Interview mit Svenja Flaßpöhler - Wie geht Streiten heute?

Zwei streitende Münder © IMAGO/Ikon Images/Stuart Kinlough
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Svenja Flaßpöhler gilt als streitlustig, als jemand, der gerne angreifbare Positionen vertritt. Doch in ihr wohnt eine ganz andere Erfahrung: die eines Trennungskinds, das mit der Angst vor Streit und Eskalation aufgewachsen ist. In ihrem persönlich-philosophischen Essay "Streiten" zeigt sie, dass über das Streiten nachzudenken vor allem heißt, sich von Illusionen zu befreien. Ein Streit ist kein herrschaftsfreier Diskurs, sondern es geht um Macht.

"Streiten" von Svenja Flaßpöhler © Hanser Berlin
"Streiten" von Svenja Flaßpöhler | © Hanser Berlin

Die Autorin und Philosophin Svenja Flaßpöhler plädiert in ihrem Buch "Streiten" für das richtige Streiten. Flaßpöhler, oft als streitbare oder umstrittene Philosophin bezeichnet, stammt aus einer zerstrittenen Familie. Diese Erfahrungen haben sie dazu inspiriert, ein Buch über das Streiten zu schreiben. Sie glaubt, dass viele Menschen das richtige Streiten verlernt haben und eher harmonisch auf Probleme reagieren. Auf radioeins erklärte sie, dass "richtiges Streiten" nicht trennend, sondern verbindend ist. Es geht darum, Argumente zu schärfen und den anderen zu besiegen, aber gleichzeitig eine Verbindung zu halten. Es ist wichtig, dass Gefühle nicht an die Stelle von Argumenten treten.

Streiten ist wichtig für eine lebendige Demokratie, meint Flaßpöhler. Es erfordert Mut, Selbstbehauptung und die Bereitschaft, sich auf den anderen einzulassen. Wenn wir lernen, richtig zu streiten, können wir unsere Gesellschaft dynamisieren und lebendig halten.