Album der Woche - Too von HVOB

Too von HVOB
Too von HVOB | © Pias

"Too" heißt das fünfte Studioalbum des österreichischen Electronica-Produzenten-Duos HVOB (Her Voice Over Boys) bestehend aus Anna Müller und Paul Wallner. Eine Platte, für die sie sich ausnahmsweise mal viel Zeit lassen konnten.

Das sei eine der guten Sachen in den letzten zwei Jahren gewesen, sagt Anna. "Sonst schrieben wir das Material für ein neues Album, immer so zwischen Gigs, zwischen Konzerten. Jetzt hatten wir mehr Ruhe." Doch insgesamt hat ihnen die Pandemie zu schaffen gemacht.

Deshalb ist es kaum verwunderlich, dass "Too" wütender, zärtlicher, verletzlicher, aber auch entschlossener ist als alles zuvor. Das Album spiegelt den Seelenzustand einer Generation, die sich auf der Suche nach innerer und äußerer Zugehörigkeit befindet. Es fängt ein Leben in der Zwickmühle ein, von eigenen und fremden Erwartungen bestimmt zu werden, mit dem permanenten Drang, sich aus diesem Konstrukt zu lösen. Es geht um: Wo ist mein Platz im Leben? Wo gehöre ich hin? Wie fühle ich mich? Fühle ich mich zu wenig, fühle ich mich zu viel. So sei der Albumtitel "TOO" gemeint.



So trifft man beispielsweise auf Zeilen wie "Am I too Old" in dem Song "Capture Casa" und bei "Kid Anthem" heißt es "Am I too Old for you to love me". Zeilen des Selbstzweifels, die wie selbstverständlich in ungewissen Zeiten ins Bewusstsein kommen und doch auch irgendwie universell sind. In gewisser Weise zeitlos wirkt auch die Gestaltung ihres Logos auf dem Albumcover, denn es soll keinem Trend nachgehen, sondern für sich stehen.

Der Song, mit dem "Too" beginnt, der repräsentiert die emotionale Reise des Albums in Miniaturformat: "Bruise". Er fängt das Spannungsfeld zwischen den sehr harten als auch den softeren Passagen gut ein. Somit erkunden HVOB einen Raum der Extreme zwischen Aufbruch und Rückzug, zwischen Entschlossenheit und Selbstzweifel, der sich in düsteren Elektro-Beats und sphärischen Soundwelten entlädt.

Claudia Gerth, radioeins

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