, nicht zu dessen Ablehnung.

Andere Religionen tun sich mit Humor oft schwerer. Während im Judentum Streit und Diskussion Teil der religiösen Kultur sind, wird in anderen Glaubensrichtungen Kritik oder Spott schnell als Gotteslästerung verstanden. Das erschwert den interreligiösen Dialog – und zeigt, wie unterschiedlich mit Heiligkeit und Humor umgegangen wird.