Plattenkritik - "An Ever Changing View" von Matthew Halsall

An Ever Changing View von Matthew Halsall
An Ever Changing View von Matthew Halsall | © Gondwana Records

Spiritual Jazz war schon immer ein Nischengenre, trotz Meisterwerken von Alice Coltrane oder Pharoah Sanders. Vielleicht weil diese Spielart des Jazz weder wild, noch klagend ist, sondern die Verbindung mit dem höheren Selbst und der Natur zum Ziel hat. Der britische Jazztrompeter Matthew Halsall steht ganz in dieser Tradition und veröffentlicht seit Jahren, auf seinem eigenen Label Gondwana Records, Spiritual Jazz Alben auf allerhöchstem Niveau. Das gilt auch für sein neues Album "An Ever Changing View". Das rein instrumentale Album entführt beim Hören in eine Welt abseits von Zeit und Raum. Halsalls Kompositionen sind meditative, zeitlose Stücke, unglaublich reich instrumentiert, inklusive Harfe, Flöte, Percussion Sounds aus vielen Kulturkreisen, Glockenspiel.., alles eingespielt mit seiner grandiosen Band und abgerundet durch warmes Kontrabassspiel. Darüber schwebt Halsalls Trompete und zeichnet immer neue, warme Melodiebögen. Matthew Halsall hat seinen eigenen Ton gefunden, sofort wiedererkennbar und verzaubernd.

Für die Aufnahmen hat der Musiker die Stadt Manchester hinter sich gelassen und sich in einem Haus mit atemberaubendem Ausblick einquartiert. Halsall beschreibt diesen Prozess als "eine echte Erkundung des Klangs". Eine Landschaft zu betrachten, die sich stetig wandelt, jeden Moment ein anderes Bild, andere Empfindungen erzeugt, das hat er auf "An Ever Changing View" musikalisch eingefangen. Seine Idee Musik zu komponieren, die ein Gespür für Freiheit, für offene Räume vermittelt und gleichzeitig eine enge Verbindung mit der Natur ausstrahlt, ist komplett aufgegangen. Songtitel wie "Tracing Nature", "Mountains Trees And Sea" oder Titeltrack, sagen eigentlich alles.

"An Ever Changing View" ist eins dieser Alben, die auch in zwanzig Jahren nichts von ihrem Zauber verloren haben werden. A Masterpiece!

Carsten Wehrhoff

Matthew Halsall spielt am 3. November in der Passionskirche.