"José" – das ist nicht nur der eigentliche Vorname von DJ und Produzent Kid Simius, sondern auch der Titel seines neuen Albums. Er setzt sich darin mit allem auseinander, was er in den letzten Jahren erlebt hat, sowohl musikalisch als auch persönlich. Mit seiner Neuerscheinung geht er Ende Oktober auf Europatour. Schon als Teenager sammelt José Antonio García Soler alias Kid Simius in seiner Heimatstadt Granada erste Erfahrungen als DJ und Live-Act. Im Alter von 22 Jahren bricht Kid Simius sein Psychologiestudium ab und zieht nach Berlin, um seiner Musikkarriere nachzugehen. Seine Entscheidung zahlt sich schnell aus: Noch im selben Jahr wird er Teil von Marterias Crew und unterstützt den Rapper bei seinen Shows. 2010 erscheint Kid Simius‘ erste eigene EP „Who The Fuck is Kid Simius?“. Seitdem wird er immer wieder als Support- und Club-Act gebucht. Seine Musik durchbricht Genregrenzen und verbindet die unterschiedlichsten Stile von Jazz, Disco bis elektronischer Dancemusik. Mittlerweile ist Kid Simius als DJ in Berliner und internationalen Partykreisen unterwegs.
radioeins
Siggi
Dorfleben, toxische Männlichkeit oder der Alltag im Pflegeberuf: Das sind die Themen, die Simon Günther alias Siggi in seinen Songs verarbeitet. Der Musiker aus dem kleinen Ort Beierstedt bei Braunschweig kombiniert deutschen Indiepop mit ehrlichen Texten, Rap-Elementen und einer melancholischen Grundstimmung. Bereits als Frontmann der Post-Punk-Band Wolkenkratzer und später unter dem Namen "Siggi The Kid" sammelt Simon Günther schon früh Bühnenerfahrungen. Seit 2023 ist er nur noch als Siggi unterwegs und das alles neben seinem eigentlichen Beruf als Krankenpfleger in der Psychiatrie. Mit seiner ersten EP "blum" gelang ihm letztes Jahr ein erfolgreicher Start. Seine Songs wurden auf zahlreichen Radiosendern und Playlisten gefeatured. Live konnte er bereits als Support für Bands wie Jeremias, Philipp Dittberner und sogar Herbert Grönemeyer überzeugen. Ende August ist seine aktuelle EP "Wovon träumst du eigentlich" erschienen.
Frederike Wetzel
Jules Ahoi
Einen Monat verbringt Jules Ahoi im Dessauer Meisterhaus des Typografen und Malers László Moholy-Nagy. Morgen erscheint das Produkt dieser künstlerischen Arbeitsphase in Form eines neuen Albums. "MAGNOLIA (The Bauhaus Tapes)", auf denen er unter anderem einen Track (Old Master’s House) dieser Zeit in Sachsen-Anhalt widmet. Das Songwriting zu seinem neuen Album beginnt bereits lange vor seinem Aufenthalt in Dessau, und zwar mit einer Reise nach Norwegen und den Orten, die Jules Ahoi bei dieser Reise eigentlich gar nicht gesehen hat – wie den Ort Ålesund, der dennoch weiterhin eine Sehnsucht für den Kölner Musiker symbolisiert. Er selbst teilt das Album in drei Abschnitte; Erlebnisse und Erfahrungen, die letztlich in Akten zusammenfinden: auf Sehnsucht und Aufbruch folgen das Verweilen und genauere Beobachten sowie letztlich der Ausblick darauf, wie es weitergehen kann. Zusammengehalten werden die neuen Stücke von Jules Ahoi von Aufnahmen verschiedener Geräusche auf dem Bauhaus-Gelände in Dessau, sowie der Musik, die mitunter an die harmonisch, sanften Melodien von José Gonzalez erinnert oder dann an die direkten Lyrics und Stimme von Singer-Songwriter Johnny Flynn.
radioeins
Bonsai Kitten
Am Freitag ist das neue Album von Bonsai Kitten erscheinen! "Let It Burn" heißt es und spielt mit den Sound-Images der Rock-Klassiker der 70er und 80er Jahre, erinnert aber zugleich an den Pop-Rock der Nuller Jahre, der alle möglichen Genres – von Metal bis Blues – umschließt. Die Gerüchte um sogenannte "Bonsai Kitten" halten sich nach der Fake-Webseite von Studierenden des MIT in Boston zum Teil bis heute. In den 2000ern hatten die vorgegeben, "Katzen im Glas" zu züchten und zu verkaufen, die dann die Form des jeweiligen Gefäßes angenommen hätten und entsprechend klein blieben; so wie eben die Bonsai-Bäume der japanischen Gartenkunst. Diese Falschmeldung hatte die Berliner Sängerin "Tiger Lilly" Marleen daraufhin zum Namen ihrer Band inspiriert. "Let It Burn" ist das mittlerweile sechste Album der Band, deren Reise mit einer Debüt-EP 2007 begann, die nur in Japan veröffentlicht wurde, und sechs Coversongs von u.a. Alice Cooper, Trio oder Depeche Mode enthielt. Viel beachtet, beschert das Debüt der Band Auftritte auf diversen Festivals oder die Chance als Support für Mad Dog Cole, und später für The Boss Hoss oder King Kurt, diverse Bühnen zu betreten. Heute spielen sie als Headliner ihre eigenen Konzerte, touren durch Europa – oder sogar mal nach Bangkog!
Jonne Heinonen
Jonsjooel
Jonsjooel zelebriert das Sensible und versucht die Zeichen seiner Umgebung aufmerksam wahrzunehmen. So ist unter anderem seine aktuelle Single "Goodbye Ah" entstanden, von der er selbst sagt, sie sei eine Reflexion seines Glaubens an Zeichen. Nach dem im vergangenen Jahr erschienenen Album-Debüt, steht im Oktober eine neue EP des finnischen Musikers an. Während er als Jazz-Schlagzeuger seine Karriere begann, zeigt die neue Single "Goodbye Ah", dass Jonsjooel sich nicht auf ein Instrument reduzieren lässt, und, dass sich auch das Klavier perfekt als Rhythmusinstrument einsetzen lässt. Zudem mischt er zum Jazz Elemente aus Elektro und Folk und macht damit breite Klangspektren auf. Jonsjooel geht's um das Vertrauen auf die eigene Intuition, und darum, liebevoll mit sich selbst und anderen in der Welt umzugehen.
radioeins
FINK
Fin Greenall alias FINK hat mit "Beauty in Your Wake" kürzlich sein achtes Studioalbum veröffentlicht, das vor allem durch Reduktion auffällt: Stimme und Gitarre – mehr braucht es nicht. Fink schließt damit an vergangene Alben an, und seinen bekanntesten Song "Looking Too Closely". Seit mehr als acht Jahren hat Greenall bereits seine Heimat Cornwall gegen Berlin eingetauscht. Auch hier sind Teile des neuen Albums entstanden, wie zum Beispiel der Song "Follow Me Down". Während der Impuls für das Album maßgeblich mit Berlin verbunden ist, entstand der Großteil von "Beauty in Your Wake" allerdings in England, an der cornischen Riviera; an dem Ort, an dem nach wie vor das Herz von Fink wohnt.
Jordann Wood
Luca Vasta
Sonnenaufgang, Stern und Mond – nach "Alba" und "Stella" hat Luca Vasta nun ihr Album "Luna" veröffentlicht; und die Reihe scheint komplett. Ihre Musik hat inhaltlich dabei eher weniger mit Himmelskörpern zu tun. Vielmehr sind es aufbauende Songs, die sich anfühlen, wie der gute Laune Soundtrack zu einem Urlaubstag in Italien. Zwischen Remscheid und Sizilien aufgewachsen, setzt sich die Sängerin schon früh mit der italienischen Pop-Kultur auseinander. Während die ersten Alben teilweise auf Englisch sind, singt Luca Vasta auf "Luna" nun komplett auf Italienisch. Mit ihrem "Spaghetti Pop", wie sie die eigene Musik selbstironisch nennt, ist Vasta zudem komplett unabhängig. Sie hat ihr eigenes Label, "Gelato Records", und zusammen mit Philipp Steinke schreibt und produziert Luca Vasta Songs und Videos komplett selbst.
