Album der Woche - El Mirador von Calexico

El Mirador von Calexico
El Mirador von Calexico | © City Slang

Calexico kehren 2022 mit ihrem zehnten Studioalbum "El Mirador" zurück, also mit einem hoffnungsvollen, kaleidoskopischen Leuchtfeuer aus Rock, bluesigen Träumereien und lateinamerikanischen Klängen.

"El Mirador ist der Familie, den Freunden und der Gemeinschaft gewidmet", sagt Sänger Joey Burns. "Die Pandemie hat uns vor Augen geführt, wie sehr wir einander brauchen, und die Musik und Musik ist mein Weg, Brücken zu bauen und Integration und Positivität zu fördern. Das geht einher mit Traurigkeit und Melancholie, aber die Musik bringt Veränderung und Bewegung." Das Album oszilliert zwischen eindringlichen Wüsten-Noir-Songs und beschwingten Stößen von Cumbia und kubanischem Son und ist von Sehnsucht durchdrungen.



Der Albumname "El Mirador" bezieht sich auf eine Symbolik vom Blick nach Außen, aber auch Blick nach Innen. Es geht um Reflexion. Sinnieren. Auf dem Cover ist ein Segelboot, das, wenn man es betrachtet, zum Nachdenken einlädt. Auf der Rückseite des Albumcovers gibt es ein Foto mit der Textur einer alten Tür, von der man sehen kann, dass die Patina im Laufe der Zeit abgetragen, verwittert ist. "Also, ich denke, das beschreibt unsere Band", meint Joey Burns lachend, "Wir sind wie ein altes Bauernhaus mit Scheunentor". Rein musikalisch verbreitet das neue Album Lebensmut und Daseinsfreude. Doch Burns steht zu seinem Hang, Kontraste in die Musik zu weben. Auch wenn das Album erbaulich klingt, schlummern doch düstere, melancholische Gedanken in den Songs.

Der Titeltrack beschwört Bilder eines Leuchtturms herauf, der den verlorenen Seelen in der Nacht zuwinkt und die gleiche Suche nach Sinn und Sicherheit findet sich in "Cumbia Peninsula", einem treibenden Dancefloor-Epos über die Auseinandersetzung mit der Angst vor dem Unbekannten. Darin kommt die Erkenntnis zu Tage, dass es leicht ist, sich einen Feind außerhalb von sich selbst zu suchen. In Zeiten von Krieg eine besonders wichtige Erkenntnis.

Es geht um Themen wie Immigration, eine Welt in Aufruhr und die virulente Manipulation von Informationen. Musik als Mittel des Mitgefühls und der Einigkeit gegen das Übel und gesellschaftliche Spaltung. "El Mirador" wird von der guatemaltekischen Sängerin und Songschreiberin Gaby Moreno gesungen, während der spanische Rocker Jairo Zavala sein unverkennbares Bravado in "Cumbia Peninsula" einbringt. Die Dichterin Pieta Brown schrieb die Texte zu "El Paso" und "Then You Might See" und Sam Beam von Iron & Wine singt im Background den Refrain von "Harness The Wind" mit.

Durch die Zusammenarbeit mit Freunden und wiederkehrenden Kollaborateuren standen Calexico schon immer an der Grenze zwischen den USA und Mexiko für die Möglichkeiten einer grenzenlosen Welt. Das Album vermittelt Offenheit und Verbundenheit.

Claudia Gerth, radioeins

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