"Only God Was Above Us" – oder kurz "OGWAU" – der Titel des neuen Albums hing über Vampire Weekend seit die Band ein mystisches Foto des Fotografen Steven Siegel aus den 80er Jahren entdeckt hatte. Die Titel-Schlagzeile, die auf dem Bild zu sehen ist, referiert auf einen Flugzeug-Crash von 1988. Und so wie bereits Titel und Cover voller Verweise und philosophischer Gedanken stecken, spiegeln sich diese in jedem Song des neuen, fünften Albums von Vampire Weekend. Es geht um Koenigs Familiengeschichte ("Pravda"), um die glamouröse New Yorker Kunstszene der 80er Jahre ("Mary Boone") oder darum, sich in komplizierten Zeiten mehr Gelassenheit und Wertschätzung für die Dinge anzueignen, die man bereits hat ("The Surfer").

Die zehn Songs sind das Ergebnis von Jahren. Erst wenn man einen Song länger liegen gelassen habe, falle einem auf, was vielleicht fehlt – ein Saxofon-Solo, eine Bridge, neue Lyrics oder eine Neuaufnahme des Schlagzeugs, hat Ezra Koenig im radioeins-Interview erzählt. Es sei ihm wichtig genug Zeit zu haben, darüber nachdenken zu können, bevor ein komplett neues Album erscheinen kann.

Zur Promo des fünften Album hat Vampire Weekend unter anderem auch einen eigenen Podcast gestartet. Darin reflektieren die drei Gründungsmitglieder Ezra Koenig, Chris Tomson und Chris Baio einzelne Songs oder allgemein den Weg, den sie bisher gemeinsam zurückgelegt haben. Begeistert von Ska-Musik und Bands wie The Grateful Dead wollten Koenig, Thompson, Baio und Rostam Batmanglij, der die Band als festes Mitglied mittlerweile verlassen hat, mit Songs wie "A-Punk" damals eigentlich eine vierte Welle des Skas lostreten.

Von der Begeisterung für Ska ist immer noch etwas zu spüren, allerdings hat Vampire Weekend seit 2006 das Repertoire erweitert. "Only God Was Above Us" ist das erste Album, bei dem die Band, gemeinsam mit Produzent Ariel Rechtshaid ein vierzig-köpfiges Orchester ins Aufnahmestudio in L.A. geholt hat. Zudem hat sich, vor allem seit dem letzten Album "Father of the Bride" ihre Selbstdefinition verändert: Während die ersten Alben der Vorstellung von vier Jungs aus New York als Band folgt, betrachtet Frontman Ezra Koenig diese Band heute eher als Organisation, die offener ist: