Konzertkritik - Simon Brauer über Altın Gün: "Eine wilde, eingängige Mischung, auf jeden Fall extrem tanzbar"

Altin Gün
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Die sechsköpfige Amsterdamer Band Altın Gün ist für ihre besondere musikalische Farbe bekannt - eine Mischung aus traditionellen türkischen Klängen der 60er und 70er Jahre, psychedelischem Rock der 70er Jahre und Folkrock. Simon Brauer war beim Konzert gestern im Huxleys Neue Welt und liefert die Kritik.

Wenn Sie in den vergangenen Monaten regelmäßig radioeins gehört haben, dann wird Ihnen dieser Song nicht entgangen sein: "Doktor Civanim" von der niederländisch-türkischen Band Altın Gün. Und nicht nur wir bei radioeins sind begeistert von diesem Song und von dieser Band - auch noch viele andere Menschen in Berlin und Brandenburg. Deshalb spielen Altın Gün in dieser Woche drei komplette ausverkaufte Konzerte im Berliner Huxleys.

Drei ausverkaufte Abende hintereinander, jeden Abend 1.600 Gäste - das muss man erstmal schaffen. Was kann Altın Gün, was andere Bands nicht können?

Die Band hat etwas geschafft, was andere Bands auch schonmal geschafft haben, aber eben nicht mit diesen Elementen: alte Sounds, die wir alle irgendwie von irgendwoher kennen, zu etwas Neuem zu verbinden. Die Songs von Altın Gün sind komplett auf türkisch gesungen, psychedelische Rockmusik trifft auf traditionelle türkische Folkmusik, gespielt auf den üblichen Instrumenten Gitarre, Bass, Schlagzeug, aber auch auf einer Saz, einer türkischen Langhalslaute, und diversen Percussioninstrumenten, die sind dann türkisch und lateinamerikanisch. Dazu kommen Funk, Dub und Synthiepop, mal erinnert es an Jimi Hendrix, mal an Daft Punk – eine wilde, eingängige Mischung, auf jeden Fall extrem tanzbar. Vom ersten Ton an war das Publikum gestern eine rhythmisch wogende Masse.

Wer ist denn da so im Publikum bei einem Altın-Gün-Konzert?

Die Band ist schon groß in der türkischen Community, aber mittlerweile eben noch viel größer. Sie sind internationale Stars mit fünf erfolgreichen Alben, und das hat man gestern auch am Publikum gemerkt: Ich habe viel englisch gehört, französisch, deutsch - es waren mehr Menschen im Publikum ohne türkischen Background als mit türkischem Background.

Was ist mit deinen Gefühlen, Simon? Wie sehr hat dich die Band bewegt?

Ich war auch von Anfang an Teil dieser rhythmisch wogenden Masse; die Musik geht schon unwiderstehlich in die Beine. Aber: Ich hätte mir mehr Interaktion gewünscht. Ich wollte mehr hören von der Band: Worum es geht in diesem oder jenem Song, ob sie aufgeregt sind, dass sie drei Abende hintereinander in Berlin spielen, wie sich die letzten Konzerte mit Sängerin Merve anfühlen - die wird nämlich nach der Tour die Band verlassen und was anderes machen. Auch so war wenig Bewegung auf der Bühne, alle sechs Bandmitglieder konzentriert bei der Sache, erst bei der allerletzten Zugabe wurden dann die Haare geschüttelt. Vielleicht ist die Band ja heute Abend ein bisschen mutiger und geht früher aus sich raus.

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