Album der Woche - "In Times New Roman..." von Queens Of The Stone Age

In Times New Roman… von Queens Of The Stone Age
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In Times New Roman… von Queens Of The Stone Age | © Matador

Josh Homme lässt los. Auf dem neuen Queens of the Stone Age Album steht das Abhaken und das Weitermachen im Vordergrund. Dabei hat es etwas Hedonistisches, wenn Homme Individualismus feiert und daran appelliert, den Moment zu nutzen – wenn die Welt untergeht, sei es jetzt Zeit Champagner zu trinken und Austern zu essen.

"I love individualism, I love the difference in people [...]" – Josh Homme will niemandem Vorschriften machen; er will einfach eine gute Zeit haben. Es waren roughe vier Jahre für ihn. Neben dem Tod gleich mehrerer seiner Freunde – Foo Fighters Drummer Taylor Hawkins, Schauspieler Rio Hackford und Musiker wie Queens of the Stoneage-Mitglied Mark Lenagan – wurde bei Homme selbst im vergangenen Jahr Krebs diagnostiziert. Zudem ließen er und Brody Dalle sich nach 14 Jahren scheiden, und nach wie vor streiten sie um das Sorgerecht für die drei Kinder. Nach dieser Zeit könne Homme es kaum erwarten egal was zu tun. Schließlich sterben wir alle. Irgendwann zumindest.


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Das neue Queens of the Stone Age-Album "In Times New Roman" ist ein Gefühlsausbruch, der zwischen aufgebrachteren, wütend klingenden Momenten – wenn Homme z. B. im Song "Paper Machete" von seiner Scheidung singt, und einer fatalistischen Abgeklärtheit wechselt. Dabei ist das Album voll von Referenzen. So bezieht sich der Albumtitel weniger auf den Niedergang einer Schriftart, die für den Zeitungsdruck erfunden wurde, als auf den des Römischen Reichs. So wie Rom damals, stünde heute die moderne Welt kurz vor ihrem Zerfall. Das sieht Josh Homme allerdings wenig dramatisch, sondern als Chance und erinnert an die Bacchusfeste, zum Teil tagelange Gelage und Orgien, die im antiken Rom gefeiert wurden.

Immer wieder bringt Homme in seinen Interviews zudem den Vergleich zur Titanic und der Band, die bis zum Untergang spielt. Es hat etwas Zynisches, wenn er sagt, wir sitzen alle im selben Boot, wir gehen unter – also lasst uns Austern essen. Mit seiner Musik will Homme derweil den Raum schaffen, in dem man in dieser Zeit man selbst sein kann; unter der Prämisse, dass dies niemand anderem schadet. Dabei rückt die Stimme von Homme stärker als vielleicht vom Vorgänger-Album "Villains" gewohnt in den Hintergrund; wabert manchmal geradezu geisterhaft durch die Musik.

Neben vermeintlich viel Fatalismus, platziert Homme in jedem der zehn Songs einen positiven Schimmer: singt von der Aussicht auf ein Leben nach dem Tod, vom lohnenswerten Durchhalten – und stellt klar: "Ich gebe nicht auf, ich gebe nach."

Laurina Schräder, radioeins

Tracklisting

1. Obscenery
2.
Paper Machete
3.
Negative Space
4.
Time & Place
5.
Made To Parade
6.
Carnavoyeur
7.
What The Peephole Say
8.
Sicily
9.
Emotion Sickness
10.
Straight Jacket Fitting
11.
Untitled

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