Aktuelle Situation - Zur Arbeit der Democratic Voice of Burma

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Monetarisierung bei der Democratic Voice of Burma | © dvb.no

Mit erneuter Übernahme der Macht im von ihnen mit der Bezeichnung Myanmar versehenen Land haben die Militärs jede Tätigkeit der Democratic Voice of Burma verboten. Ijnet.org schildert, wie der auch hierzulande bekannte Sender jetzt arbeitet.

Laut dem Bericht wurden nach dem Putsch sieben Mitarbeiter des Senders verhaftet und gefoltert; letzteres besonders, weil sie die Daten auf ihren Smartphones unbrauchbar gemacht hatten.

Einer dieser Journalisten ist noch immer in Haft. Für die anderen sechs konnte inzwischen über Hinterzimmerdiplomatie die Ausreise arrangiert werden.

Fortgesetzt wird die redaktionelle Tätigkeit der Democratic Voice of Burma nicht nur in Chiang Mai im Norden von Thailand, sondern erneut auch aus Oslo sowie aus Melbourne, Atlanta und Toronto. Die Reporter vor Ort können nur noch konspirativ arbeiten, wobei Smartphones eine zentrale Rolle spielen.

Mit dem Wegfall aller Werbeeinnahmen im Land selbst hat die Democratic Voice of Burma auf einen Schlag die Hälfte ihrer Mittel verloren. Den Exil-Mitarbeitern in Oslo kann sie nur den gesetzlichen Mindestlohn zahlen. Versucht wird, Zugriffe aus anderen Ländern verstärkt zu monetarisieren.

Die Anfänge der Democratic Voice of Burma sieht Ijnet.org in echten Untergrundsendungen, die es nach dem Massaker 1988 gegeben haben soll.

Auf Einladung der Regierung von Norwegen begann 1992 eine Arbeit in Oslo und Ausstrahlung der dort produzierten Programme über die Sender von NRK. Davon zeugt die bis heute verwendete Internetadresse DVB.no.

2003 wurden die Kurzwellenanlagen in Norwegen aus dem regulären Betrieb genommen. Schon zuvor wollte sich die Democratic Voice of Burma mit Sendeplätzen in Deutschland verstärken. Der damalige Außenminister Klaus Kinkel sah sich für eine Entscheidung, die Übertragungen zunächst nicht zu gestatten, massiv kritisiert.

2012 konnte die Democratic Voice of Burma ein Büro in Rangun eröffnen und gab den zu teuer gewordenen Standort Oslo zunächst auf. Die Zentrale zog jedoch nach Chiang Mai, da man der Liberalisierung schon damals nicht traute.

2014 endeten die Hörfunksendungen auf Kurzwelle. Ijnet.org schreibt von einer vorübergehenden Wiederaufnahme 2023. Über so etwas liegen keine Informationen vor.

Burma News International
© bnionline.net

Was jedenfalls Ende 2021 begann, waren Sendungen einer Arbeitsgruppe von Medien, die sich als Burma News International präsentiert. Zwar laufen diese Ausstrahlungen heute nicht mehr, wie noch 2023, für drei Stunden am Tag.

Nach bisher jüngsten, anscheinend aus Kreisen des technischen Dienstleisters stammenden Angaben soll es aber auch jetzt noch zwei Sendeplätze geben: Täglich von 14.00 bis 15.00 Uhr aus Usbekistan auf 13825 kHz, an Arbeitstagen außerdem von 14.50 bis 15.20 Uhr aus Abu Dhabi auf 17720 kHz.

Mizzima TV
© Mizzima

Initiator dieser Ausstrahlungen ist der Fernsehsender Mizzima, der 1998 im Exil gegründet wurde und wiederum ab 2012 im Land selbst tätig werden konnte. Das kulminierte 2017 in einer Ausstrahlung über DVB-T2, die am 1. Februar 2021 sofort abgeschaltet wurde.

Auch hier kam es zu Festnahmen und teils Folterungen von Mitwirkenden. Die Reporter von Mizzima arbeiten heute ebenfalls im Untergrund.

Radio NUG, Aug 28th 2021, 8:00-8:30 PM, 15.53 MHz
Ankündigungen aus den ersten Sendetagen | © radioeins/MM

Auf Kurzwelle gibt es seit 2021 außerdem ein Radio NUG. In Europa ist davon nicht mehr viel zu hören, seit man sich auf Ausstrahlungen aus Taiwan festgelegt hat (derzeit für jeweils eine halbe Stunde ab 4.00 Uhr auf 17790 kHz und ab 16.00 Uhr auf 11940 kHz).

Archivbild, 2016: Aung San Suu Kyi mit führenden Militärs
Archivbild von 2016: Aung San Suu Kyi im Kreise ihrer vermeintlichen Partner | © dpa / Aung Shine Oo

NUG bezieht sich auf „National Unity Government“. Das sind die sich als Exilregierung verstehenden Kreise der früheren Partei von Aung San Suu Kyi, die ab 2015 als „Staatsrätin“ amtierte, wobei sie sich selbst verzwergt und tief in den Genozid an den Rohingya verstrickt hat.

Am 1. Februar 2021 war Suu Kyi schon Stunden vor dem offenen Aufzug des Militärs festgesetzt worden. 2022 folgte die Überstellung aus dem Hausarrest in Einzelhaft.

Im April behauptete die Junta, Suu Kyi befinde sich wieder in ihrer Wohnung. Diese Angaben werden in Medienberichten jedoch bestritten.

 

Beitrag von Kai Ludwig; Stand vom 05.05.2024