Entscheidung des Kongresses - Budgetkürzung beim Auslandsrundfunk der USA

Sender São Tomé
Mittelwellenmasten und einige Kurzwellenantennen der Sendestation São Tomé | © VOA

Eigentlich hatte das Weiße Haus vorgeschlagen, im laufenden Haushaltsjahr das Budget des Auslandsrundfunks der USA von 875 auf 934 Millionen Dollar zu erhöhen. Die Entscheidung des Kongresses sieht anders aus: Die bereitgestellten Mittel verringern sich um 16 Millionen Dollar.

Nicht um 19 Mio. Dollar aufgestockt, sondern um 7 Mio. Dollar gekürzt wird dabei das Budget der Voice of America. In einer internen, dem Medienmagazin vorliegenden Rundmail räumte der kommissarische Direktor des Senders, John Lippman, bestehende Besorgnis der Hausleitung ein.

Die Ursache der eingetretenen Entwicklung sieht Lippmann in einer Gehaltserhöhung für Regierungsangestellte um 5 Prozent. Diese sei, so wörtlich, „vom Kongress vorgegeben“.

Schon seit einem Vierteljahrhundert kein Zielgebiet der Voice of America mehr ist Mitteleuropa. Was hierzulande von deren Radioprogrammen noch auf terrestrischem Wege zu hören ist, kommt vor allem aus Afrika.

Auch dabei geht es nicht mehr um Tanger, von wo die VOA ab 1948 gesendet hatte. Die 1990 neu errichtete, noch mit umfangreichen Europa-Antennen ausgestattete Kurzwellenstation ist 2008 stillgelegt worden.

Ebenfalls 1990 dem Bürgerkrieg in Liberia zum Opfer gefallen ist die Sendestation, welche die VOA dort ab 1964 betrieben hatte.

Nachdem die US-amerikanischen Techniker geflohen waren, hielten die einheimischen Mitarbeiter den Betrieb noch einige Wochen aufrecht. Schließlich erschienen Söldner des 2012 zu faktisch lebenslanger Haft verurteilten Charles Taylor, verhafteten die Anwesenden und verhörten sie tagelang wegen der „Ausstrahlung von Propaganda“.

Während sich bereits tausende Binnenflüchtlinge in der Sendestation aufhielten, wurden alle technischen Ausrüstungen in den Betriebsgebäuden von den Taylor-Söldnern zerstört. Als Mitarbeiter der VOA das Objekt erstmals Ende 1992 wieder aufsuchen konnten, blieb ihnen nur, den Totalverlust zu konstatieren.

Sender São Tomé
Sendestation São Tomé; das Logo ist eine frühere Sammelbezeichnung („Broadcasting Board of Governors“) für den Auslandsrundfunk der USA | © BBG/USAGM

Die Suche nach einem neuen Standort führte nach São Tomé, einer früheren Kolonie von Portugal im Golf von Guinea. Dort wurden die Mitarbeiter mit der Frage begrüßt, warum das portugiesische Programm der VOA nicht mehr zu hören sei.

Als die Gastgeber den Grund erfuhren, schlugen sie sogleich eine alte, nicht mehr genutzte Sendestation aus der Kolonialzeit vor. Die anschließende Besichtigung löste Begeisterung aus, denn die Gegebenheiten an der Ostspitze der Insel waren ideal.

Erschlossen wurde der Standort zunächst mit einem 100 kW starken Sender auf 1530 kHz, der 1993 in Betrieb ging. An die Stelle dieses Provisoriums trat 2003 eine 600 kW starke Anlage mit einer Antenne aus zwei Masten.

2016 stürzte einer der Masten um. Nach mehreren Jahren provisorischen Rundstrahlbetriebs ist er inzwischen ersetzt.

Der Sender kommt teilweise bis nach Mitteleuropa durch, seit Radio Vatikan nicht mehr auf 1530 kHz aktiv ist. Damit braucht sich das Signal aus São Tomé nur noch gegen schwächere Sender in Rumänien durchzusetzen. Eröffnet und beschlossen werden die täglichen Ausstrahlungen mit Programmblöcken in Englisch; nach MESZ von 5.00 bis 6.30 und von 22.00 bis 24.00 Uhr.

