Gleiche Chancen für alle: Wie gerecht ist unser Schulsystem?

Es ist Schuljahres-Halbzeit in Berlin. Einerseits ist das erfreulich den auf die Halbjahreszeugnisse folgen die Winterferien. Doch für über 30.000 Sechstklässler ist es gerade besonders stressig. Für sie gibt es nämlich jetzt die sogenannte Förderprognose, die darüber entscheidet, ob der weitere Weg ins Gymnasium oder in die integrierte Sekundarschule führt. Entscheidend dabei der Notendurchschnitt aus dem 2. Halbjahr der 5. und dem 1. Halbjahr der 6. Klasse. Wer dort 2,2 oder niedriger erreicht darf aufs Gymnasium. Alle anderen müssen auf eine Integrierte Sekundarschule oder sich einem Probetag aussetzen um vielleicht doch noch aufs Gymnasium zu dürfen.

Die Aufregung darüber ist groß. Kritiker argumentieren mit dem Starren Notenschnitt und dem Probetag würden 12-Jährige unter einen riesigen Leistungsdruck gesetzt. Außerdem habe gerade der leichte Zugang zum Gymnasium dazu beigetragen das Berlins Bildungssystem in Sachen Chancengleichheit gut da steht. So ist es laut einer Studie des IFO-Instituts von 2024 etwa halb so wahrscheinlich (Berlin: 53,8 Prozent; Brandenburg: 52,8 Prozent), dass Kinder aus benachteiligten Verhältnissen ein Gymnasium besuchen wie Kinder aus günstigen Verhältnissen. Im Vergleich mit anderen Bundesländern ist das ein Spitzenplatz, der nun durch den strengeren Zugang zum Gymnasium gefährdet würde.

Befürworter der Reform argumentieren hingegen, der Strengere Zugang könne dafür sorgen, dass wirklich nur diejenigen aufs Gymnasium kämen, die dafür auch die nötige Begabung mitbrächten. Frustrierende Schulwechsel würden so vermieden. Positiv an der Reform sei außerdem die Abschaffung des Probejahres am Gymnasium. Jetzt gebe es zwar drei Stunden Stress am Probetag, aber wer den überstehe habe dann seine Ruhe. Außerdem sei das System in Berlin und Brandenburg durchlässig. Auch an Integrierten Sekundarschulen und Gesamtschulen könnte man Abitur machen, Somit würde den Kindern, selbst wenn es in Klasse 5 und 6 nicht so gut läuft, der Weg zum Abitur nicht verbaut.

Wie sehen sie das Thema Schule und Bildungssystem? Finden Sie es gut, dass die Zügel beim Zugang zum Gymnasium in Berlin nun angezogen werden? oder empfinden Sie die neuen Regeln als zu Streng und unnötig stressig für Kinder und Eltern? Sind Sie vielleicht gerade selbst betroffen und mit einem völlig gestressten Kind konfrontiert? Oder wünschen Sie sich vielleicht ein anderes Bildungssystem? Und wenn ja wie würde das aussehen?

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