Das durchschnittliche Auktionsergebnis für ein Kunstwerk liegt in Deutschland bei 30.000 bis 50.000 Euro. Wie maßlos ist der Kunstmarkt? Jakob Augstein befragt Diandra Donecker, die Chefin des Berliner Auktionshauses Grisebach.

Das durchschnittliche Auktionsergebnis für ein Kunstwerk liegt in Deutschland bei 30.000 bis 50.000 Euro. Einen neuen Rekord hat das Auktionshaus Grisebach im vergangenen Dezember aufgestellt: Da ging Max Beckmanns "Selbstbildnis" für 20 Millionen Euro über die Theke. Sind das perverse Summen für ein Hobby, welches nicht lebensnotwendig ist?

"Ich bin keine moralische Instanz", sagt Diandra Donecker, die seit 2019 das Berliner Auktionshaus in der Fasanenstraße leitet. Außerdem habe sie festgestellt, dass 70 Prozent ihrer Kunden mit der Kunst leben würden, anstatt sie als reine Geldanlage zu verstehen.

Klar, bei Verdacht auf Geldwäsche, wäre das ein Ausschlusskriterium für eine Versteigerung. "Aber wenn jemand sein Geld mit einer Tabledance-Bar verdient, geht mich das nichts an." 2022 war das erfolgreichste Geschäftsjahr für Griesebach: Ist eine instabile Weltlage, wie wir sie seit dem russischen Angriff auf die Ukraine erleben, ein Konjunkturpaket für den Kunstmarkt?

Über Krise, Kunst und Kohle spricht Jakob Augstein am 17. April 2023 ab 20 Uhr mit Diandra Donecker im Literaturhaus Berlin und live auf radioeins.

Diandra Donecker, Chefin des Berliner Auktionshauses Grisebach © Grisebach/Markus Jans
Diandra Donecker, Chefin des Berliner Auktionshauses Grisebach | © Grisebach/Markus Jans


Die Kunsthistorikerin Diandra Donecker wurde 1988 in Frankfurt am Main geboren. 2019 wurde sie CEO des Auktionshauses Grisebach – mit gerade einmal 30 Jahren. Ihre Magisterarbeit schrieb sie an der LMU München über niederländische Druckgraphik. Später hospitierte sie am Metropolitan Museum in New York, bevor sie anschließend mit einer Vollzeitstelle bei Christie's in London und München einstieg. Vor vier Jahren folgte sie schließlich auf Florian Illies als Geschäftsführer von Grisebach. Sie zählt somit zu den wichtigsten Führungskräften des deutschen Kunstmarkts.

Jakob Augstein
Jakob Augstein | © dpa


Im radioeins & Freitag Salon setzt sich der Journalist und Verleger Jakob Augstein einmal im Monat mit einem Gast an den Tisch und redet – über das Politische in der Kultur, über die Gesellschaft und ihre Zwänge, über die Mechanismen von Öffentlichkeit und Lüge, und über das Verschwinden der Demokratie im Kapitalismus. radioeins sendet live. Hier verstummt die Erregungsmaschine des Internets. Der radioeins & Freitag Salon ist "unplugged", wie man früher gesagt hätte. Echte Menschen reden über echte Themen und üben sich in Fähigkeiten, die rar zu werden drohen: Zeit nehmen, zuhören, verstehen, lernen. Das – unerreichte – Vorbild dieses aktuellen politischen Diskussionsformats sind die legendären Gespräche des Journalisten Günter Gaus, die im Fernsehen gezeigt wurden, als dieses noch schwarz-weiß war.

Jakob Augstein ist seit 2008 Verleger und Geschäftsführer der Wochenzeitung "der Freitag". 1967 in Hamburg geboren, studierte er von 1989 bis 1993 Politik an der Freien Universität Berlin und am Institut d'études politiques de Paris. Er war zehn Jahre lang für die Süddeutsche Zeitung als Reporter in Berlin und Ostdeutschland unterwegs. Von 2011 bis 2018 schrieb er die Kolumne "Im Zweifel links" auf "SPIEGEL ONLINE". Von 2011 bis 2020 lieferte er sich mit Nikolaus Blome, dem ehemaligen stellvertretenden Chefredakteur der Bildzeitung, in der Phoenix-Sendung "Augstein und Blome" einen wöchentlichen Schlagabtausch zum politischen Thema der Woche.

Eintrittspreis:
8 Euro, ermäßigt 5 Euro

Veranstaltungsort:
Literaturhaus Berlin
Fasanenstr. 23
10719 Berlin-Wilmersdorf

Jakob Augstein © IMAGO /Manfred Segerer
IMAGO /Manfred Segerer

Talk - radioeins- und Freitag-Salon

Regelmäßig trifft Jakob Augstein im radioeins- und Freitag-Salon im Kaminzimmer des Berliner Literaturhauses einen Gast, um über Wahrheit und Erfindung in den großen Erzählungen unserer Zeit zu reden. Ungestört von der Erregungsmaschine des Internets treffen sich zwei Menschen zum Gespräch und üben sich in Fähigkeiten, die rar zu werden drohen: Fragen, zuhören, verstehen, lernen. Das Vorbild dieses Diskussionsformats sind die legendären Gespräche des Journalisten Günter Gaus, die im Fernsehen gezeigt wurden, als dieses noch schwarz-weiß war.