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Die Schöne Straße - Karl-Marx-Straße in Frankfurt/O. - Streetview
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Die Schöne Straße | 15. September 2023 - Karl-Marx-Straße in Frankfurt/O.

Ob der Oderturm, der Comic-Brunnen oder das Karl-Marx-Denkmal – in der Magistrale finden sich viele große und kleine Gebäude, Denkmale, Kunstwerke, die man sich näher anschauen sollte. Und auch angrenzende Bauwerke wie die Marienkirche und die Viadrina sind von der Karl-Marx-Allee aus gut zu sehen.

Oderturm mit rbb-Studio

Das höchste Gebäude im Land Brandenburg ist mit 88,95 Metern der Oderturm am südlichen Ende der Magistrale. Er ist weithin sichtbar und wurde zum modernen Wahrzeichen der Stadt. Das fast 90m hohe Bürogebäude entstand zwischen 1968 bis 1976. Nach Umbau und Sanierung wurde der Turm mit einem Einkaufszentrum in den unteren Etagen versehen und 1993 wiedereröffnet. Rund 40 Geschäfte, jede Menge Restaurants und Cafés, Büros, Arztpraxen usw. bieten Arbeitsplätze für 1.300 Beschäftigte. In Andreas Dresens Film "Halbe Treppe" ist der Oderturm Sitz eines Rundfunkstudios. Tatsächlich befinden sich im unteren Teil des Turms Fernseh- und Radio-Studios sowie Büros des rbb.

Brunnenplatz mit Comic-Brunnen

Der Comic-Brunnen (eigentlicher Name „Der Osten leuchtet“) wurde 2000 von Michael Fischer-Art aus Edelstahl und 8 grellbunt bemalten Figuren aus Kunststoff geschaffen. Die mit 5,20 Metern überragende Figur im oberen Wasserbecken trägt als stilisierte Augen rechts und links jeweils eine integrierte, nachts beleuchtete Analoguhr. Nach dem Abriss des Großen Granitbrunnens (Spitzname „ Krauses Panzersperre“) aus DDR-Zeiten (Krause hieß der damalige Oberbürgermeister Frankfurts) sollte der Brunnenplatz wieder einen neuen Brunnen bekommen. Allerdings kleiner und moderner. Er sollte Betrachter anziehen, auf positive Weise irritieren und den im Übermaß funktionellen Platz beseelen. Und auch ohne Wasser sollte das Arrangement nichts von seinem Reiz verlieren: die Figuren sind deshalb beweglich und werden vom Wind ständig neu in Position gebracht. Die intensiven Farben der Figuren beleben den Platz und sollen davon Sprayer abhalten, den Brunnen zu verunstalten.

Karl-Marx-Denkmal

Das Karl-Marx-Denkmal in Frankfurt (Oder) ist ein im Jahr 1968 zum Andenken an Karl Marx geschaffenes Denkmal. Es steht am Rande des Lennéparks an der Karl-Marx-Straße. Ende der 1960er Jahre sollte „am nördlichen Zugang zum zentralen Bereich der Stadt“, an der überbreiten „Magistrale“, die seit 1952 Karl-Marx-Straße hieß, ein Monument für Karl Marx geschaffen werden. 1968 entschied sich der Rat der Stadt für den Entwurf des Frankfurter Künstlers Arnd Wittig.

Mittelpunkt des von ihm und dem Stadtarchitekten Manfred Vogler konzipierten und heute unter Denkmalschutz stehenden Ensembles ist die etwa 1,20 Meter große Büste von Karl Marx. Sie steht auf einer dreistufig erhöhten Terrasse. Dahinter befindet sich eine, etwa 9 Meter hohe, Säule mit dem von Wittig entworfenen Schriftzug des abgewandelten Marx-Zitates „Die Theorie wurde zur materiellen Gewalt“.[original: „Die Theorie wird zur materiellen Gewalt.“] Das Denkmal wurde am Vormittag des 5. Mai 1968, zum 150. Geburtstag von Karl Marx, feierlich eingeweiht. Inzwischen wurde es in die Denkmalliste des Landes Brandenburg aufgenommen und 2021 saniert. Dabei verkleinerte man die Fläche um das Denkmal herum, um es besser in den Lennépark zu integrieren.

