Katastrophale Lage der Zivilbevölkerung - Waffenruhe zwischen Hamas und Israel - Hoffnungsschimmer für Gaza

Gazastreifen, Khan Yunis: Palästinenser inspizieren ihre zerstörten Häuser in Hamad Town, nachdem sie nach dem Rückzug der israelischen Armee zurückgekehrt sind. Die Stadt ist, wie fast der gesamte Gazastreifen, massiv zerstört (Bild vom 21.05.2024) © Abed Rahim Khatib/dpa
Abed Rahim Khatib/dpa
Gazastreifen, Khan Yunis: Palästinenser inspizieren ihre zerstörten Häuser in Hamad Town, nachdem sie nach dem Rückzug der israelischen Armee zurückgekehrt sind. Die Stadt ist, wie fast der gesamte Gazastreifen, massiv zerstört (Bild vom 21.05.2024) | © Abed Rahim Khatib/dpa Download (mp3, 8 MB)

Mit dem Terrorüberfall der Hamas auf Israel vor 15 Monaten hat ein Krieg angefangen, der bis heute andauert. Jetzt gibt es endlich einen Verhandlungserfolg. Die Hoffnung auf eine Waffenruhe zwischen Hamas und Israel ist groß. Doch es bleibt abzuwarten, ob diese tatsächlich zustande kommt und ob sie den dringend benötigten humanitären Zugang ermöglicht. "Wir hoffen auf eine schnelle Waffenruhe", erklärte Dr. Thorsten Klose-Zuber, Generalsekretär der Hilfsorganisation "Help – Hilfe zur Selbsthilfe", auf radioeins.

Monatelang wurde darüber verhandelt – nun scheint ein Waffenstillstandsabkommen zwischen Israel und der Hamas in greifbarer Nähe. Es sieht vor, dass zunächst ab Sonntag für sechs Wochen die Waffen schweigen. In einem ersten Schritt soll rund ein Drittel der noch 98 Geiseln in der Gewalt der Hamas freigelassen werden, Kinder, Frauen und Männer im Alter über 50. Israel zieht sich dafür aus den besiedelten Gebieten in Gaza zurück, muss Palästinenser aus dem Gefängnis entlassen und garantiert den Zugang zu einer besseren Versorgung der Bevölkerung in Gaza mit Hilfsgütern und Treibstoff.

Wir hoffen als humanitäre Hilfsorganisation natürlich sehr, dass es jetzt zeitnah und ohne größere Verzögerungen zu einer Waffenruhe kommt. Und natürlich in Folge der Waffenruhe dann auch hoffentlich zu einem Waffenstillstand im Gazastreifen. Das wäre jetzt tatsächlich der wichtigste Schritt, damit die eskalierende Gewalt vor Ort gestoppt wird."

Dr. Thorsten Klose-Zuber, Generalsekretär der Hilfsorganisation "Help – Hilfe zur Selbsthilfe"

Die aktuelle Situation für die Zivilbevölkerung ist katastrophal, erklärte Dr. Thorsten Klose-Zuber, Generalsekretär der Hilfsorganisation "Help – Hilfe zur Selbsthilfe", auf radioeins. Es fehlt an allem, was die Menschen zum Überleben brauchen: sauberes Trinkwasser, Nahrungsmittel, Medikamente und sichere Unterkünfte. Die Menschen sind traumatisiert, und die gesamte Infrastruktur ist zerstört. Krankenhäuser sind überlastet und teilweise zerstört, Schwerverletzte können nicht angemessen behandelt werden.

Die EU-Kommission hat mittlerweile ein Hilfspaket in Höhe von 120 Millionen Euro für die Region angekündigt. Dieses Geld kann relativ schnell umgesetzt werden, doch ohne einen entsprechenden humanitären Zugang bringt auch diese Unterstützung nichts. Die Waffenruhe muss mit einem vernünftigen humanitären Zugang und dem Schutz der Helferinnen und Helfer verknüpft werden.

Pressekonferenz mit Scheich Mohammed bin Abdulrahman bin Jassim Al Thani, Premierminister Katar, über die Vermittlungsbemühungen zwischen Israel und Hamas © picture alliance / Xinhua News Agency | Xin Hua
picture alliance / Xinhua News Agency | Xin Hua

Gaza-Verhandlungen in Doha - Israel und Hamas einigen sich auf Waffenruhe und Geiselvereinbarung

In Katar haben sich Israel und die Hamas auf eine Waffenruhe und die Freilassung von israelischen Geiseln und palästinensischen Gefangenen geeinigt. Die Vereinbarung umfasst drei Phasen: eine Waffenruhe für sechs Wochen, die Freilassung von 33 Geiseln und den Rückzug der Israelis aus dem Gazastreifen. In einer nächsten Phase soll über einen dauerhaften Waffenstillstand verhandelt werden. Wir sprachen darüber mit Moritz Behrendt, Korrespondent in Kairo und zuständig für Katar, auf radioeins.