1996 erhielt die Station darüber hinaus eine kleine Kurzwellenanlage mit vier Sendern. Nach dem Aufbau der neuen Mittelwellentechnik wurde zusätzlich das Provisorium auf einen Betrieb von Frequenzen im 60-Meterband umgebaut.

Ab 2014 nutzte auch die Deutsche Welle diese Kurzwellentechnik. 2019 gesellte sich noch die BBC hinzu. In beiden Fällen fanden die Ausstrahlungen am 30. März 2024 ihr Ende.

Damit sind es wieder allein Programme der Voice of America, die aus São Tomé auf Kurzwelle abgestrahlt werden. Derzeit gibt es, wiederum bezogen auf Mitteleuropäische Sommerzeit, folgende Sendeplätze:

05.30-06.30 Uhr: 6155, 7225 kHz; Kin./Kir.
06.00-07.30 Uhr: 4960 kHz; Englisch, Haussa
Mo-Fr 06.00-07.00 Uhr: 6170 kHz; Simbabwe
06.00-08.00 Uhr: 6080 kHz; Englisch
Mo-Fr 06.30-07.30 Uhr: 7225 kHz; Kin./Kir.
Mo-Fr 07.30-08.30 Uhr: 4960, 7265 kHz; Franz.
09.00-09.30 Uhr: 4960 kHz; Haussa
Mi, Sa 10.30-11.00 Uhr: 11815 kHz; Franz.
Sa 13.00-13.30 Uhr: 15280 kHz; Französ.
Sa, So 16.00-17.00 Uhr: 15460, 17530, 17580 kHz; Kin./Kir.
17.00-17.30 Uhr: 11750 kHz; Haussa
Mo-Fr 17.30-18.00: 11750, 13775 kHz; Haussa
18.00-18.30 Uhr: 13670, 15460, 17530 kHz; Kin./Kir.
Sa, So 18.30-19.00 Uhr: 5940 kHz; Englisch
18.30-19.00 Uhr: 15460, 17530 kHz; Suaheli
Mo-Fr 19.00-19.30 Uhr: 15660 kHz; Amharisch
19.00-20.00 Uhr: 5940 kHz; Englisch
19.00-20.00 Uhr: 15460 kHz; Simbabwe
Mo-Fr 19.30-20.00 Uhr: 12070, 15660 kHz; Oromo
Mo-Fr 20.00-20.30 Uhr: 17655 kHz; Portugiesisch
Mo-Fr 20.00-21.00 Uhr: 6045, 15460 kHz; Simbabwe
20.30-21.30 Uhr: 6180 kHz; Französisch
21.00-21.30 Uhr: 15660 kHz; Tigrinisch
Mo-Fr 21.30-22.00 Uhr: 6045, 9470 kHz; Kin./Kir.
22.00-22.30 Uhr: 6045, 11900 kHz; Französ.
22.30-23.00 Uhr: 4960, 7325, 9470 kHz; Haussa
22.30-23.00 Uhr: 9490 kHz; Haussa/Französ.
Di, Sa, So 23.00-23.30 Uhr: 9525, 11625 kHz; Franz.
Mo-Fr 23.00-23.30 Uhr: 11900 kHz; Französ.

Kinyarwanda/Kirundi bezeichnet ein Programm in den beiden, weitestgehend identischen Landessprachen von Ruanda und Burundi.

Voice of America, Botswana
Souvenir vom 50. Geburtstag der VOA mit stilisierter Versorgungsskizze für die Kurzwellensender in Botswana | © VOA

Recht ähnliche Sendetechnik der VOA gibt es seit 1991/1992 auch in Botswana: Vier Kurzwellensender mit jeweils 100 kW und eine Mittelwellenanlage mit 600 kW.

