Dokumentation - War & Justice
"Das größte Kriegsverbrechen ist der Krieg selbst", sagt der inzwischen im Alter von 103 Jahren verstorbene Ben Ferencz in diesem sehr vielschichtigen Dokumentarfilm. Er war der jüngste Ankläger in den Nürnberger Prozessen und lebenslang ein wichtiger Experte für die juristische Verfolgung von Verbrechen gegen die Menschlichkeit.
Die Regisseure Marcus Vetter ("Das Herz von Jenin") und Michele Gentile begleiten genau und detailreich die Arbeit des Internationalen Strafgerichtshofes in Den Haag (ICC) und zeigen anschaulich all die Schwierigkeiten dieser Institution auf. Lassen sich Kriegsverbrechen überhaupt angemessen verfolgen, zumal die globalen Mächte wie die USA und Russland dort gar nicht mitarbeiten? Kann der ICC überparteilich bleiben und sich vor Instrumentalisierung schützen, gerade angesichts aktueller Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten?
Im Zentrum steht der charismatische, streitbare und mutige erste Chefankläger Luis Moreno-Ocampo aus Argentinien, dessen große Sorge wegen der aktuellen Weltlage den Film prägt. Doch auch ihm und seiner Arbeit ist es zu verdanken, dass Täter heute unruhiger schlafen.
Kritiker: Knut Elstermann