Album der Woche - Covers von Cat Power

Covers von Cat Power
Covers von Cat Power | © Domino

Coversongs haben schon immer eine wichtige Rolle im Kanon von Chan Marshall alias Cat Power gespielt, und Covers vervollständigt eine Art Trilogie, die den beliebten früheren Cat Power-Sammlungen Jukebox (2008) und The Covers Record (2000) folgt. Sie gibt den Song ein komplett neues und zumeist überraschend anderes Gewand und lässt aus ihnen ihre Leidenschaft für Musik sprechen.

Covers wurde komplett von Marshall produziert und enthält völlig neu interpretierte Songs von Frank Ocean, Bob Seger, Lana Del Rey, Jackson Browne, Iggy Pop, The Pogues, Nick Cave und The Replacements und anderen, sowie eine aktualisierte Version ihres eigenen Songs „Hate“ von The Greatest (2006), der für dieses Album in „Unhate“ umbenannt wurde.

Ihr Vorgehen beim Covern ist das der Reduktion: Sie entblättert jeden Song bis auf seinen Kern, auf die musikalische Idee und lässt diese strahlen. Das Covern an sich hat eine lange Tradition. Sie wurde in allen Kulturen stets ausgeübt. Diese Tradition begann ja schon bevor Menschen jemals etwas aufgeschrieben haben. In der Folkmusik ist das Covern von Songs immer schon gang und gäbe. Es sei einfach natürlich, sagt Chan Marshall, dass man die Songs, die man liebt, singen will. Es ist etwas Ursprüngliches, zunächst die Songs zu singen, die man kennt und mag, bevor du lernst deine eigenen Songs zu schreiben. Sie will sich bisweilen einfach an diesen Ursprung erinnern.

Marshalls Interpretation von „Bad Religion“ entstand, nachdem sie ihr eigener Song „In Your Face“ vom letzten Album Wanderer so runtergezogen hatte. Sie brauchte ein Gegengewicht und fand es in dem Frank Ocean-Song. Eine Reflexion über Religion, die einigen Halt gibt und andere ausschließt.



Mit „I’ll Be Seeing You“ covert Marschall einen Song, der als Standard einer Legende der Musikgeschichte bekannt geworden ist, die selbst Songs coverte: Billie Holiday. Auch sie machte jeden Song zu ihrem eigenen. Ebenso wie die große Nina Simone. Aber Chan Marshall covert auch „White Mustang“ von Lana Del Rey, die sie durch’s gemeinsame Touren kennt und durch ihr gemeinsames Duett „Woman“. Ein Song, den Marshall damals schrieb, weil sie sich durch Lana Del Reys Stärke inspiriert fühlte. Die Musik von Iggy Pop und Nick Cave liebt sie seit sie ein Teenager war. Damals sah sie „Dogs in Space“, einen australischen Musikfilm mit Michael Hutchence in der Hauptrolle aus den 80er Jahren. Im Soundtrack zu hören waren beide. Aus jenem Soundtrack covert sie Iggy Pops „Endless Sea“, während sie im Falle Nick Caves auf ein späteres Stück zurückgriff. „I Had a Dream Joe“ von dessen 1992er Album „Henry’s Dream“.

Das Albumcover ist sehr symbolträchtig. So erklärt Chan Marshall die Einzelheiten wie folgt: Der Ausschnitt symbolisiert, dass die Schöpfer der Songs irgendwann nicht mehr da sind – ihre Musik jedoch bleibt. Der Pass in der Hemdtasche repräsentiert die Erde, auf der wir Menschen zu Gast sind. Der Bleistift, als auch das blaue Workingsmans-Hemd im Bildausschnitt stehen für das Arbeiten. Musiker sind Arbeiter am Song. Ein Symbolkatalog für ein Coveralbum.

Claudia Gerth, radioeins

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