Wenn ein Indie-Musiker dasselbe Album noch einmal, leicht verändert herausbringen möchte, würde man das normalerweise für eine schlechte Idee halten. Doch Kevin Morby hat gute Gründe für sein Vorhaben. Mit „This Is A Photograph“ spannte er letztes Jahr einen absolut fesselnden Erinnerungsbogen durch seine Kindertage. Es ging um seinen Vater, der verstorben war und dessen Erbe ihn zu der Frage führte: Was bleibt? Mehr als eine Fotografie? Was sollte bleiben von einem selbst?

Damit setzte der Singer/Songwriter aus Tennessee einen Prozess in Gang, der dem Bekleben eines Fotoalbums gleicht: Immer wieder tauchen Bilder aus der Vergangenheit auf, die noch Beachtung verdienen. Wie etwa das Autogramm des Baseball-Stars Mickey Mantle, das sich in den Hinterlassenschaften des Vaters fand. Manchmal werden Bilder einfach neu beschriftet wie „Stop Before I Cry“ aus dem jetzt „Song For Katie“ wird, weil das ehrlicher ist. Das Leben zu sortieren, ist keine Kleinigkeit in Morbys „Königreich der gebrochenen Herzen“.

Kai Müller, Tagesspiegel