KAZMS
KAZMS
Alles für die Atmosphäre! Die irische Formation KAZMS bedient sich klassischer Singer-Songwriter-Elemente und untermalt sie mit sphärischen Elektro-Klängen. Eoin Keely, Ciarán Byrne und Seán Ó Casaide, die drei Köpfe hinter Kazms, haben im vergangenen Jahr ihr Debütalbum "Flow" veröffentlicht. Aktuell arbeiten sie zwischen Berlin und Dublin an neuen Stücken. Um sich musikalisch zu definieren und alles aufzusaugen, was geht, ist Songwriter Eoin Keely vor einiger Zeit nach Berlin gezogen. Seitdem funktioniert die Band über eine Distanz von mehr als 1.500 Kilometern, tauscht Musik und Ideen über Mails, Chats und Telefone aus. Begleitet heute also nicht von den anderen Bandmitgliedern, sondern von seiner Akustikgitarre, steht Keely mehr oder weniger solo auf der Bühne im studioeins. Im März ist ein Vorgeschmack auf die neue Musik des Trios erschienen – mit ihrer Single "Troy". Die klingt sphärisch, melancholisch und transportiert eine Singer-Songwriter-Romantik, die an abendliche Waldspaziergänge erinnert.
Paul Pabst
Veigh Marlow
"Why", fragt sich Veigh Malow auf ihrer zweiten EP und hinterfragt dabei das eigene Business, die Musikindustrie. Konkreter geht es ihr darum, wo eigentlich die Wertschätzung für die künstlerische Arbeit bleibt, wenn oftmals weder Bezahlung noch ideele Anerkennung zu stimmen scheinen. Auch wenn es hoffnungslos scheint — ständig verlangt wird, dass Content auf allen möglichen Plattformen publiziert wird und stets neuer Input nachkommen muss, kann sich Veigh Malow offenbar trotzdem keinen anderen Job als den der Musikerin vorstellen. Neben der Frustration über das Metier, in dem sie selbst arbeitet, speisen sich Lyrics und Musik der Hamburgerin aus persönlichen, emotionalen Ereignissen wie dem Verlust der Liebe oder dem Erkennen der eigenen Grenzen und Stärken.
radioeins
Christian Grade
Christian, a.k.a. Soulhunter, ist studierter Sozialwissenschaftler. Mit 17 startete er seine Reise als DJ, von House über Electro, bis er sein Zuhause bei Breakbeats fand. Er hatte Residencies in den legendärsten Clubs Berlins, spielte und veröffentlichte auf Ed2000’s Label "Dangerous Drums". Als Christian Grade kehrte er dann zurück zu Melodic House, Tech House und Techno mit Oldschool-Touch. Neben seiner Liebe zur elektronischen Musik ist Christian auch bekennender Aktivist. Seit der ersten Stunde ist er Teil des Zug der Liebe, anfangs nur als Demoteilnehmer, jetzt auch im Beirat. Darüber hinaus organisierte er schon 2023 den "Save The Planet"- Float zur Rave The Planet Parade, und ist auch dieses Jahr bei Rave the Planet Teil der Peace-4-All-Crew. Wichtig ist ihm vor allem das Thema Frieden & andere Werte der Technokultur.
Omid Arabbay
Skuppin
80er Jahre Synthies-Pop – in den begibt sich Steven Skuppin. Selbst Ende der 90er Jahre geboren hat er seine Vorbilder in Bands und Künstlern wie Depeche Mode, Edwin Rosen oder Kraftwerk gefunden. Aufgewachsen in Chemnitz verwebt Skuppin in seiner Musik und seinen deutschen Texten die eigene Erfahrungen des Erwachsen-Werdens und Erwachsen-Seins – wie das Gefühl eines Nicht-Dazugehörens. Das klingt manchmal düster und melancholisch, dann allerdings auch wieder treibend, fast optimistisch und hoffnungsvoll.
Nao Yoshioka
Nao Yoshioka
Früh hat sich Nao Yoshioka ihre Leidenschaft für Musik entdeckt und sich von Legenden wie Stevie Wonder und Aretha Franklin inspirieren lassen. Heute macht die Japanerin, die mittlerweile in New York lebt, selbst Soulmusik, und verbindet darin klassische Soulelemente mit modernem R&B. Seit ihrem Debütalbum 2013 ist Yoshioka zunächst in Japan durchgestartet und landete schnell bei den japanischen Radiosendern auf der Playlist, bevor sie dann zu Festivals in die USA eingeladen wurde und später auch dort in den Charts landete. Auf ihrem vierten Album "Undeniable" (2019) setzt sie sich vor allem mit ihrem Umzug nach New York auseinander, und damit, was es bedeutet resilient mit Lebenssituationen umzugehen und die Hoffnung zu bewahren. Im vergangenen Jahr zog es Nao Yoshioka nun auch verstärkt nach Europa. Sie spielte im Jazz Café in London, im Pariser Jazz-Club New Morning oder im Tivoli Vredenburg in Utrecht. Bevor sie am 09. August im Grechten in Berlin spielt, kommt Nao Yoshioka heute noch im studioeins vorbei und stellt ihre neue Platte "Flow" vor.
Sophia Roßberg
Jenobi
Vor der Pandemie hat Jenny Apelmo Mattsson als Bassistin in verschiedenen Bands Bass gespielt, Musik unterrichtet oder Texte aus dem Schwedischen ins Deutsche übersetzt. Parallel arbeitete sie unter ihrem Künstlernamen Jenobi an ihrem Album-Debüt, das 2020 erschienen ist. In diesem Jahr ist Album Nummer zwei mit dem Titel "Irregularity" rausgekommen. Seit mehr als zehn Jahren lebt Jenobi bereits in Deutschland, in Hamburg und ist da gut vernetzt, u. a. mit dem deutschen Indie-Label Grand Hotel Van Cleef, auf dem ihr erstes Album "Patterns" erschien. "Irregularity" ist im Mai bei popup-records rausgekommen und dem eher klassischeren Singer-Songwriter-Pop begleitet von ihrer Akustikgitarre, der auf "Patterns" zu hören ist, hat Jenobi nun elektronische Elemente, zum Teil psychedelischere Gitarren, oder auch ihre Muttersprache Schwedisch hinzugefügt. Vor allem aber kommt "ihr" Hauptinstrument, der Bass, darauf zu Geltung.
Saba Moghaddami
Esfand
Der iranische Kalender endet am 20. März und sein Name steht für Bescheidenheit: Esfand. Er endet also mit der Fühlingstagundnachtgleiche und mit dem Nouruz-Fest, was übersetzt so viel heißt wie "Neuer Tag". Inspiriert von Neuanfängen haben sich unter dem Namen Esfand auch der Neuseeländer Patrick Stewart und der iranischer Exilant Rouzbeh Esfandarmaz zusammengetan, der den Monat zudem noch im Namen trägt. Die Beschreibung eines musikalischen Clashs aus persisch-kurdischer Volksmusik und Elektro trifft es zwar, allerdings auch nur so halb. Esfand machen Tracks, die eklektisch sind; Industrial Sounds und Minimal Wave, an manchen Stellen schimmern traditionelle persische Einflüsse durch die Beats und Lyrics, wie zum Beispiel die Texte der iranischen Dichter Daqiqi und Farrukhi Sistani, die im Song "Shawl" von Mohsen Namjoo singt. Esfandarmaz und Stewart leben in Den Haag und sind beide eher klassisch ausgebildete Musiker. Stewart studierte unter anderem am Koninklijk Conservatorium in Den Haag und Esfandarmaz schloss sein Bachelor im Bereich klassische Klarinette ab. Im Juni ist ihr gemeinsames Debütalbum "Piltan" erschienen.