Gedenkstein Synagoge

Juden wurden bis Anfang des 19. Jahrhunderts wie fast überall in Europa auch in Frankfurt (Oder) stark unterdrückt. Sie durften nur wenige Berufe (z.B. den des Geldwechslers) ausüben und mussten hohe Abgaben entrichten. Die erste Synagoge der Stadt ging Anfang des 16. Jahrhunderts nach einem Pogrom in den Besitz der Universität Viadrina über (Hostienschändungsprozess Anfang des 16. Jh.).

Erst nach dem Emanzipationsedikt (Mit dem Edikt des Preußischen Staates vom 11. März 1812 wurden die in Preußen ansässigen Einwohner jüdischen Glaubens auf Antrag preußische Staatsbürger.) änderte sich die Situation der jüdischen Bürger in Deutschland grundlegend. Sie wurden endlich als gleichberechtigt anerkannt. 1923 konnte deshalb die neue Synagoge in der damaligen Tuchmacherstraße eingeweiht werden.

Am 9. November 1938, in der sogenannten Reichspogromnacht, wurde auch die Synagoge in Frankfurt (Oder) von den Nazis niedergebrannt und nach dem Ende des Krieges nicht wieder aufgebaut, sondern abgerissen. Erst anlässlich des 50. Jahrestages der Reichspogromnacht wurde 1988 am ehemaligen Standort der Synagoge am Brunnenplatz in der heutigen Karl-Marx-Straße zumindest ein Gedenkstein eingeweiht, der an die Synagoge und das jüdische Leben in der Stadt erinnert.

Lenné-Park und Bürgerinitiative Lenné-Park

Das große, schöne Gartenareal (8,9 ha große, etwa 900 m lange und etwa 95 m breite, langgestreckte Parkanlage mit künstlichem Wasserfall, Fließgewässer, Fontäne und Teichen) hinter den Häusern an Karl-Marx-Straße auf westlicher Seite in Richtung Norden entstand aus einer früher Bürgerbewegung, die 1834 von vermögenden Frankfurtern ins Leben gerufen wurde. Sie wollten damit den Abriss der nicht mehr notwendigen historischen Wallanlagen verhindern und beauftragten den preußisch-königlicher Gartendirektor Peter Joseph Lenné mit der Gestaltung eines Parks. Dieser zweitälteste Bürgerpark Deutschlands entstand so zwischen 1835 bis 1845.

Spätestens nach der Wende verkam der Park aber zusehends. Deshalb machen sich seit 2008 erneut Frankfurter Bürger für die Sanierung des Lennéparks stark, unter Leitung von Sonja Gudlowski. Im Ergebnis der Aktivitäten der Bürgerinitiative konnten der Stadt bisher ca. 145.000 Euro an Bürger- und Firmenspenden für die Sanierung und Erhaltung des Lennéparks übergeben werden.
Mit Aktionen wie der „Kleinen Parknacht“, dem „Frühjahrputz“ und dem Lauf „Power Green“ sammelt die Bürgerinitiative jedes Jahr erneut Geld ein, um den Park weiter zu verschönern und zu pflegen. So konnten bisher mehr als 50 Bäume neu gepflanzt werden. Für 2023 ist die Aufstellung neuer Outdoor-Sportgeräte geplant. So können die Bürger sehen, was mit ihren Spenden geschieht und jederzeit auch selber mit anpacken.
Die Bürgerinitiative hält auch Kontakt zu den Nachfahren von Lenné (Thomas Lenné) und zur Lenné-Akademie in Berlin sowie zur Lenné-Gesellschaft in Bonn und dem Lenné-Klub Bonn/Potsdam.