An einen Empfang der letzteren in Europa ist nicht zu denken, so lange ihre Frequenz 909 kHz mit hohen Leistungen aus Großbritannien und Rumänien belegt ist. Ganz anders verhält sich das bei den Kurzwellensendern; sie sind heute die besten Lieferanten von Overspill-Signalen der VOA überhaupt.

Das verdankt sich der geographischen Lage des Standorts, wegen der die Vorhangantennen alle in nördliche Richtungen strahlen. Zeitweise wurden sie auch für Übertragungen bis in die Türkei genutzt. Derzeit reicht das offizielle Sendegebiet bis nach Somalia und Mali.

05.00-06.00 Uhr: 6080 kHz; Englisch
05.00-07.00 Uhr: 5925 kHz; Engl., Simbabwe
05.00-08.00 Uhr: 4930 kHz; Engl., Simbabwe
Mo-Fr 06.30-07.30 Uhr: 7460 kHz; Kin./Kir.
Mo-Fr 07.00-07.30 Uhr: 11995 kHz; Kin./Kir.
07.00-09.00 Uhr: 15580 kHz; Englisch
Mo-Fr 07.30-08.30 Uhr: 13830 kHz; Franz.
08.00-09.00 Uhr: 6080 kHz; Englisch
09.00-09.30 Uhr: 17700 kHz; Haussa
Mi, Sa 10.30-11.00 Uhr: 13830, 17530 kHz; Franz.
Sa 13.00-13.30 Uhr: 15730 kHz; Französ.
15.00-16.00 Uhr: 15730 kHz; Somali
16.00-18.30 Uhr: 5940 kHz; Englisch
16.00-23.00 Uhr 4930 kHz; Engl., Simbabwe
16.00-24.00 Uhr: 15580 kHz; Englisch
17.00-18.00 Uhr: 17530 kHz; Englisch
18.00-19.00 Uhr: 15730 kHz; Somali
Mo-Fr 18.30-19.00 Uhr: 11910 kHz; Engl.
18.30-19.00 Uhr: 15260 kHz; Suaheli
19.00-20.00 Uhr: 12080 kHz; Portugiesisch
Mo-Fr 20.00-20.30 Uhr: 12080 kHz; Portug.
20.00-22.00 Uhr: 6080 kHz; Englisch
20.30-21.30 Uhr: 9490 kHz; Französisch
Sa, So 22.30-23.00 Uhr: 11900 kHz; Franz.
Mo-Fr 23.00-23.30 Uhr: 9470 kHz; Französ.
Mo-Fr 23.30-24.00 Uhr: 9555 kHz; Bambara

VOA – Mugabe resigns
Der 21.11.2017 | © https://www.voazimbabwe.com

Neben dem generellen, auf ganz Afrika zielenden Englisch-Programm gibt es besondere, wie oben angeführt auf Kurzwelle außerdem aus São Tomé abgestrahlte Sendungen für Simbabwe, die auch Beiträge in den Landessprachen Ndebele und Shona enthalten.

Dieses Simbabwe-Programm brachte das Sendeland Botswana zu Zeiten von Robert Mugabe in erhebliche Verwicklungen. Dabei operierte Harare mit der Behauptung, eine internationale Koordinierung der Mittelwelle 909 kHz zu besitzen, konnte jedoch keinerlei Belege dafür beibringen.

Bei seinem Vorgehen hatte Mugabe die Unterstützung des einstigen Oppositionsführers Morgan Tsvangirai, der sich als Ministerpräsident einbinden ließ und damit große Enttäuschung hinterließ.

2013 beendete Tsvangirai die Koalition und erhob den Vorwurf massiver Wahlfälschung. Danach ließ ihn Mugabe in der Versenkung verschwinden, indem er das Amt des Ministerpräsidenten abschaffte.

Morgan Tsvangirai verstarb 2018, ein Jahr vor Robert Mugabe. Die Hoffnungen, mit denen sich 2017 der Abgang von Mugabe verband, haben sich zerschlagen.

 

Beitrag von Kai Ludwig; Stand vom 31.03.2024