Plattenkritik - "My Black Country - The Songs Of Alice Randall von Various Artists
Manchmal muss viel Zeit vergehen, bevor ein Traum in Erfüllung geht. Doch für die Pädagogin, Schriftstellerin und Songwriterin Alice Randall ist dieser Traum nun Wirklichkeit geworden. Sie war die erste schwarze Autorin, die einen Nr. 1 Country Hit geschrieben hatte, aber ihre Songs wurden meist von weißen Männern oder Frauen interpretiert. Diese Aufnahmen entsprachen aber nicht dem, was Alice Randall gerne gehört hätte. Denn sie wollte, dass schwarze Musikerinnen sie spielen und singen. Frauen, die diese Geschichten in sich tragen und die Botschaften verstehen.
Denn, so Alice Randall, „Weil alle Sänger meiner Lieder weiß waren, weil der Country das Leben der Schwarzen aus dem Raum des Country verdrängt hat, nahmen die meisten meiner Zuhörer an, dass die Stars meiner Lieder alle weiß waren. Ich wollte meine schwarzen Charaktere retten. Dieses Album tut das; es stellt die schwarze weibliche Kreativität in den Mittelpunkt, aber es heißt Mitgestalter und Verbündete aus einer Vielzahl von Identitäten willkommen.“
Dieser Wunsch ist nun endlich in Erfüllung gegangen. In den letzten Jahren hat sich in den USA eine starke, weibliche Black Country Szene entwickelt. Musikerinnen wie Lelya McCalla, Aida Victoria, Sunny War oder Rhiannon Giddens haben sich das Erbe des Black Country zurückgeholt und deren Anteil offengelegt. Selbstbewusst und musikalisch virtuos interpretieren sie auf dem Tribute Album „My Black Country- The Songs Of Alice Randall“ die Texte der Songwriterin. Und ihre Tochter, Caroline Randall Williams, singt auch mit, denn den Nr.1 Hit „XXX’s And OOO’s“ hatte ihre Mutter für sie geschrieben.
Alice Randall wuchs unter schwierigen Bedingungen auf. Sie wurde von ihrem Stiefvater, mit Wissen ihrer Mutter, missbraucht und Alice Randall hat den Alltagsrassismus in den USA am eigenen Leib erleben müssen. Die 64-jährige Wissenschaftlerin, Schriftstellerin und Songwriterin konnte und wollte darüber nicht schweigen und hat darübergeschrieben, Bücher, Vorträge und Songs. Ihre Bücher und Songtexte sind scharfsinnig und in Teilen autobiographisch und Countrymusik war für sie seit ihrer Kindheit immer präsent. Besonders die Songs von John Prine waren ihre Stütze in schweren Zeiten.
Dass Country Music immer auch Black Music war, haben viele vergessen, aber Country basiert auf dem Banjo, gespielt von schwarzen Musikern (bzw. Sklaven) und dem Fiddle Spiel der weißen Farmer. Ohne das Banjo, gäbe es keine Countrymusik, aber der Anteil der schwarzen Musik an der Geschichte des Country wurde lange Zeit tot geschwiegen.
Dieses Ziel verfolgt auch Beyoncé mit ihrem neuen Album „act ii: COWBOY CARTER“ und die Banjospielerin Rhiannon Giddens ist auf der Single „Texas Hold Em'“ prominent zu hören. Rhiannon Giddens ist auch mit einem Song auf „My Black Country - The Songs Of Alice Randall“ vertreten, auf dem 11 Stücke Platz gefunden haben.
Wer hören möchte, welche Frauen den Black Country wirklich repräsentieren, der sollte sich nicht Beyoncé, sondern das Tribute Album „My Black Country- The Songs Of Alice Randall“ unbedingt anhören.
Carsten Wehrhoff, radioeins
Tracklisting
1. Leyla McCalla: Small Towns (Are Smaler for Girls) | ||
2. SistaStrings: Girls Ride Horses | ||
3. Aida Victoria: Went For A Ride | ||
4. Rhiannon Giddens: The Ballad Of Sally Anne | ||
5. Sunny War: Solitary Hero | ||
6. Miko Marks: I'll Cry For Yours (Will You Cry For Mine) | ||
7. Allison Russell: Many Mansions | ||
8. Saaneah Jamison: Get The Hell Outta Dodge | ||
9. Rissi Palmer: Who's Minding The Garden | ||
10. Valerie June: Big Dream | ||
11. Caroline Randall Williams: XXX's And OOO's |