Komödie/Drama - The Holdovers
Was für eine schöne Situation für seinen neuen Film hat Alexander Payne ("Sideways") gefunden. Eine Gruppe von Schülern in einem Elite-Internat darf über Weihnachten nicht nach Hause, weil die meist reichen Eltern sie nicht dabeihaben wollen. Betreut werden sie ausgerechnet vom verhassten Antike-Lehrer Paul Hunham, den der oscarnominierte Paul Giametti großartig als herrlich-verbitterte Studie der einsamen Schrulligkeit spielt.
Payne reduziert seine Geschichte immer mehr, schließlich bewegen sich nur noch der Professor, die herzliche, um ihren Sohn trauernde Köchin Mary (hochverdiente Oscarnominierung für Da'vine Joy Randolph als beste Nebendarstellerin) und der letztlich übrig gebliebene, rebellische Angus (eine echte Entdeckung: Newcomer Dominic Sessa) in den großen, leeren Räumen bewegen.
In diesem Ausnahmezustand nähern sich die drei Außenseiter behutsam an, nehmen den anderen in seiner Verletzlichkeit wahr, öffnen und verändern sich. Payne siedelt seinen feinsinnigen, sensiblen Film in den 70ern Jahren an, trifft den Look und den politischen Zeitgeist sehr genau und fragt zugleich unaufdringlich nach dem Sinn von Erziehung, nach den bleibenden Werten. Bei diesem beglückenden Film macht Sitzenbleiben einfach Spaß, man will ihn sofort noch einmal sehen.
Kritiker: Knut Elstermann