Hupen, Drängeln, Mittelfinger - woher kommt die Aggression auf unseren Straßen?
Die Stimmung im deutschen Verkehrsraum ist angespannt. Laut einer Untersuchung des Deutschen Verkehrssicherheitsrats Ende 2024 ärgert sich fast die Hälfte der Befragten (45 Prozent), wenn vor ihnen jemand strikt die Geschwindigkeitsbegrenzung einhält. Wenn von hinten jemand drängelt oder zu dicht auffährt, reagieren 27 Prozent der Autofahrer bewusst mit Verlangsamung. Und etwas mehr als ein Fünftel der Befragten wird nervös und fährt schneller, obwohl sie das eigentlich nicht möchten. Doch nicht nur im Straßenverkehr steigt die Aggression. Auch im Alltag nehmen Konflikte zu: Prügeleien im Schwimmbad, Angriffe auf Rettungskräfte, verbale Attacken gegen Lokalpolitiker oder Beschimpfungen in sozialen Medien - die Bandbreite ist groß. Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Im Jahr 2023 wurden über 9.000 Unfälle mit E-Scootern gezählt, und auch Fahrradfahrer:innen werden häufig als aggressiv wahrgenommen.
Aus soziologischer Sicht ist es allerdings umstritten, ob unsere Gesellschaft tatsächlich gewalttätiger geworden ist oder ob sich nur unsere Wahrnehmung verändert hat. So erklärt die Hamburger Soziologin Teresa Koloma Beck, dass Verhaltensweisen, die heute als skandalös gelten, wie etwa das gezielte Behindern eines Rollstuhlfahrers, früher vielleicht weniger als Angriff auf die Menschenwürde wahrgenommen wurden. Empirisch lässt sich reine Aggression nur schwer messen, da nur strafbares Verhalten in der Kriminalitätsstatistik erfasst wird. Doch schon das Gefühl, dass die Stimmung rauer ist, beeinflusst unser Verhalten - und damit die Gesellschaft insgesamt.
Wie erleben Sie das Klima in unserer Gesellschaft? Ist es tatsächlich aggressiver geworden - nur auf der Straße oder auch im Alltag? Oder sind wir vielleicht einfach nur empfindlicher und nehmen Dinge als Angriff wahr, die uns vor einigen Jahren noch kaltgelassen hätten? Teilen Sie Ihre Erfahrungen mit uns und erzählen Sie uns Ihre Strategien gegen Wut und Aggression! Seien Sie dabei bei "Die Weber" mit Katja Weber am Freitag von 10 bis 13 Uhr auf radioeins. Oder schicken Sie uns Ihre Gedanken per Mail an dieweber@radioeins.de. Sie können auch jetzt schon auf den Radioeins-Anrufbeantworter sprechen unter: 033170 99 555. Wir freuen uns auf Ihre Meinungen und Geschichten!