radioeins/Jochen Saupe
KALKYL
Dass Schnapsideen manchmal die besten sind, zeigt sich mal wieder am Beispiel von KALK¥L. Tom Woschitz und Phil Soddemann finden in einer Bar zusammen und probieren das gemeinsame Musikmachen einfach mal aus. Nach erfolgreicher Debüt-EP vor zwei Jahren, steht nun eine neue an – in Kollaboration mit der französischen Künstlerin Ingrid Laventure. Fuzzy – unscharf. Auf diese Art und Weise wabern die Gitarren von KALK¥L durch den Raum; und die Liebe für diese teilt die Band mit der Straßburger Musikerin Ingrid Laventure. Die drei haben sich auf einem französischen Festival getroffen und angefreundet. Seither haben sie zudem an gemeinsamer Musik gearbeitet und präsentieren nun das Produkt (zumindest einen Teil daraus) im studioeins, bevor Ende des Monats die komplette EP "Only Way to Catch Me" erscheint.
radioeins/Jochen Saupe
Saguru
"Das Licht, der Herbst, die Tiefe." Die eigene Beschreibung von Saguru scheint nicht gerade zum Sommer zu passen. Tatsächlich singt er auch von Schneestürmen in schwarz-weiß, aber vor allem von der Liebe, und die richtet sich nun mal nicht nach Jahreszeiten. Mit leicht melancholischem Ton sind also auch Sagurus vertonte Emotionen universell und das ganze Jahr über passend. Saguru, das ist Chris Rappel aus München, beeinflusst von Vorbildern wie Alex Turner oder Bon Iver. Seine nächsteEP steht bereits in den Startlöchern und von dieser hat er gerade den zweiten Song veröffentlicht. Untermalt von einem elektronisch-sanften Mix aus weichen, geradezu verschwindenden Gitarren und verzerrten gedämpften Synthesizern, geht es in "True Love" um das Privileg der wahren Liebe; bei der man schnell alles andere um sich vergessen kann – wie den aktuellen Monat.
radioeins/Jochen Saupe
Milliarden
Während der Pandemie hat sich die Band Milliarden einfach mal den kleinsten Club der Welt gebaut – in einen Bulli und ist damit durch die Welt gefahren und hat für die Leute weiterhin Musik gemacht. Jetzt steht wieder einmal eine richtige Tour an sowie ein neues Album! "LOTTO" heißt das neue Album von Milliarden und gerade ist die erste Single "Das erste Mal" daraus erschienen, in der Ben Hartmann und Johannes Aue die Idee verbreiten, Alltagssituationen so zu betrachten, als würden sie zum ersten Mal stattfinden. Das scheint zunächst keine großartige Erfindung, Milliarden zeigen aber erneut – auf kluge und durchdachte Weise – wie sehr es ihnen gelingt, kleinen Momenten die nötige Wertschätzung und Perspektive zuzuweisen. Gewissermaßen ist es eine Kampfansage an die Abgestumpftheit des Lebens, der man vor allem mit Neugier begegnen kann, und zum großen Ober-Thema des neuen Albums führt: Der Titel "LOTTO", so formuliert es die Band, beschreibe eine Sehnsucht nach dem Ungewissen. Die Analogie zum Glücksspiel verdeutlicht die Hoffnung auf etwas Großes, bei ungewissem Ausgang. Denn wie auch schon Forrest Gump wusste: im Leben weiß man nie, was man letztlich bekommen wird.
Michaela Simpson
Hamish Hawk
Weniger künstlich, dafür persönlicher soll das neue, im August erscheinende Album des Schotten Hamish Hawk sein, und aus dem er heute schon einige Lieder im studioeins präsentieren wird. Mit trockenem Humor und Selbstironie beleuchtet Hawk darauf mit dunkler Stimme männliches Begehren in allen Bereichen: dem Job, der Liebe oder der Freundschaft. "Dieses Album ist anders," erklärt Hamish Hawk, wenn er über "A Firmer Hand" spricht, und meint damit vor allem die Lyrics. Es geht um Macht und stereotype männliche Eigenschaften, wenn Hawk zum Beispiel davon singt, dass Männer sich dadurch auszeichnen, Standhaftigkeit in allen Situationen zu beweisen, oder es geradezu stolz ausnutzen bedient zu werden. Harmonien und Melodien wechseln allerdings zwischen sehr ernsthaften betonten Liedzeilen und Strukturen, die mitunter an Adam Greens Anti-Folk erinnern. Es zeigt sich: neben dem Überlegenen schwingt im Unterton immer die Unsicherheit mit, und in so manch einer Songpause wartet man nur auf Nancy Sinatras ikonisches "Bang, Bang – I shot you down".
radioeins/Jochen Saupe
Royel Otis
Gerade erst haben Royel Otis ihre Liebe zu den Cranberries mit einer Cover-Version von "Linger" vertont, da kommt auch schon eine neue Single, die es direkt auf die radioeins-Playlist geschafft hat: "Nack Nostalgia" – und die sie heute auch noch direkt live im studioeins präsentieren könnten. In ihrer Heimat Australien ist die Band – bestehend aus Royel Maddell und Otis Pavlovic – schon vor der Veröffentlichung ihres ersten Albums als Breakthrough Artist beim Preis der Australian Recording Industry Association (ARIA) nominiert worden. In den USA sind sie derzeit eine der meist-gespielten Bands in den – für neue und alternative Musik geschätzten – College-Radios. Zudem tourten die beiden nicht nur über diverse Festivals Europas und in Nordamerika und spielten eine schnell ausverkaufte Tour, Royel Otis’ im Mai erschienenes Debüt "Pratts & Pain" stieg direkt mal auf Platz 1 der australischen Album Charts ein. Zeit sich von Royel Otis live überzeugen zu lassen!
Nadja Krüger
King Josephine
Von Amsterdam ging es für Joey Steffens nach Berlin, wo sie sich etwa sieben Jahre Zeit gelassen hat, um ihr Debüt vorzubereiten: Eine EP, die im Herbst rauskommt, und von der bereits eine Single ihre musikalische Klasse belegt. Klassischer Klavierunterricht, eine Liebe zu Blues, Soul, R&B und Hip-Hop, ein Streifzug durch die Amsterdamer Djam-Schule für Jazz. King Josephine hat gemeinsam mit Drummer Giancarlo Mura Songs entwickelt, die ihren musikalischen Werdegang verkörpern - und ihren persönlichen Zugang zum Songwriting; die Stücke erzählen von ihren eigenen Erfahrungen, von dem, was es bedeutet, andere tatsächlich zu ‘kennen’; es geht um Verlust und Entfremdung, aber wie in der Popmusik meist üblich, auch darum die positiven Seiten hervorzuheben. Die Stücke sind daher trotz mitunter tragischer Texte beschwingt und ‘pushy’. Einfach ein guter Start um die Woche zu beginnen.
Isack Abeneko
Abeneko & The Positive Mind
Ost-Afrikanische-Singeli-Beats, Funk und Bongo Flava – das bezeichnet der tansanische Musiker Abeneko als "Bongo Fusion". Gemeinsam mit der fünfköpfigen Band The Positive Mind ist Abeneko nun auf Europa Tournee, und heute auf der Bühne im studioeins. Singeli – das ist ein extrem schneller Musikstil, der sich vor allem in der tansanischen Stadt Dar es Salaam entwickelt hat. Und so wie die Musik stammt auch Isack Abeneko aus Dar es Salaam – der er zudem einen eigenen Song auf seinem 2020 erschienenen Album "Ukweli" (dt. Wahrheit) gewidmet hat. Abeneko mischt traditionelle Musik aus seiner Heimat Tansania mit Hip-Hop, R&B, Reggae, oder Afrobeat und bringt diese in energiegeladenen Performances auf die Bühne. Zum Beispiel heute – im studioeins.
radioeins/Jochen Saupe
Marianne Rosenberg
Mit 14 wird sie entdeckt und landet kurz darauf mit "Mr. Paul McCartney" direkt in den Charts. Der Beginn einer großen Karriere als Schlager- und Chansonsängerin. Die Hits der 70er können auch heute noch die meisten sofort mitsingen. Inzwischen hat die Berlinerin ihr 22. Album veröffentlicht. "Bunter Planet" heißt es und in den Texten wird – natürlich - die Liebe und Vielfalt gefeiert. Und wir wollen heute Abend Marianne Rosenberg feiern, denn sie ist heute zu Gast im studioeins.
radioeins/Jochen Saupe
Zoot Woman
Elektro und Pop: Seit dem gefeierten Debütalbum "Living in a Magazine" 2001 hat Zoot Woman bis heute sechs weitere rausgebracht – zuletzt vor einem Monat die LP "Maxidrama". Mit Synthies, inspiriert von einer Zukunftsvision der 80er und New Wave, hat die Band Ende der 90er Jahre einen Mix generiert, der zwar an Vorbilder wie Daft Punk oder Justice erinnert, allerdings um weitere, poppigere Elemente erweitert. Das Brüder-Duo Adam und John Blake, das in den Anfängen als Trio mit Produzent Stuart Price richtig durchgestartet ist, produziert nach wie vor strukturierte Songs, mit Dance-Elementen und leicht melancholischem Gesang, in welchem sich John Blake Themen wie Liebe, Verlust oder persönlichen Reflexionen widmet. Das neue Album "Maxidrama" beschreibt Zoot Woman selbst besonders originell und innovativ. Begleitet von Drum Machines und Synthies schildern die Lyrics das Drama des Lebens, und welchen Einfluss wir selbst auf die Beziehungen darin haben. Bevor Zoot Woman im Oktober auf Tour geht, schauen sie schon mit den neuen Tracks bei uns – im studioeins vorbei!
