Kalifornien - Sendergelände Delano wird überbaut

Sendestation Delano
Die Sendestation Delano | © VOA

200 Kilometer nordwestlich von Los Angeles, bei der Stadt Delano, stehen die Gebäude und Außenanlagen einer seit 15 Jahren stillgelegten Sendestation der Voice of America bis heute unangetastet in der Landschaft. Das dürfte jedoch nicht mehr lange so bleiben.

Wie gemeldet wird, hat die Stadt Delano das Objekt für fünf Millionen Dollar erworben. Es soll zum Wohn- und Einzelhandelsstandort entwickelt werden.

Der Betrieb war in Delano am 27. Oktober 2007 (Ortszeit) eingestellt worden. Die letzte Sendung überhaupt kam aus Thailand, wo die Voice of America ebenfalls eine Sendestation betreibt und als Teil der Lizenzbedingungen ein Kontingent an Sendezeit zu überlassen hat. Von 2004 bis 2007 stellte die VOA einen Teil davon in den USA bereit.

Zunächst hieß es noch, die Anlagen würden konserviert. Schon nach einem Jahr wurden die vier jüngsten, 1986 installierten Sender jedoch auf die Philippinen umgesetzt, um alte Ausrüstungen der dortigen Kurzwellenstation der VOA zu ersetzen.

Die restliche Technik wurde 2014 verschrottet. Gerade noch so konnten ein Sender von 1969 und das Kontrollpult herausgeholt und am anderen Ende der USA in ein Museum übernommen werden.

Weitgehend unangetastet blieben hingegen bis heute die Außenanlagen. Selbst die große Uplinkantenne einer Satellitenstrecke über den Stillen Ozean ist noch immer vorhanden. Ohne sie wäre die Station möglicherweise schon vor 2007 geschlossen worden; der Kurzwellenbetrieb beschränkte sich zuletzt auf nur noch sieben Stunden am Tag.

Die Station Delano geht auf das Jahr 1944 zurück. Ihr ursprünglicher Zweck war die Ausstrahlung von VOA-Programmen nach Asien. Parallel dazu entstand bei der Kleinstadt Dixon, 90 Kilometer nordöstlich von San Francisco, eine identische, ebenfalls noch vorhandene Station.

Ursprünglich übernahmen private Rundfunkgesellschaften im Auftrag der VOA den Betrieb. Für die Station Dixon zeichnete NBC verantwortlich, die Station Delano lag bei CBS. Erst 1963 entschied die damalige U.S. Information Agency, die Sache lieber selbst in die Hand zu nehmen.

Mit der Erschließung anderweitiger Programmzuspielungen zu den Sendern in den Philippinen gab es für Direktsendungen aus Kalifornien nach Asien, den sehr weiten Weg über den Stillen Ozean hinweg, kaum noch einen Bedarf. Die Station Dixon wurde deshalb schon 1979 erstmals aus dem Betrieb zurückgezogen.

Die von Ronald Reagan betriebene Gründung von Radio Martí ließ 1983 den Standort Dixon noch einmal aufleben. Er war für diesen Zweck jedoch kaum geeignet; nur einige Rhombusantennen, die wie die großen Vorhänge für Ausstrahlungen nach Asien ausgelegt waren, ließen sich auch „rückwärts“ betreiben. Das mündete 1988 in die endgültige Abschaltung.

In Delano kam es hingegen zum Aufbau der erwähnten vier neuen Sender, welche die ursprünglichen Geräte von 1944 ersetzten, sowie einer Erweiterung der Antennenanlage. Mit diesen Ausrüstungen diente die Station offiziell nun ausschließlich der Versorgung von Lateinamerika.

Inoffiziell zielten einige Übertragungen auch auf die USA selbst. Das betraf Programme von Radio Thailand wie auch von ERT, bis 2001 außerdem von der BBC. Bei ERT handelte es sich wiederum um ein Kontingent an Sendezeit, dessen Bereitstellung zum Arrangement der 2006 beendeten VOA-Sendungen aus Griechenland gehörte.

 

Autor: Kai Ludwig; Stand vom 25.01.2022