Dokumentation - Der Schatten des Kommandanten
In ihrem bewegenden Dokumentarfilm zeichnet die Regisseurin Daniela Völker die Lebenswege von Menschen nach, die auf furchtbare Weise miteinander verbunden sind. Der 87-jährige Hans Jürgen Höss, Sohn des KZ-Kommandanten von Auschwitz, stellt sich zusammen mit seinem Sohn Kai Höss, nach Jahrzehnten der Verdrängung dem Familienerbe.
Spät beginnt der alte Mann mit der Aufarbeitung, liest nach, reist nach Auschwitz, spricht mit Verwandten. Auf der anderen Seite stehen die bekannte Auschwitz-Überlebende Anita Lasker-Wallfisch, einst Cellistin im Mädchenorchester, und ihre Tochter Maya, die schwer an den Erfahrungen ihrer Mutter trägt. In Völkers sehr aktuellen und sensiblen Film wird nicht nur schmerzlich deutlich, wie die Leiden auf die nächsten Generationen übertragen werden, sondern auch, wie Versöhnung nach dem Eingeständnis der ungeheuren Schuld möglich wird: Mit großem Respekt gehen die Familien der Opfer und der Täter aufeinander zu, eine hoffnungsvolle Begegnung in diesem berührenden Film.
Kritiker: Knut Elstermann