Lucia Jost
Linda Finny
Inspiriert von diversen Genres und Jahrzehnten hat Linda Finny ihren eigenen Sound irgendwo zwischen Punk, Ambient und Pop gefunden. Dabei blickt sie zu Vorbildern wie Brian Eno, Lana del Rey oder Portishead auf. Nun erscheint ihre erste Single, die sie heute den Zuhörenden im studioeins präsentiert. In ihren Texten setzt sich die junge Musikerin bereits intensiv mit Themen wie Identitätsbildung, Verlust oder auch Entfremdungen auseinander und wurde für ihren "mitreißenden und vorantreibenden Sound" vom Musicboard Berlin gefördert. Was Linda Finny nach eigener Aussage nicht sein will: affektiert oder gar perfekt. Vielmehr gehe es ihr darum, emotionale Untiefen genauer zu erforschen und diese dann offen und ehrlich durch ihre Musik zu kommunizieren. Gerade ist ihre erste Single "Save Your Drama" erschienen, die zweite folgt bereits in vier Wochen. Wir freuen uns, dass die Berlinerin mit ihrer neuen Musik direkt im studioeins vorbeikommt!
radioeins
Philippa Kinsky
In der Band ihrer Familie spielt Philippa Kinsky Bass seit sie elf Jahre alt ist. Jetzt ist sie selbst Anfang zwanzig und hat ihre ersten Singles – ohne ihre Familie – veröffentlicht. Kinsky reflektiert in ihrer Musik vergangene und künftige Lebensabschnitte, und sucht nach gültigen Lebensweisheiten. Begleitet wird ihre Stimme dabei meist von einer sanft angeschlagenen oder gezupften Gitarre; in den vielen gefühlvollen Balladen gibt das Schlagzeug einen steten Rhythmus vor, der sich hin und wieder dramatisch – gemeinsam mit dem Bass – verstärkt und somit Textpassagen betont, die zum Beispiel innere Konflikte und Unsicherheiten, die eigene Identität, wie auch den Umgang mit der Welt in Form von Social Media verhandeln. Aufgewachsen in Österreich, studiert Philippa Kinsky an der Popakademie Baden-Württemberg, an der unter anderen auch Mine, Wallis Bird oder Konstantin Gropper (Get Well Soon) waren. Ende Juli erscheint nun die neue EP von Philippa Kinsky mit dem Titel "smalltown stories", deren Sound immer wieder mit Worten wie "ungekünstelt" oder "DIY" in Verbindung gebracht wird, und von dem wir uns heute im studioeins live überzeugen können.
radioeins/Jochen Saupe
Dino Paris & der Chor der Finsternis
Wie benennt man den Horror unserer Gesellschaft in einem Wort? "Geisterbahn". Zumindest ist es das, welches sich Dino Paris ausgesucht hat; und dem er gleich ein ganzes Album widmet. Darauf geht es um allerlei Gruseliges: Fleisch essen im Zoo, esoterische Nazis oder Turbokapitalismus. Gemeinsam mit seiner Band, dem Chor der Finsternis, klingt diese Dystopie allerdings weniger schaurig, dafür nach einem locker-leicht plätschernden Elektro-Pop, der die Ironie der Texte unterstreicht. Dino Paris & der Chor der Finsternis ist das Projekt des Berliners Jan Preißler, der schon mit der ersten Platte "Alles wird ganz schlimm" den drohenden Weltuntergang zum Thema seiner Musik gemacht hat. Die 13 Songs, produziert von Hannes Gwisdek (aka Shaban von Käpt‘n Peng & die Tentakel von Delphi), besitzen den nötigen Witz und Sarkasmus, um manch dramatische Entwicklung mit Distanz zu betrachten. Preißler liefert uns mit seinem Humor und dem neuen Album "Geisterbahn" also ein Umgangstool, um unserem aktuell immer komplexer werdenden Alltag zu begegnen.
Unique
Lucy Kruger & The Lost Boys
Betrachtet man die Diskografie von Lucy Kruger, sieht man den beeindruckenden Output, den die in Südafrika geborene Musikerin in rund zehn Jahren ihrer Karriere bereits geschaffen hat. Im Mai dieses Jahres ist mit "A Human Home" ihr mittlerweile sechstes Album erschienen. 2018 hat sich Lucy Kruger entschieden nach Berlin umzuziehen und ist hier direkt vom Label Unique Records unter Vertrag genommen worden. Festivals und Touren folgten, erst in Berlin und Deutschland, dann in ganz Europa. Unter der Bezeichnung Art Pop lässt sich vielleicht am besten zusammenfassen, was den Klang von Lucy Kruger & The Lost Boys – ihrer Band bestehend aus Liú Mottes, Andreas Miranda, Martin Perett, Gidon Carmel und Jean-Louise Parker – ausmacht. Kruger experimentiert mit ihrer Stimme – einer Mischung aus Gesang und gesprochener Erzählung – genau wie elektrischen und akustischen Sounds, die zu einer Art modernen Folk Noirs verschwimmen.
Unique Records/Schubert Music (Rough Trade)
Laura Carbone
Laura Carbone hat BWL studiert – sich dann aber voll und ganz der Musik hingegeben. Die deutsch-italienische Musikerin begann als Sängerin der Band "Deine Jugend" mit Elektropop – solo hat sie nun bereits ihr viertes Album veröffentlicht. Produziert hat "The Cycle" Collin Dupuis, der bereits mit St. Vincent, den Black Keys oder auch Lana Del Rey zusammengearbeitet hat. Carbone bewegt sich mittlerweile mit ihrer E-Gitarre und in einer gewissen Psych-Rock-Tradition sicher über die Bühnen der Welt. Mit The Jesus and the Mary Chain war sie in Deutschland unterwegs, spielte bei der Canadian Music Week, beim Lollapalooza Berlin oder beim South by Southwest in Texas. Heute besucht Laura Carbone uns im studioeins!