Bei der geplanten Neugestaltung der Magistrale soll Lenné-Park besser angebunden werden, dazu hat die Bürgerinitiative auch schon Vorschläge gemacht: Danach soll sich ein grünes Band über Magistrale hinweg mit Park am Gasometer verbinden und bis zur Oder reichen, so wie es von Lenné vor 200 Jahren ursprünglich auch angedacht war.

Marienkirche

Die ehemalige Hauptpfarrkirche ist das wichtigste Wahrzeichen der Stadt, denn es gehört zu den größten Gebäuden der norddeutschen Backsteingotik. 1253 entstand mit der Stadtgründung bereits der Ursprungsbau, der immer wieder um- und neugebaut wurde. Im 2. Weltkrieg dann wurde auch die Marienkirche, wie so viele Gebäude der Stadt, in großen Teilen zerstört, konnte in der Folgezeit aber in ihren Grundzügen rekonstruiert werden. So bekam sie bereits zu DDR-Zeiten ihre Turmhaube wieder und wurde als „Kunstforum St. Marien“ an die Öffentlichkeit übergeben. Erst nach 1990 wurde Dach rekonstruiert. Heute beherbergt der Kirchenbau ein soziokulturelles Zentrum und dient als Ort für Veranstaltungen.

Eine Besonderheit sind die drei großen, gotischen Bleiglasfenster, die zwischen 1360 und 1370. Die insgesamt 117 Bilder wurden von den sehr wohlhabenden Bürgern der damals reichen und bedeutenden Stadt Frankfurt (Oder) finanziert. Das linke Fenster ist eine Art Bilderbibel mit der christlichen Schöpfungsgeschichte, im mittleren ist das Leben Christi dargestellt und im rechten Fenster findet sich eine stark antijüdisch geprägte Antichristlegende. Die einmaligen und wertvollen Fenster gingen nach Ende des 2. Weltkriegs als Beutekunst in die Eremitage nach Leningrad, galten dann als verschollen und wurden 2002 durch Russland unversehrt zurückgegeben. Die Kunstschätze der ehemals reichen Ausstattung der Marienkirche, wie der Marienaltar von 1489, die Bronzetaufe und riesige, siebenarmige Bronzeleuchter sind seit 1980 in der benachbarten St.-Gertraudenkirche aufgestellt.

Europa-Universität Viadrina

Das Wort Viadrina kommt aus dem Lateinischen und lässt sich mit ‚die an der Oder gelegene‘ übersetzen. Die Universität ist auf die Geistes- und Sozialwissenschaften konzentriert, bietet Studiengänge in Kulturwissenschaften, Jura und Wirtschaftswissenschaftenan. Sie sieht sich in der Tradition der Brandenburgischen Universität Frankfurt (1506–1811) (erste Universität in Brandenburg, wurde 1811 ins heutige Wrocław verlegt, mit der dortigen Universität Leopoldina vereinigt und als ‚Königliche Universität Breslau’ weitergeführt).

Nach Schließung der Universität 1811 wurde die mittlere Etage dem Konditor Couriol überlassen, der darin Maskenbälle veranstaltete. 1815 ging das Gebäude vom Staat in das Eigentum der Stadt über und die Untergeschosse wurden als Heu- und Strohmagazin verwendet. 1822 wurde das Gebäude zur Stadtschule umgebaut. Es überstand als eines der wenigen historischen Gebäude den 2. Weltkrieg ohne größere Schäden. Trotzdem blieb Gebäude zu DDR-Zeiten ungenutzt, verfiel infolgedessen und wurde 1962 abgerissen.
1991 wurde die Universität im Zuge des Neuaufbaus und der Neustrukturierung der Universitätslandschaft in den Neuen Bundesländern neu gegründet und hat heute ihren Sitz im ehemaligen Regierungspräsidium, gegenüber des Oderturms.

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radioeins erklärt am 15. September 2023 die Karl-Marx-Straße in Frankfurt (Oder) zur „Die Schöne Straße“. Und zwar im Rahmen der ARD-Themenwoche „Dialog“.