Album der Woche - Every Loser von Iggy Pop

Every Loser von Iggy Pop
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Every Loser von Iggy Pop | © Warner

Iggy Pop ist in “frenzy” – in Ekstase. Der Wahnsinn hat ihn gepackt, und vom unentwegten Feuern seiner Synapsen singt er auf seinem neuen Album “Every Loser”. Schon 2016 wurde sein Album “Post Pop Depression“ als Abschieds-Werk gehandelt. Doch nur drei Jahre später brachte Iggy Pop „Free“ raus – ein Album, das eher zurückgenommen, jazzig, viel mit gesprochenen Textelementen versehen ist. Nun, vier weitere Jahre später, im Alter von 75 Jahren, beschwört der Godfather des Punks auf “Every Loser“ die Freude am Leben und knüpft musikalisch wieder stärker an die eigenen Anfänge an.

Die 70er Jahre, die Zeit mit den Stooges. Damals ist er Anfang zwanzig. Nach dem ersten Erfolg kommt der Exzess – und dann die weniger glamouröse Zeit, in der sich Iggy Pop letztlich selbst zum Drogenentzug in eine psychiatrische Klinik einweisen lässt. In den späten 70er Jahren ist ihm dann vor allem mit Hilfe von David Bowie das Comeback als Solo-Künstler gelungen.

Wenn er sich heute an seine Zeit als Underdog erinnert, passiert das oft in Form von Albträumen, erzählt Iggy Pop kürzlich im Interview mit Audacy. Es sind eben auch Zeiten, die nicht seine besten gewesen seien. Nachts barfuß auf einer dreckigen Straße, mit nur einem geknüllten Dollarschein in der Tasche. Es sei schön aufzuwachen. Was er derzeit wohl meist in seiner Villa mit Tennisplatz und Pool im Süden von Miami passiert. So schwingt auf mehreren Seiten Ironie mit, wenn Iggy Pop beispielsweise im Song “Nep Punk” über die heutige Luxus-Punk-Szene sinniert. Wo singen, Musik machen eben nicht Lebensinhalt ist, sondern irgendwie Beiwerk. Das will er selbst offenbar nicht.


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Eingespielt mit anderen Berühmtheiten, die er zum Teil schon seit deren Kindheit kennt: Chad Smith von den Red Hot Chili Peppers, Duff McKagan von Guns N’Roses, Travis Barker von Blink 182 haben mit ihm und dem Produzenten Andrew Watt an dem Album gearbeitet; und auch Taylor Hawkins, der vor einem knappen Jahr gestorbene Drummer der Foo Fighters, hat an den Songs “Comments” und “The Regency” mitgewirkt. Erschienen ist "Every Loser” auf Watts Label Gold Tooth. Der ist zwar erst 32 Jahre alt, würde aber verstehen, wie Iggy Pop ticke – sagt der – und deshalb hätten sie zusammen dieses Album „auf die alte Art“ gemacht.

„Every Loser“ ist also nicht nur ein neues Musik-Album, es ist gleichzeitig Relikt, auf dem der Spirit vergangener Zeiten wieder lebendig wird.

Laurina Schräder

Tracklisting

1. Frenzy
2. Strung Out Johnny
3. New Atlantis
4. Modern Day Rip Off
5. Morning Show
6. The News For Andy
7. Neo Punk
8. All The Way Down
9. Comments
10. My Animus Interlude
11. The Regency

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