Pressefoto
Moglii
Wer beim Pseudonym unseres heutigen studioeins-Gastes an eines der berühmtesten Findelkinder der Filmgeschichte denkt, und vielleicht sogar den Impuls verspürt, es demnächst mal mit Gemütlichkeit zu probieren, der liegt vermutlich nicht ganz falsch: Beschreibt sich der studierte Jazzpianist aus Köln, der mit bürgerlichem Namen Simon Ebener-Holscher heißt und obendrein eine Vorliebe für das "doppelte i" zu hegen scheint, doch selbst als "producer, siinger, part of nature". Wie sein Beinahe-Namensvetter aus dem Reich des Zeichentrick (beziehungsweise der Fantasie des Rudyard Kipling) begibt sich auch Moglii für seine Musik staunend auf Erkundungstour durch die Natur, sammelt in Field Recordings die Geräusche ihrer Bewohner und verwebt sie mit den Klängen analoger Synthesizer, akustischer Instrumente und warmen Beats. Verfeinert durch seelenvolle Stimmen und Vocal-Samples bringt er schließlich im Ergebnis scheinbar Unvereinbares zusammen und erschafft einen ganz eigenen "Organic Electronic"-Sound, der die Biodiversität klanglich zelebriert. Nach zwei EPs 2016 bzw. 2017 veröffentlichte er in diesem Jahr sein Debütalbum "Aniimals", über das er heute zunächst im Interview Auskunft gibt, ehe er dann den ein oder anderen Track daraus live auf die kleine Bühne im studioeins bringt.
radioeins/Jochen Saupe
28 sounds to escape
"Steinzeit meets Instagram" – unter anderem so fasst der Schauspieler, Maler und eben auch Musiker Felix Lüke den Ansatz seines Projekts 28 sounds to escape zusammen. Viereinhalb Jahre nach dem Debütalbum "There Starts The Thunder" hat er kürzlich den Zweitling "Absolute Latitude" veröffentlicht und stellt diesen heute im studioeins vor. Hinter dem Cover, das ein einsames Toilettenhäuschen in der Einöde ziert, versammelt der Berliner elf entspannt-schrullige Pop-Songs, verfeinert durch Streicher, Bläser, Harfe und so manches mehr, die mal ein wenig melancholisch-verträumt an "Sunny Days On The Hill" zurückdenken, mal dazu einladen, einen Nachtwächter bei seinem Rundgang durchs geschlossene Museum zu begleiten ("Nightshift") – zum Beispiel. Verbindendes Element sind Lükes poetisch-pointierte Texte, zu deren Umsetzung er sich eine illustre Musiker:innnenschar ins Studio geladen hat. Obendrein schuf er eine zehn Meter lange Aquarellmalerei, die nun im Booklet des Albums zu bewundern ist, und eine schöne Ergänzung zu den bildgewaltig erzählten Geschichten der Songs bildet.
radioeins/Jochen Saupe
Travis
Mit dem melancholisch-gelassenen "Why Does It Always Rain On Me" gelang Travis 1999 der Durchbruch. Weit entfernt davon, ein One-Hit-Wonder zu sein, haben die Schotten um Fran Healy sich dank ihrer so gefühl- wie geschmackvollen Gitarren-Pop-Songs seitdem eine treue Fan-Gemeinde erspielt, die nun einmal mehr Grund zur Freude hat. Denn kommende Woche erscheint "LA Times", das zehnte Album des Quartetts. Heute Abend besuchen uns Healy und Gitarrist Andy Dunlop für ein Interview im studioeins – und geben anschließend auf der dortigen kleinen Bühne zudem Gelegenheit, vorab ein paar der neuen Songs (und vielleicht den ein oder anderen Klassiker...) in besonderen, intim-reduzierten Arrangements quasi-"unplugged" live zu hören.
Lukas Wittorf
Weesby
Nach Sorin, Fink und Jenobi wird diese studioeins-Woche der Künstler:innen und Bands mit "Einwortnamen" würdig beschlossen von Dorothee Müller alias Weesby. Die Hamburgerin, die ihr musikalisches Projekt nach einer kleinen Gemeinde im deutsch-dänischen Grenzgebiet benannte, erteilt in ihren detailreichen, verspielten Pop-Songs mit viel Wortwitz und Herz beispielsweise der allgegenwärtigen "Selbstopti" eine Absage. Stattdessen singt sie lieber das Loblied auf die "Prokrastination". "Ich prokrastinier' leidenschaftlich / denn was ich nicht schaff', das schafft mich", erklärt sie in letztgenanntem Stück, womit ihr in gewisser Weise ein so sanftes wie bedenkenswertes Update des bekannten Ton Steine Scherben-Schlachtrufs "Macht kaputt, was euch kaputt macht" gelingt. Zwar heißt es im selben Lied auch: "Ich fang besser erst mal gar nicht an / weil ich so auch nichts falsch machen kann", aber zum Glück scheint das nicht (immer) für die Musik zu gelten – denn da hat sie so einiges richtig gemacht! Drei Singles hat Weesby bisher veröffentlicht, durch die sich thematisch der nicht immer leichte liebevolle Umgang mit den eigenen Schwächen im Kontrast zum ständigen Druck von außen zieht. Dabei gelingt ihr bei aller inhaltlichen Schwere stets, diese mit musikalischer Leichtigkeit und originellen Textideen umzusetzen. Wir freuen uns auf Weesby, die uns heute im studioeins besucht, um den ein oder anderen Song live vorzustellen und von sich und ihren Zukunftsplänen zu erzählen.
radioeins/Jochen Saupe
Betterov
Am 15.11. wird das Album "Wolf Biermann Re:Imagined – Lieder für Jetzt" erschienen. Damit zelebrieren diverse Künstler:innen durch Neuinterpretationen das Werk des bedeutenden Liedermachers, der an jenem Tag zudem seinen 88. Geburtstag feiert. Neben beispielsweise Alligatoah, Bonaparte oder Ina Müller ist auch Manuel Bittorf alias Betterov einer der ehrenden Gratulanten. Mit ihm sprechen wir über Wolf Biermann und mehr – und hören einen Tag vor dessen offizieller Veröffentlichung schon mal exklusiv in seinen Beitrag, das "Lied vom donnernden Leben", rein. "Wolf Biermann ist für mich nicht nur Musiker, sondern auch Zeitgeschichte", schwärmt der 30-Jährige. "Seine Musik und seine Texte begleiten mich schon sehr lange, und ich habe mich wahnsinnig darüber gefreut, eines seiner Lieder neu interpretieren zu dürfen." Neben der Biermann-Ehrung hat Betterov übrigens auch einige Festival-Shows für den Sommer geplant. Mehr erfahren wir im Interview, denn er ist heute unser Lokalmatador.
Pressefoto/Miklas Heinzel
Thelma Malar
Die Berliner Singer-Songwriterin Thelma Malar teilt ihre „bedroom thoughts“, ihr ungefilterten Gedanken, in so sanften wie spannenden Liedern mit ihren Zuhörer:innen. Kürzlich erschien ihre neue EP "Head Against The Bookshelf". Das ist natürlich ein Titel, der Fragen aufwirft – traf der Kopf unfallbedingt auf das Bücherregal, wurde er aus Frustration dagegengeschlagen? Wie gut also, dass Thelma Malar heute zu Gast bei uns im studioeins ist, denn so können wir uns direkt bei ihr danach erkundigen. Bei der Gelegenheit sprechen wir dann gleich auch noch mit ihr über ihren werdegang, ihre Zukunftspläne und andere Dinge, die ihr wichtig sind, als da wären: "Schlaflose Nächte, Upright Pianos und Bilder, die bleiben." Und nachdem wir die 21-Jährige dann im Interview ein bisschen besser kennengelernt haben, wird sie auf der kleinen Bühne im studioeins selbstverständlich auch noch den ein oder anderen Song live vorstellen – schließlich dreht sich bei ihr alles um "Beziehungen, 'graue Gefühle' und all die Dinge, die schwer zu beschreiben sind, so ganz ohne Musik dahinter."
radioeins/Robin Krempkow
Fink
Nach Anfängen mit elektronischer Musik und als DJ hat sich Fin Greenall inzwischen zu einem Meister des melancholischen Pop-Songs gemausert. Als einen solchen zeigt ihn auch das neueste Album seiner Band Fink, "Beauty In Your Wake", das kommende Woche erscheint. Das belegen bereits die Vorab-Singles wie "What Would You Call Yourself " oder "One Last Gift", die oft und gerne beispielsweise auch im radioeins-Tagesprogramm zu hören sind. Sie reihen sich damit nahtlos ein in eine lange Liste toller Songs, die spätestens seit Mitte der Nullerjahre und dem ersten Fink-Hit "This Is The Thing" ihren Weg in die Herzen und Playlisten unzähliger Fans authentischer, emotionaler Pop-Musik gefunden haben. Mittlerweile lebt der Brite Greenall in Berlin und hat mit Bassist Guy Whittaker und Schlagzeuger Tim Thornton eine kongeniale Band (wieder) um sich geschart. Mit der wird er übrigens auch am 7. November ein Konzert in seiner nicht mehr ganz so neuen Heimatstadt geben. Da das aber noch eine ganze Weile hin ist, und um mit ihm über sein neues Album und so manches mehr zu plaudern sowie natürlich einen ersten Live-Höreindruck zu erhalten, haben wir ihn heute zu uns ins studioeins gebeten.
