Plattenkritik - "Altera Vita" von Alina Bzhezhinska & Tony Kofi
Vor sieben Jahren standen die ukrainische Harfenistin Alina Bzhezhinska und der britische Saxophonist Tony Kofi gemeinsam mit der Jazzlegende Pharoah Sanders auf der Bühne. Dieser Abend hat die beiden sehr geprägt und der Auftritt war die Initialzündung für das Album "Altera Vita", das am 4. April erschienen ist.
Pharoah Sanders Komposition und der Text von Leon Thomas machten das Stück "The Creator Has A Masterplan" (1969) zum Signature Song des "Spritual Jazz". Sie betraten damit musikalisches Neuland und eröffneten dem Jazz neue Tore.
Als Pharoah Sanders im September 2022 im Alter von 82. Jahren verstarb, fanden Alina Bzhezhinska und Tony Kofi wieder zusammen, um dem Musiker eine Hommage zu widmen. "Altera Vita (For Pharoah Sanders)" ist das erste gemeinsame Album der beiden und es ist ein musikalisches Wunderwerk, denn das Zusammenspiel von Harfe & Saxophon klingt einfach traumhaft. So als würden die Harfenistin Alice Coltrane und der Tenorsaxophonist Pharoah Sanders gemeinsam im Studio stehen.
"Altera Vita" ist eine berührende, spirituelle Platte, die Pharoah Sanders geliebt hätte. Reduziert instrumentiert, warm und auf Improvisation beruhend. Harfe und Saxophon werden durch den sparsamen Einsatz von Percussion untermalt und Muriel Grossmann setzt mit ihrerTanpura (indisches Saiteninstrument) feine musikalische Akzente, so dass alles traumhaft zusammenfließt.
"Altera Vita" ist wie ein langer ruhiger Fluss, auf dem man dahingleitet. Musik, abgekoppelt von Raum und Zeit, so wie "Spiritual Jazz" klingen muss. Alina Bzhezhinska und Tony Kofi ist ein Meisterwerk gelungen, nicht mehr und nicht weniger.
Carsten Wehrhoff, radioeins