Dokumentarfilm - Die toten Vögel sind oben
Zunächst sind da nur Kästen auf einem Dachboden, Tausende Naturfotos, aufgespießte Schmetterlinge, Käfer, ausgestopfte Vögel: Das Erbe des Fotografen und Sammlers Jürgen Friedrich Mahrt in Schleswig-Holstein, der ein besessener, eigenwilliger Mann gewesen sein muss. Er gab nach dem Ersten Weltkrieg seinen Hof auf, um sich ganz seiner Leidenschaft zu widmen.
Die Urenkelin des schon 1940 gestorbenen Jürgen Friedrich Mahrt, die Regisseurin Sönje Storm, sichtet mit Spezialisten des Museums für Natur in Hamburg diese Hinterlassenschaft, und reflektiert dabei klug und zurückhaltend über Artensterben und Naturverbundenheit, aber auch über die Wahrhaftigkeit von Abbildungen.
Die ausgeblichenen Insekten, die verstaubten Vogelpräparate, die handkolorierten Fotos erhalten in dieser filmischen Präsentation einen merkwürdigen Kunstcharakter, tote Objekte der verronnenen Zeit. Für diesen sehr persönlichen, ungeheuer vielschichtigen Film erhielt Sönje Storm hochverdient die Goldene Taube im deutschen Wettbewerb des Leipziger Dokumentarfilmfestivals 2022.
Kritiker: Knut Elstermann