Eric Kleinen
Sorin
"Liebeskummer, Lebenslektionen und die Sehnsucht nach Harmonie" – das sind die Quellen, aus denen sich die Musik des Singer-Songwriters Sorin speist. Kürzlich erschien sein Debütalbum "While The Tides Turn", heute ist er zu Besuch im studioeins. "Ich liebe es, vor euren Augen emotional zu werden", bedankte sich Sorin Stanciu unlängst in einem Social-Media-Post beim Publikum eines seiner Konzerte in Berlin. Und tatsächlich scheint eine der Lieblingsbeschäftigungen des in Rumänien geborenen und in Berlin lebenden Musikers zu sein, sein Herzblut in intime Songs zu gießen, ob nun im Studio oder auf der Bühne. Diese Mischung aus akustischen Gitarren, elektronischen Elementen und seiner sanften Stimme funktioniert nicht nur "auf Platte" beim Genuss im stillen Kämmerlein oder bei seinen Solo-Shows hervorragend. Auch im größeren Rahmen des Vorprogramms von beispielsweise Khruangbin oder Charlie Cunningham konnten die Songs von "While The Tides Turn" bereits live überzeugen. Heute Abend stellt er ein paar davon und natürlich sich selbst im Bikini vor.
Erin Foundling
Foundling
Foundling ist das musikalische Projekt der Kanadierin Erin Lang, das sich in seiner aktuellen Inkarnation als international besetzte Band in Berlin zusammengefunden hat. Auf ihrem neuen Album "Equilibria" laden Lang und ihre Mitmusiker zu einer entschleunigten Experimental-Pop-Reise durch Traumlandschaften ein. Nehmen wir also Platz auf diesem "fliegenden Klangteppich", gewoben aus sanften Percussion-Elementen, mitunter verfremdeten Flötentönen, Saxofonmelodien und Vintage-Synthesizer-Sounds, und folgen der beruhigenden Stimme Erin Langs. Mit ihrer geschmeidig perlenden Harfe sorgt diese hier und da für zusätzliche Entrückung, während die Songs die Hörer:innen an die Hand nehmen, und durch "Verluste, Tragödien und Begegnungen mit geisterhaften Erscheinungen geleiten, derweil Palmen sich im Winde wiegen und die Sonnenuntergänge aus einer sich unendlich verändernden, wunderschönen Abfolge von Purpur-Schattierungen gemacht sind." Dieser Selbstbeschreibung zufolge verspricht es eine überaus willkommene Pause vom Alltagsstress zu werden, wenn Foundling heute auf der Bühne des studioeins den ein oder anderen Song präsentieren, und sich im Interview vorstellen.
Kevin Peplinski
LIOBA
Die Magnolie ist oft besungen worden; mal als solche, häufiger noch als Metapher: von Tom Petty oder Salvatore Adamo ebenso wie von Laufey, The Grateful Dead oder Gang of Youths. Mit dem Titelsong ihres im Februar erschienenen Debütalbums "Magnolia" reiht sich auch die aus Norddeutschland stammende Sängerin und Pianistin Lioba in diese Liste ein – und geht dahin, wo es wehtut. Nicht weniger als das Ende einer Beziehung, "das aufgrund ihrer Lügen und des Betrugs unausweichlich" war, verarbeitet sie nämlich autobiografisch auf diesem Konzeptalbum. Dessen elf Songs bilden beinahe eine Art Soundtrack der Geschehnisse, empfinden Atmosphären und Gefühlswelten der verschiedenen Kapitel der Geschichte nach. Von der getragenen Ballade, die das Album eröffnet und ihm seinen Namen gibt, über das melancholische, doch tanzbare "Smile", bis zu den wuchtigen Elektrobeats des klagenden "I Don't Deserve You", zeigt Lioba alle ihr wichtigen Facetten. Dementsprechend positiv wurde "Magnolia" auch aufgenommen – was die Musikerin offenbar beflügelt hat, denn bereits im April hat sie mit der Single "Paperthin" nachgelegt.
radioeins/Jochen Saupe
Emilíana Torrini
Im Laufe ihrer nun auch schon bald 30-jährigen Laufbahn hat sich Emilíana Torrini immer wieder erfolgreich und überzeugend neu erfunden – von den für erstes Aufhorchen sorgenden trip-hoppigen Elektro-Pop-Anfängen wie "Unemployed In Summertime" über intim-akustische Kleinode à la "Sunnyroad" bis hin zum mitreißenden und nachhallenden Überschwang ihres größten Hits "Jungle Drum". Am Freitag erscheint ihr neues Album "Miss Flower". Dies wird übrigens auch das erste seit elf Jahren sein, mit dem sie als Solokünstlerin in Erscheinung tritt. Ein Grund war, so erklärt Torrini, dass sie ein wenig den Bezug zur eigenen Musik verloren hatte: "Wenn ich auf der Bühne stand, habe ich darüber nachgedacht, wie ich meine Wäsche erledige. Da wusste ich: Es ist an der Zeit, eine Pause zu machen." Ein bisschen "Urlaub vom Ich", wenn man so will. Und so beschloss sie, ihre künstlerische Komfortzone zu verlassen, in der Hoffnung, auf sozusagen fremdem Terrain wieder zu sich selbst zu finden. Neben einer Gesangsrolle in einem isländischen Theaterstück, beteiligte sie sich an experimentellen Gemeinschaftsarbeiten mit Kid Koala und The Colorist Orchestra. Und es scheint funktioniert zu haben: "Miss Flower" zeigt eine vertraut begeisternde, und doch einmal mehr "neue" Emilíana Torrini. Dass das Album vom Dachbodenfund einer Kiste mit Liebesbriefen an die verstorbene Mutter einer Freundin inspiriert wurde, ist sicher nicht die einzige spannende Geschichte, die sie erzählen kann, wenn sie uns im studioeins besucht!
Anna Wyszomierska
Ina West
Gold und Orange, die Farben der auf- beziehungsweise untergehenden Sonne, fängt die in Berlin lebende polnische Musikerin Ina West auf ihrer neuen EP ein. Die vier Stücke erforschen die Grenzen der elektronischen Tanzmusik und wurden während Wests Schwangerschaft als Video-Performance auf der Insel Lanzarote aufgenommen. "Ich wollte den Zustand des Loslassens festhalten, eine ätherische und spirituelle Leichtigkeit bei der Auseinandersetzung mit den Einschränkungen, die das Leben bringt", erklärt die Sängerin, Pianistin und Produzentin ihr Ansinnen, die zum Zeitpunkt der Aufnahmen nicht nur schwanger war, sondern sich zudem mit einer chronischen Krankheit konfrontiert sah. Zur musikalischen Umsetzung kombinierte sie analoge und digitale Synthesizer mit dem Klang "organischer" Element wie dem Cello und Aufnahmen aus der Berliner Geräuschlandschaft. So erschuf sie einen flächigen, warmen Sound, der einen spannenden Kontrast zu ihren direkten, treibenden Dance-Beats bildet.
radioeins/Jochen Saupe
Varley
Das irisch-deutsche Trio hat kürzlich sein zweites Album "Face To Punch" veröffentlicht. Geschrieben wurden die leichtfüßigen Pop-Songs in einer von Mücken belagerten Hütte in Brandenburg, thematisch bittet Sängerin Claire-Ann Varley ihr "inneres Kind um Vergebung". Das weist schon darauf hin, dass sich Varley textlich nicht mit Banalitäten aufhalten, und auch der dezent gewalttätig anmutende Albumtitel, demzufolge Claire-Ann ihr "Gesicht als Punchingball" anbietet, ist eher als Metapher für größtmögliche und gelegentlich eben schmerzhafte Offenheit zu verstehen. Denn obwohl sie mit dem Ansatz gestartet waren, diesmal mehr "Lieder über Liebe" zu schreiben, mussten Varley feststellen: "Es geht einfach nicht." Also verhandeln sie einmal mehr alles rund ums Thema "psychische Gesundheit", und tun dies abermals auf einnehmende, optimistische Art, sodass die Musik auf "Face To Punch" bei allem textlichen Tiefgang stets einen ermutigenden "safe space" darstellt – so wie es die Band für ihre Mitglieder tut.
