Album der Woche - "Memento Mori" von Depeche Mode

Memento Mori von Depeche Mode
Sony
Memento Mori von Depeche Mode | © Sony

Sich der eigenen Vergänglichkeit bewusst sein – bei Dave Gahan und Martin Gore sei dieser Gedanke in den letzten Jahren zunehmend präsenter geworden. Auf Memento Mori setzen sich die beiden nach dem Tod von Andrew Fletcher mit dem Tod auseinander. Dabei blicken sie weniger zurück als nach vorn. Es geht um’s Weitermachen; darum, nicht stehen zu bleiben.

Überraschend stirbt Andrew Fletcher im Mai 2022. Seine Bandkollegen Martin Gore und Dave Gahan stehen damals im Studio, entwickeln neue Songs – bereit, sie Fletcher vorzuspielen. Dass es dazu gar nicht kommen sollte, ist ein Schock; aufzuhören allerdings für beide auch keine Alternative. Schon mehrfach hätte man ein Ende von Depeche Mode erwarten können. Drogen und Depressionen führten in den 90er Jahren fast zur Trennung der Band. Doch die ist nach wie vor kontinuierlich da, mit kontinuierlichen Album-Veröffentlichungen. Das exzessive Leben haben Martin Gore und Dave Gahan mittlerweile lange hinter sich gelassen. Mit Anfang sechzig geht es ihnen mehr um das Fit bleiben. Im Kopf wie auch physisch. Um weiter machen zu können, um kreativ zu bleiben.


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Ihr Hintergrund sei naiv und ungeschult gewesen, erzählt Gahan heute. Außer Gründungsmitglied Vince Clark hatte damals keiner von ihnen ein Instrument ordentlich gelernt. Seit Clarks schnellem Ausstieg aus er Band ist es vor allem Martin Gore, der für die Songs und den Sound von Depeche Mode verantwortlich ist; wenngleich auch Gahan hier und da eigene Songs beisteuert und sich gerne – leicht ironisch – mit einem Ersatzspieler eines Basketballteams vergleicht.

Während Gahan in New York lebt und sich unter anderem gerne morgens die Gespräche anderer Passant*innen anhört, daraus seinen kreativen Input zieht wie aus dem Gewusel der Stadt, lebt Gore mit seiner Familie auf der anderen Seite der Staaten in Kalifornien, in Santa Barbara. Seit ihrem Album Ultra – dem ersten nach, bzw. entstanden noch während der "großen Krise" der Band und ohne Alan Wilder – ist Santa Barbara fester Orts-Bestandteil der Musik von Depeche Mode geworden. So auch für Memento Mori, das zum großen Teil in Gore’s Electric Ladyboy, seinem Homestudio, entstanden ist.

Dem Album schreibt Gahan selbst eine "melancholische Freude" zu – eine perfekte Beschreibung. Trotz all der Ernsthaftigkeit, der Trauer und Vergänglichkeit, ist Memento Mori vor allem eines: Depeche Mode’s Ode ans Leben.

Laurina Schräder, radioeins

Tracklisting

1.
My Cosmos Is Mine
2.
Wagging Tongue
3. Ghosts Again
4.
Don't Say You Love Me
5.
My Favourite Stranger
6.
Soul With Me
7.
Caroline's Monkey
8.
Before The Drown
9.
People Are Good
10.
Always You
11.
Never Let Me Go
12.
Speak To Me

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