Album der Woche - "Madres" von Sofia Kourtesis

"Madres" von Sofia Kourtesis © Ninja Tune
"Madres" von Sofia Kourtesis | © Ninja Tune

Es ist kein Geheimnis, dass Berlin seit langem schon Anziehungspunkt für viele Musiker_innen aus der ganzen Welt ist. So auch für die in der peruanischen Hauptstadt Lima aufgewachsene Sofia Kourtesis. Dort lernte sie Deutsch in der Schule, weshalb es nur konsequent war, dass sie mit 17, als sie sich in Peru aufgrund der Arbeit ihrer Eltern nicht mehr sicher fühlte, nach Deutschland zog. Hier versuchte sie sich versuchte zunächst an einem Filmstudium und entdeckte dann die Tonkunst für sich.

Erst gewann Hip-Hop ihr Herz, dann traf sie ihre große Liebe: Die elektronische Musik. 2015 erschien ihre Debüt-EP, doch besonders viel Aufsehen erregte die letzte EP der 38-Jährigen namens "Fresia Magdalena" 2021. Fünf House-Tracks voller Euphorie, die zum Stadtgespräch wurden. Natürlich verspürte sie etwas Druck für ihr Debütalbum, doch im Grunde ist sie einfach nur dankbar und will den Leuten mit ihrer Musik eine gute Zeit bereiten und Gemeinschaft stiften. Das als, wofür elektronische Tanzmusik im Allgemeinen bekannt ist.


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"Madres" ist Peter Vajkoczy gewidmet, dem bekannten Neurochirurgen, der Sofias Mutter erfolgreich operierte und ihr Leben über das hinaus verlängerte, was man ursprünglich für möglich gehalten hatte. So soll er nicht nur das Leben von Kourtesis’ Mutter gerettet haben, sondern auch ihr eigenes, indem er ihr wieder Hoffnung und Freude schenkte. Der Song lebt von diesem Gefühl; hell, fröhlich und ansteckend auf eine Art und Weise und ist voll von "Hoffnung und dem Wert, dass große Liebe Wunder schaffen kann".

Es enthält aber auch alles, was Sofia zuvor so beliebt gemacht hat: der doppelte Klang ihrer peruanischen Heimat und ihrer Wahlheimat Berlin ist präsent "mein Herz ist sehr lateinamerikanisch, aber mein Motor ist deutsch", ebenso wie der Aktivismus für die Gleichstellung der Geschlechter, den Schutz queerer Menschen und den Zugang zu sicheren Abtreibungen in Peru; Themen, die ihr sehr am Herzen liegen. Viele der Tracks sind ihrer Familie gewidmet. Ihrer Mutter vor allem, weshalb das Album "Madres" heißt, aber auch ihrem Vater, der sich in den Neunzigern, in denen Perus Diktator Alberto Fujimori an der Macht war, als Rechtsanwalt für politisch Verfolgte einsetzte.

Bei so viel schwerer Kost gibt es aber auch ein leichtes Gegengewicht: Den Track "Si te Portas Bonito" zum Beispiel. Zu Deutsch "Wenn du dich benimmst" – ein Song übers Daten und darüber, dass es egal ist, ob Frau, Mann oder dazwischen, es ist nur das Benehmen wichtig. Eine Reihe von erfolgreichen EPs und Singles machte sie zu einem der am schnellsten aufsteigenden Stars in der elektronischen Welt und darüber hinaus. Sie war bereits auf dem Cover von Mixmag, hat eine energiegeladene und bewegende RA Session für Resident Advisor veröffentlicht, war auf den Jahresendlisten der New York Times, Pitchfork, DJMag und Spotify (#6 bester elektronischer Song) und hat mehrere einzigartige Shows gespielt, darunter Auftritte beim Pitchfork Music Festival, Glastonbury und Primavera und als Support bei Tourneen von Caribou und Bicep.

Claudia Gerth, radioeins

1 Madres
2 Si te portas bonito
3 Vajkoczy
4 How music makes you feel better
5 Habla con ella
6 Funkhaus
7 Moving houses
8 Estacion esperanza
9 Cecilia
10 El Carmen

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