radioeins/Jochen Saupe
Tatia
Am vergangenen Freitag hat die in Berlin lebende georgische Musikerin Tatia ihre Debüt-EP "We Were Heroes" veröffentlicht. Heute stellt sie sich und ihre liebevoll arrangierten, verträumt-melancholischen Pop-Songs im studioeins vor. Dass Tatia Kurashvili, wie sie mit vollständigem Namen heißt, just von einer gemeinsamen Norddeutschland-Tournee mit Tiflis Transit zurückgekehrt ist, wirkt fast schon wie kosmische Fügung – stammt sie doch aus ebenjener Stadt, nach der sich ihre Konzertreisepartner teilweise benannt haben. Und Tiflis spielt auch in Tatias Musik eine Rolle, genauer gesagt inspirierten sie Heimweh und das Vermissen alter Freund:innen dort beispielsweise zu dem Song "The Streets You Walk". Kein Wunder also, dass den sommerlich-leichten Sound des Stückes eine bittersüße Note durchzieht. Ein nicht eben leicht verdauliches Thema behandelt auch der Titelsong, in dem sie die Alkoholsucht ihres Vaters und das schwierige Verhältnis zu ihm verarbeitet, und dabei klanglich der Trauer einen ansteckenden, optimistischen Trotz entgegenstellt. Ein gelungenes Erstlingswerk von einer vielversprechenden jungen Künstlerin!
Dovile Sermokas
Joshua Jaswon Octett
Das Joshua Jaswon Octet ist ein in Berlin ansässiges zeitgenössisches Jazz-Ensemble, das sich aus einem breiten Querschnitt junger Ausnahmemusiker aus den führenden europäischen Jazzszenen zusammensetzt. Unter der Leitung des in London geborenen Saxophonisten und Komponisten Joshua Jaswon hat das Ensemble sein Debütalbum "Silent Sea" im Oktober 2020 veröffentlicht. Letztes Jahr ist das aktuelle Album "Polar Waters" erschienen. Jaswon konzentrierte sich darin auf die Erforschung der fließenden Rollen, Klangfarben und Texturkombinationen im und auf das Ensemble im Einzelnen auswirkt. Am 8. Juni 2024 spielt das Joshua Jaswon Octet in der Kunstfabrik Schlot in Berlin. Mastermind Joshua Jaswon ist heute zu Gast im Studioeins im Bikini Berlin.
KEYSTONE
Liraz
"Ihr braucht diese Disco-Banger in eurem Leben", empfahl das britische MOJO-Magazin euphorisch Liraz' 2022er Album "Roya". Nun legt die israelische Sängerin mit persischen Wurzeln nach, und veröffentlicht ihre neue EP "Enerjy". Mit den vier Songs will sie "Botschaften der Liebe und des Friedens" senden, in der Hoffnung, dass wir alle gemeinsam die "Frequenz der Energie zum Guten" verändern können. Vor ihrem morgigen Konzert im Prachtwerk besucht sie uns im studioeins. Für ihren Sound lässt die just 36 Jahre alt gewordene Liraz sich von seelenvollen iranischen Sängerinnen der 1970er wie Googoosh genauso inspirieren wie von Kate Bush oder Tori Amos, und verbindet Retro-Klänge mit modernen Elektrobeats. Dazu singt die Tochter persisch-jüdischer Eltern vorwiegend auf Farsi, webt aber auch Elemente israelischer Kultur mit ein. Mit dieser mitreißenden, tanzbaren Mischung sorgte sie bereits auf mehreren internationalen Tourneen und beim letztjährigen Roskilde-Festival für große Begeisterung. Auf "Enerjy" nun finden sich vier neue Songs, dem Titel entsprechend abermals vor Energie nur so strotzend, die Liraz als "Spiegelbild meines Herzens" bezeichnet. Darunter "Haarf", in dem sie ihren Wunsch nach Frieden im Konflikt zwischen Israel und Palästina zum Ausdruck bringt – wie sie überhaupt einen Teil ihrer Aufgabe darin sieht, als "Vermittlerin zwischen den wunderschönen Herzen meiner Zuhörer:innen" zu agieren.
Shauna Summers
Wilhelmine
Die Berliner Deutschpop-Sängerin versteht es hervorragend, auch schwere Themen in Songs zu verpacken, die sich leicht anfühlen. Anfang des Monats erschien ihr neues Album "Meere", heute ist Wilhelmine zu Gast im studioeins. „Bisher waren meine Lieder eher wie Fotos aus der Vergangenheit, die ich in meinen Texten beschreibe. Jetzt habe ich Songs, in denen ich so echt und nah von meinen alltäglichen Gefühlen, meinen Hoffnungen und Ängsten erzähle, wie ich es in meiner Musik noch nie getan habe“, erklärt die in einem besetzten Haus in Kreuzberg sowie im Wendland aufgewachsene Wilhelmine, was ihr neues Album "Meere" für sie so besonders macht. Mit besagter Echtheit und Nähe erzählt sie von Selbstzweifeln oder von den Schikanen, die ein nicht heteronormativ lebender Mensch auch heutzutage noch erfahren kann. Berichtet von einer Freundin, die sich in Berlin selbst finden wollte und dabei verloren hat, prangert patriarchale Problemstrukturen an oder würdigt andererseits ihr wichtige Menschen, und dankt ihnen schlicht dafür, dass sie in ihr Leben getreten sind. Dies alles mit der eingangs erwähnten Leichtigkeit, die sicher auch dem stets spürbaren trotzigen Festhalten an Hoffnung und dem Wunsch nach Verbesserung entspringt. Aufgenommen wurde das Album während einer Phase hochkonzentrierten Arbeitens in einem Studio nahe dem Kottbusser Tor, oder wie die Musikerin selbst es beschreibt: "Wir haben uns dort eingesperrt." Kein Wunder also, dass die Songs nun, den Wellen des titelgebenden Meeres gleich, hinaus in die "Freiheit" drängen, gehört werden wollen – ob nun auf der heimischen Stereoanlage, bei Wilhelmines Konzerten im Sommer (darunter drei im Vorprogramm von Coldplay!) – oder natürlich bei ihrem heutigen Besuch im studioeins für ein Interview und ein kurzes Live-Set.
Annika Yanura
LNA
"Electro-Pop, aber weird" – so beschreibt LNA selbst den Sound ihrer neuen EP "Instant Regret", die sie heute im studioeins vorstellt. Als die aus Nürnberg stammende Musikerin vor knapp drei Jahren zuletzt bei radioeins zu Gast war, trat sie noch unter ihrem Klarnamen Elena Steri auf und hatte gerade ihr erstes Album "Chaotic Energy" veröffentlicht. Bereits damals verfeinerte sie ihre folkig angehauchten Pop-Songs mit dezenten elektronischen Elementen. Mittlerweile hat sich nicht nur das klangliche Mischverhältnis (mehr als) umgekehrt, auch hat die Mittzwanzigerin, dieser Veränderung nach außen hin Rechnung tragend, kurzerhand die "E"s aus ihrem Vor- sowie den ganzen Nachnamen gestrichen. Als LNA veröffentlicht sie nun also ihre neue EP "Instant Regret". Darauf zu hören: Electro-Pop, in der Tat – aber nicht nur "weird", sondern auch mit Botschaft. Mal geht es um ungebetene "Tips" männlicherseits, mal um Erfahrungen versuchter Fremdbestimmung im Musikbusiness ("Want Want"), hier um Stress ("Manic") und da und dort auch um die verschiedenen Seiten von Freundschaft und queerer Liebe ("Car", "Skin"). Alles im Zeichen von Veränderung, Verbesserung, Selbstermächtigung, und (vor-)getragen von ihrer einprägsamen Stimme, die oft wie ein Instrument eingesetzt wird.
