Album der Woche - Freakout/Release von Hot Chip

vorgestellt von Claudia Gerth

Freakout/Release von Hot Chip
Freakout/Release von Hot Chip | © Domino

Seit 20 Jahren liefert die Londoner Band Hot Chip um Alexis Taylor und Joe Goddard Quälität ab in Sachen Independent-Tanzmusik und gerade haben sie ihr 8. Album namens "Freakout Release" veröffentlicht.

"In Hot-Chip-Musik mischt sich oft ein Gefühl von Melancholie mit Euphorie", sagt Alexis Taylor und so ist es auch auf dem neuen Album. "Hot Chip-Musik ist zum Teil Tanzmusik und zum Teil Balladen und zum Teil ein Hybrid aus all dem"; und in den Songs neige er dazu, seinen Instinkten zu folgen, also über das zu singen, was ihn persönlich anspricht.

Nach der langen Zeit der pandemiebedingten Isolation war also das Bedürfnis groß, die Anwesenheit von Menschen zu genießen und wo kann man das besser als beim Tanzen?! Im Titelsongs des Albums "Freakout/Release" geht es um das Bedürfnis des Loslassens und das Bedürfnis nach Gemeinschaft. Auf dem Dancefloor kommt man aus einer verbalen Kommunikation on eine körperliche, in der man durch Tanzen und die Musik kommuniziert. Hier sollte man alle Zwänge loslassen, und "es kann auch ein Ort der Selbstfindung sein", sagt Alexis Taylor. "Aber ich finde es nicht einfach, ein Sprecher dafür zu sein, was man tun oder nicht tun sollte."



Musik muss keinen Zweck erfüllen, aber sie sollte das reflektieren, was in der Welt vor sich geht. Hot Chip sagen weder, dass Musik Eskapismus sein muss, noch dass die Zeiten so hart sind, dass Musik keinen Platz mehr hat und man ausschließlich politisch aktiv sein sollte. "Ich denke, was wir damit sagen wollen, ist", meint Alexis Taylor, "dass wir die Wichtigkeit dieser Themen und der gemeinsamen Erfahrungen anerkennen und trotzdem einen Raum für Hedonismus schaffen."

Ausgangspunkt dafür auf dem neuen Album ist eine in elektronische Musik übersetzte Punkrock-Attitüde. Es geht dabei um die Wucht, um die Energie. "Wir haben versucht, die ganze Platte mit Verzerrungen und Oversound zu versehen, damit alles wie aus einem Guss klingt", meint Taylor.

Der Song "Down" entstand am ersten Tag im Studio und obwohl er aus einem Disco-Sample von der Universal Togetherness Band stammt, ist er immer noch wie ein Hot Chip Song. Die Vocals laufen durch eine Art verzerrte Verarbeitung, denn sie wollten die Dinge einfach ein wenig in den roten Bereich schieben. Die Platte der Universal Togetherness Band, von der das Sample stammt und die Ende der 70er und Anfang der 80er Jahre aktiv war, hatte Bandmitglied Joe Goddard in San Francisco gekauft. "Wahrscheinlich hat er sie in einem Laden namens Groove xx gekauft, einem meiner Lieblingsplattenläden, in den Joe und ich schon gingen, bevor wir mit Hot Chip gegründet hatten", meint Taylor. Die Platte wartete also schon lang auf ihren Einsatz und da Zusammengehörigkeit und Zusammenhalt im Bandnamen mitschwingt, war genau jetzt die Zeit dafür.

Claudia Gerth

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