Album der Woche - "Woyzeck" von Tristan Brusch

Woyzeck von Tristan Brusch
Woyzeck von Tristan Brusch | © The Orchard

Tristan Brusch hat Musik geschrieben zu dem berühmten Dramenfragment von Georg Büchner "Woyzeck" und es ist das Album zur Inszenierung "Woyzeck" von Ersan Montag am Berliner Ensemble.

Es war im Februar 2022, als der Theater- und Opernregisseur Ersan Mondtag Tristan Brusch anrief und ihn fragte, ob er Lust habe, die Musik zu der Inszenierung aufzunehmen. Und wie er Lust hatte: "Ich wollte schon immer gerne mal am Theater arbeiten, also hat er bei mir offene Türen eingerannt", sagt Brusch. "Zumal es keine Vorgaben gab. Ich konnte machen, was ich will. Das hat mich einfach total inspiriert, zumal es überhaupt nichts mit Popmusik zu tun haben musste. Eigentlich sollte die Musik rein instrumental werden, aber dem Regisseur gefielen die Lieder so gut, dass ich immer mehr schrieb – und plötzlich war ein ganzes Album da."


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Beim Blättern durch das Dramen-Fragment habe er immer diese Worte gelesen: Eisen, Blut, Mund; und da sei ihm dieses Gefühl im Mund gekommen. Es schmeckte nach Eisen, sagt Brusch. "Da kam ich auf die Idee, dass die Musik, die ich schreibe, eigentlich für Blechbläser sein muss. All das Kupfrige, das Kalte und Harte, was da drin liegt, aber auch so etwas rostiges. Diese Bilder kamen in mir in den Sinn und da dachte ich, das wäre eigentlich das richtige Klangbild für diese Inszenierung."

Das Album beginnt mit dem Ende – "Ein schöner Mord, ein guter Mord" zum Sonnenaufgang. Doch im Grunde wissen wir ja nicht, wie es sich Büchner gedacht hat, blieben die Seiten seines Fragments doch unnummeriert. Am Ende könnte alles nur eine Wahnvorstellung von Woyzeck gewesen sein und niemand ist in Wirklichkeit gestorben, niemand wurde gequält oder verhöhnt. Das Drama von Büchner bietet keine Lösung für die menschlichen Konflikte. Es zeigt nur und verliert (erschreckenderweise) nie an Aktualität.

Der Woyzeck ist bereits häufiger musikalisch verarbeitet worden, am bekanntesten sicher die Oper von Alban Berg und jene Songs, die Tom Waits mit Kathleen Brennan für das "Woyzeck"-Musical von Robert Wilson geschrieben und später für sein Album "Blood Money" aufgenommen hatte. Mächtige Vorbilder, aber was Tristan Brusch mit seinem eigenen Text für "Ein Loch in die Natur" aus dieser Vorlage gemacht hat, ist ein auf faszinierende Weise verstörender Höhepunkt seiner bisherigen Karriere. Monströs.

Die "Woyzec"“-Inszenierung von Ersan Mondtag feiert am 23. September 2023 am Berliner Ensemble Premiere. Ab da an werden die Figuren auf der Bühne Tristan Bruschs Worte und Melodien singen und sein Album kann man ja immer und überall hören.

Tracklisting

1. Sonnenaufgang
2.
Gold
3.
Ein guter Mensch
4.
Kühle Wein
5. Fest im Wald
6.
Die Natur kommt
7.
Gold II
8.
Brave Magd
9.
Ein Loch in der Natur
10.
Gold III
11.
Gold IV
12.
Wahnsinnstanz
13.
Leiden sey all mein Gewinnst
14.
Fieber
15.
Kühle Wein kaputt
16.
Spricht aus der Wand
17. Marie

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