radioeins/Jochen Saupe
Angela Aux
Der wandelbare Singer-Songwriter mit Forscherdrang und Faible fürs Extraterrestrische lädt auf seinem neuen Album zu "Weltraumspäßchen im Zeitalter der spirituellen MaschinenEigentlich heißt er ja Florian Kreier. Doch wenn er nicht gerade unter seinem eigenen Namen beispielsweise an einer "Tatort"-Filmmusik mitarbeitet oder unter dem Alias Heiner Hendrix das Poesie-Performance-Potential seiner Schreibmaschine erkundet, schlüpft er gerne in die Rolle seines wohl produktivsten Alter Egos. Dann wird aus dem 1983 in Traunstein geborenen Bayer Kreier ein Singer-Songwriter aus Bilbao namens Angela Aux. Mal mit blonder Langhaarperücke und Kleid, dann wieder in einen reptiloiden Ganzkörperlatexanzug gewandet – oder leger mit Flauschmantel und Käppi unterwegs. Immer aber mit einem einnehmenden Sound zwischen Folk und Pop im Angebot, an Harmonien ebenso reich wie an Brüchen und Klangexperimenten, der seinem Urheber bereits Vergleiche mit Brian Wilson, Beck, Tame Impala oder The Notwist eingebracht hat. Am Freitag erscheint sein neues, sechstes Album "Spacelarking In The Age of Spiritual Machines". Wie der Titel schon andeutet fungiert hier der Künstler als augenzwinkernder Mittler zwischen des Menschen Innerem und (vielleicht nur vermeintlich) Außerweltlichem, bereist den eigenen Geist ("Traveler Of The Mind") oder lauscht den Selbstgesprächen von möglichen Außerirdischen ("Alien Monolgoue").
Tutti Nitz
Polkaholix
"Rock'n'Roll & Punk & Ska are really just Polka!" Verkünden Polkaholix – und es scheint was dran zu sein, immerhin ist die Berliner Rasselbande seit über zwei Jahrzehnten im Zeichen des Zweivierteltakts unterwegs und erfreut sich großer Beliebtheit. Davon kündet nicht nur das von Bandmitbegründer und Akkordeonist Jo Meyer initiierte PolkaBEATSFestival, das nach 15 erfolgreichen Jahren voller Highlights 2024 in Cottbus leider zum letzten Mal stattfinden wird. Auf Tourneen durch u.a. Polen, Portugal, die Färöer oder Italien kann das Septett zudem genauso zurückblicken, wie einen "Preis der Deutschen Schallplattenkritik" für ihr 2007er Album "The Great Polka Swindle" stolz sein eigen nennen. Und anders als beim Festival scheint für Polkaholix die Reise noch lange nicht zu Ende, führt sie im Gegenteil diesmal an einen besonders spannenden Ort: Just heute erscheint nämlich ihr neues Album mit dem schönen Titel "Selfies aus Absurdistan", das sie am Sonntag auch mit einem zünftigen Release-Event feiern werden. In der Freiheit 15 in Köpenick erwartet Polka-Aficionados ab 16 Uhr die "PHX-Lounge draußen mit Überraschungen", ehe ab 17 Uhr die Türen zum Konzertraum geöffnet werden, wo ab 18 Uhr das "eigentliche" Konzert beginnt. Zur Einstimmung schauen Polkaholix heute im studioeins vorbei und werden neben einem Interview anschließend mit ihren Instrumenten auf der kleinen Bühne auch an ihren legendären Besuch bei radioeins vor einigen Jahren im (noch kleineren Studio im) Admiralspalast anknüpfen und zeigen, dass weder räumliche noch Lautstärkenbeschränkungen einer fetzigen Polka-Party im Wege stehen können.
Fred Garden
Fred Garden
Fred Garden ist eine junge Neo-Soul-Band aus Berlin. Das Debütalbum "My Meadow" erscheint im Juni. Seit dem 17. Mai ist die zweite Single "Collateral Love" da. In dieser von der Gitarre getragenen Ballade, singt die Frontsängerin Zuza Jasinska von Liebe, die auch in schwierigen Zeiten entstehen kann, wenn man ehrlich zu sich selbst und im Miteinander ist. Das Hinzukommen von dezenten Drums und einem den Gesang unterstützenden Bläsersatz, transportieren zusammen mit dem empfindsamen Gesang ein Gefühl von melancholischer Verbundenheit. Heute Abend stellt sich die achtköpfige Band im studioeins im Bikini Berlin vor.
Niklas Vogt
Timur und der tote Elefant
Keine Sorge, wir bei radioeins sind natürlich tierlieb wie Otto und Karl, weswegen wir nie einen wirklichen Elefanten in den studioeins-Raum des Bikini-Hauses stellen würden – schon gar keinen toten. Sehr wohl aber begrüßen wir dort heute einen Timur, Nachname Işık. Der ist vermutlich am bekanntesten als Schauspieler, unter anderem vom "Tatort" aus Dresden oder dank der unlängst ausgestrahlten vierten "Charité"-Staffel. Aber wie das bei Vertretern seiner Zunft manchmal so ist, wohnen auch in seiner Brust, ach, mindestens zwei Seelen. Neben der darstellenden ist es in Işıks Falle vor allem die musikalische, die er in Projekten wie Schlimmer Finger (Elektro-Pop), Kata Kaze (Indie-Pop) oder eben als Timur und der tote Elefant auslebt. Unter diesem Namen präsentiert er "Liedgut aus der Magengrube" wie es ein Fan beschrieb, das sich gemäß Eigenverortung "zwischen Pop, Kabarett und Chanson" bewegt. Am Piano oder auch sich selbst auf der Ukulele begleitend, singt der 43-Jährige eigene Lieder mit mal lustigen, mal tieftraurigen Texten, manchmal poetisch oder unterhaltsam, "aber immer direkt aus der Herzgegend." Und wenn's richtig gut läuft, rezitiert Işık auch schon mal Deichkinds "Leider geil" als Gedicht mit Tastentupfern oder lässt in "Nackig am Klavier" Größen des deutschen Pop parodistisch gegeneinander antreten, die sich anschließend vielleicht "panisch"-amüsiert fragen: "Was soll das?"
radioeins/Schuster
Neues von den Beatsteaks
Dass sie gute Musik machen müssen die Beatsteaks niemandem mehr beweisen – das machen sie immerhin schon seit fast 30 Jahren. Jetzt gibt es Grund zur Freude: Ende Juni kommt das erste neue Album seit sieben Jahren, samt großer Tour. Aber vorher sind die Berliner unterwegs in Ostdeutschland. Die AJZ-Tour führt sie in die autonomen Jugendzentren zwischen Berlin, Schwerin und Bautzen. Die wollen sie unterstützen, angesichts erstarkendem Rassismus und rechtsradikalen Tendenzen. Sie können eben nicht nur gute Musik – sondern auch starke Zeichen. Mehr dazu von Totze von den Beatsteaks.
Victoria Byt
Lotta St Joan
"Leise, intensiv, sensationell" – mit diesen Adjektiven beschrieb radioeins-Moderatorin Christine Heise in ihrer Sendung "HappySad" 2021 das Debütalbum "Hands" der Berliner Musikerin Lotta St Joan, um es anschließend all jenen ans Herz zu legen, "die Joni Mitchell und ihre Folgen zu schätzen wissen." Besonders beeindruckt war Heise seinerzeit von der vorgefundenen "Gelassenheit, Intensität und dem Vermeiden von Song-Klischees." Große Worte, die natürlich große Erwartungen wecken – welche Lotta St Joan nun mit ihrem vor wenigen Wochen veröffentlichen Zweitwerk "Song For The Undecided" allemal erfüllt. "Es erzählt die bewegende Geschichte einer jungen Frau", so die begleitenden Worte der Künstlerin, "die zwischen der Angst vor Nähe und der Sehnsucht danach hin- und hergerissen ist." Auf musikalischer Seite fallen die liebevollen Details und geschmackvollen Arrangements auf, bei denen diesmal im Vergleich zum Vorgänger vermehrt orchestrale Elemente, Klavier, Schlagzeug, E-Gitarre und Bass eingesetzt wurden. Im Mittelpunkt aber steht nach wie vor St Joans "wahnsinnig schöne Stimme" (Oliver Schwesig, DLF Kultur), die mit der oben genannten einnehmenden Mischung aus Gelassenheit und Intensität Zeilen singt, wie: "Your silence is all I hear / A sound I have learned to fear" oder "How violent, still forcing it / How pretentious, blaming you for my shit" – ganz eindeutig keine textliche Stangenware oder gar in Gefahr, als Klischee zu gelten.