Plattenkritik - "At The Roadhouse" von The Paper Kites
Eins der beeindruckendsten Americana Album dieses Jahres kommt nicht aus den USA, sondern aus Australien.
Die Idee zu ihrem sechsten Album schwirrte der Band schon länger im Kopf herum. Sie wollten länger in einer Stadt verweilen, dort auftreten, ohne das groß anzukündigen, einfach zusammenspielen und Spaß haben. Im Winter 2022 wurde der Traum endlich Realität. The Paper Kites fanden in der der kleinen viktorianischen Stadt Campbells Creek, 140 km nordöstlich von Melbourne genau die richtige Location für ihr Projekt. Sie richteten ein altes Gebäude ein, nannten es "The Roadhouse" und der Besitzer hatte für sie in einer Scheune hinter dem Veranstaltungsort ein altes, rein analoges Studio eingerichtet. Tagsüber wurde dann an den neuen Songs gefeilt und jedes Wochenende spielten The Paper Kites in intimen Rahmen für das lokale Publikum. Diese Liveatmosphäre kommt auf dem Album wunderbar zur Geltung. "At The Roadhouse" klingt beinahe wie ein Livealbum und die Aufnahmen zeigen die Band auf dem Höhepunkt ihres Könnens. 18 neue Songs haben es auf das Album geschafft und The Paper Kites vereinen darauf alle Spielarten von Americana. Von klassischen Country bis zum Rock. Vorbilder wie J.J. Cale, Lucinda Williams, Wilco, oder The Rolling Stones werden liebevoll gestreift, aber nicht kopiert. Das Album ist wie eine Konzert Setlist aufgebaut und ganz zum Schluss gibt es sogar einen Gospelsong.
Im Mittelpunkt stehen die Balladen, warm und gefühlvoll produziert, die Verbundenheit der Musiker geht unter die Haut. Ein Herz für wehmütige Gitarren und wehmütigen Gesang vorausgesetzt, ist "At The Roadhouse" ein Traum.
Carsten Wehrhoff