Album der Woche - "Willpower" von Joy Denalane

"Willpower" von Joy Denalane
"Willpower" von Joy Denalane | © Four

Ein Todesfall und zwei Abschiede: Das neue und sechste Joy-Denalane-Album "Willpower" erzählt vom Loslassen, von Trauer, aber auch von einer neu gewonnen Freiheit – und von Selbstermächtigung.

Ein Sprung ins Unbekannte mit wild oszillierendem Happysad-Soul von unbändiger Intensität. Schon immer war Soul Befreiungsmusik, "Willpower" enthält Joys ganz persönliche Liberalisierungshymnen. Während der Arbeit an diesem Album musste Joy Denalane sich endgültig von ihrem geliebten Vater verabschieden, den sie während der letzten, von Krankheit überschatteten drei Jahre seines Lebens begleitet hatte. Dieser Abschied, die Beisetzung, und bald darauf – zumindest räumlich – ihre erwachsenen Söhne ins Leben zu entlassen, schließlich das Gefühl, dass da jetzt noch mal eine ganz andere, völlig neue Lebensphase kommt: All das und noch viel mehr steckt in diesen elf neuen Songs.


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Wenn Joy Denalane von "Willpower" singt, meint sie also nicht zuletzt auch Akzeptanz: Die Fähigkeit, die Dinge so zu nehmen, wie sie nun mal sind, mit ihnen zu leben, seinen Platz im tosenden Meer des Lebens zu finden. Erst wenn die Eltern sterben, wird man so richtig erwachsen, heißt es. Joy Denalane hat erfahren, was damit gemeint ist: "Ich glaube, das ist tatsächlich so", sagt sie. "Ich hatte und habe wirklich sehr mit dem Tod meines Vaters zu kämpfen, seitdem gehe ich anders durch die Welt, das hat einen Schalter umgelegt. Ich bin nicht einmal sicher, ob es sich um einen Prozess handelt. Es fühlt sich eher so an wie ein dauerhafter Zustand."

Ein Zustand, der schließlich zu einigen der Songs auf "Willpower" führte. Das gilt besonders für die zweite Single "Happy": "Einen Song wollte ich meinem Vater ganz konkret widmen", sagt Joy, "es war mir aber wichtig, dass es kein klassisches Trauerlied wird, sondern auch die vielen glücklichen Erinnerungen an ihn transportiert. Ich hatte ein schönes Leben mit meinem Vater." „Happy“ baut sich als Soul-Hymnus auf und hat ein überraschenden wie fantastischen Feature-Gast: Den legendären Wu-Tang-Clan-Rappers Gostface Killah. Der Song endet mit der irritierenden Zeile "I'm happy for the loss", ich freue mich über den Verlust. "Das ist natürlich ein Widerspruch", erklärt Joy, "es geht um meine enorme Wertschätzung dieser letzten Phase, die wir noch zusammen hatten."

Das Album beginnt mit einer Adaption von Johnny Hammonds "Can't We Smile", und die Art, wie Joy diesen Song singt, gibt die Antwort auf die im Titel gestellte Frage: Weil es eben manchmal nicht geht im Lebenund es in solchen Phasen schon eine ganze Menge ist, überhaupt weiterzumachen, zum Beispiel auch mit Willenskraft. Der frei oszillierende Jazz des Originals schwingt noch gut mit, aber Joy bringt den Song noch mal auf eine andere Ebene, macht ihn zu ihrer eigenen Sache nicht zuletzt durch zwei ergänzend geschriebene Strophen, die es im Original nicht gibt.

Produziert hat Joy das Album erneut gemeinsam mit dem "Let Yourself Be Loved"- Produzenten Roberto Di Gioia – sowie mit Max Herre. Wie bereits bei ihren früheren Alben hat Joy also erneut mit dem Mann zusammen ein Album produziert, mit dem sie auch ihr Leben teilt. "In normalen Phasen sprechen wir nicht permanent nur über Musik", sagt sie über die Zusammenarbeit mit ihrem langjährigen Lebenspartner. "Das jetzt mal wieder so intensiv zu teilen, war toll, wir haben eine zuverlässige Mischung aus Konsens und Dissens. Ich vertraue Max und finde es fast schade, wie

wenig seine Produzententätigkeit in der Außenwahrnehmung beleuchtet wird, weil er nun mal auch Max Herre, der Popstar ist. Aber er ist ein wahnsinnig guter Produzent, sehr organisiert, auf den Punkt. Das letzte Wort hatte aber natürlich ich."

Quelle: Plattenfirma

Tracklist

1 Can't We Smile
2 Fly By
3 Happy feat. Ghostface Killah
4 Hideaway
5 Revolutions
6 Far Cry
7 Good Times Better
8 All Of Me
9 By Heart
10 Willpower
11 True (Soweto)
12 Happy

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