Album der Woche - "Tangk" von Idles

Tangk von Idles
Tangk von Idles | © Partisan

"Let's Dance" – dazu fordert Idles-Sänger und Frontmann Joe Talbot auf dem neuen Album '"Tangk" auf. Es ist ein Album, dass sich der Liebe und Empathie widmet und die Idles dazu gebracht hat, den eigenen Sound um Instrumente wie Streicher oder Saxophon zu bereichern.

Eine der ersten Erinnerungen, die Joe Talbot an das bewusste Hören von Musik ist, wie er sich als Junge auf einem polierten Holztisch dreht – im Hintergrund tönt die Stimme von Otis Redding durch’s Haus. Bis heute verbindet Talbot sie nach eigener Aussage etwas Himmlischen. Während er sich in seiner Jugend dann vor allem dem Hip Hop hingegeben habe, sei 'Gitarrenmusik' erst mit den Strokes in sein Leben getreten. "Ich habe nie Gitarrenmusik gehört, nicht bis ich 19 war. Es hat mich einfach nicht interessiert – bis zu den Strokes."

Auf dem neuen Album "Tangk" ist der Einfluss von Bands wie den Strokes oder The Walkmen stark wie nie; das Attribut 'Punk', mit dem die Band seit ihrem Debüt 2017 assoziiert wird, rückt in die Ferne. Vor allem der Ton der Stimme, des Gesangs von Joe Talbot hat sich geändert. Zwar blitzt auch diesmal immer wieder das Wütende, die Kritik und Unzufriedenheit mit der Welt durch, Talbot lässt das allerdings nicht mehr so unmittelbar und scharf wie bisher in seine Musik. Freude, Empathie – vor allem die Liebe hätte die Kanten etwas abgeschliffen.


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„Die Welt ist im Moment sehr unzivilisiert, und ich möchte sicherstellen, dass ich nicht Teil dieses Problems bin. Ich möchte, dass unsere Musik ein Gedicht ist, und ich möchte, dass sie ein schönes Gemälde ist, und ich möchte das Leben genießen und ich möchte die Liebe genießen, also tue ich das.“ (Joe Talbot)

 

Während die Welt um ihn herum, um uns alle, rauher zu werden scheint, bewegt Talbot sich also in die andere Richtung. Seine Musik soll kein Manifest sein, keine Anleitung, sie sei ein Gefühlsausdruck. Darin steckt auch weiterhin die Kritik an all den Dingen, die ihn gesellschaftlich stören: die Kolonialgeschichte Großbritanniens zum Beispiel, und wie wenig diese eigentlich aufbereitet werde, oder aber der nachhaltige Einfluss des Adels auf die englische Politik. Im Song „Gift Horse“ heißt es: „Fuck the King. He ain’t the King. She’s the King.“ Talbot singt über seine Tochter, für die er sich eine wahrhaftige Demokratie wünscht – eine die egalitär ist, keinen König kennt, keine Upperclass, kein House of Lords oder Politiker*innen, die sich aufgrund ihres Geldes Entscheidungsmacht erkaufen können.

Gemeinsam mit Radiohead-Produzent Nigel Godrich haben die Idles das Album in kürzester Zeit aufgenommen. Fast alle Songs hat Talbot mehr oder weniger ad hoc im Studio eingesungen – in einer Art Gedankenstrom. Einzig klar war das Vorstellung, was sie vermitteln sollen: „All is Love and Love is All.“

Laurina Schräder, radioeins

Tracklisting

1. Idea 01    
2. Gift Horse    
3. Pop Pop Pop    
4. Roy    
5. A Gospel    
6. Dancer    
7. Grace    
8. Hall & Oates    
9. Jungle    
10. Gratitude    
11. Monolith    

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