Soundcheck - Second Line: En Electro Revival von Dawn Richard

Soundcheck-Wertung: 3 x Geht in Ordnung

Second Line: En Electro Revival von Dawn Richard
Second Line: En Electro Revival von Dawn Richard | © Merge

Sie nennt es „ein Elektro-Revival“, die Musikerin aus New Orleans, die aus dem Förderkreis um Sean Combs hervorging und an dessen letzter Großtat „Last Train to Paris“ maßgeblich beteiligt war. Schon damals vor elf Jahren soll sie für die futuristischen Elemente und die Verbindung des Rappers zur Dance Culture gesorgt haben. Mir ihrem eklektischen R’n’B-Meisterwerk „New Breed“ löste sich die Solokünstlern 2019 endgültig aus dem Schatten des Hofstaats, den HipHop-Könige wie Combs um sich herum errichtet haben. Es war gleichzeitig eine Auseinandersetzung mit ihrem Vater. Nun geht es um die mütterliche Dimension, den Umgang mit Tod und Trauer.

In ihrer Heimat pflegt man Särge durch die Straßen zu tragen und von einer Blaskapelle begleiten zu lassen. In der „zweiten Reihe“ gleich hinter den Bläsern tanzen die Menschen. Und obwohl kein einziges Blasinstrument auf Richards Album zu hören ist, geht es ihr um die Menschen in der zweiten Reihe, die mit Musik verschmelzen. Um leidenschaftliche „Creole Girls“ wie ihre Mutter und sie selbst, der Tradition verhaftet aber nicht unmodern. So verarbeitet sie Dance-Rhythmen und Sounds von Minimal Techno bis Trap House, die oft abgenutzt wirken, bei ihr aber innovative Akzente setzen.

Ob sich daraus allerdings das Manifest für schwarze Frauen ergibt, welches sie sich erhofft, ist zweifelhaft. Dafür verliert sich die Spur zu oft in Nebensächlichem.

Kai Müller, Tagesspiegel

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