Bullerbü statt Influencer – Brauchen wir ein Social-Media-Verbot für unter 16-Jährige?
Auf Jugendliche lauern in den Sozialen Medien diverse Gefahren: Falsche Schönheitsideale, Fake-News und Gewaltdarstellungen sind nur einige Beispiele dafür. Da liegt der Gedanke nahe, zum Schutz der Jugend Altersgrenzen für die Nutzung populärer Plattformen einzuführen. Australien geht genau diesen Schritt nun: Unter anderem TikTok, Instagram, Snapchat, Facebook und X werden ab 2025 verpflichtet, mittels Alterskontrollen nur noch Jugendlichen ab 16 Zugang zu gewähren.
Eine solche strikte Altersgrenze ist auch in Deutschland populär, glaubt man einer aktuellen YouGov Umfrage: 77 Prozent der 2000 Befragten unterstützen ein solches Gesetz in Deutschland „voll und ganz“ oder „eher“. Bei Fachleuten trifft das Thema eher auf Ablehnung. Rein technisch gebe es keine überzeugende Lösung, so der auf Netzpolitik spezialisierte Journalist Sebastian Meineck. Systeme, die zum Beispiel auf die Online-Funktion des Personalausweises oder Kreditkarten setzten, würden Menschen ohne Ausweise, wie zum Beispiel Flüchtlinge, ausschließen und die Altersbestimmung per Foto-KI sei fehleranfällig. Auch der Medienpädagoge Guido Bröckling sieht das Thema skeptisch. Zwar sei es einerseits gut, die Plattformen für problematische Inhalte haften zu lassen, andererseits seien starre Altersgrenzen dennoch kritisch zu sehen. Wenn Kinder und Jugendliche bis 16 Jahren von Social-Media-Angeboten ferngehalten werden, dann seien sie nicht darauf vorbereitet, so seine Argumentation. Außerdem gibt er zu bedenken, dass auch in Messengern, die nicht Teil der australischen Regelung sind, Gefahren lauerten.
Gegen starre Altersgrenzen ist auch Emma Breuer, Programmchefin der jungen Netzkonferenz Tincon. Verbote sind für sie das Gegenteil von Teilhabe. Ziel müsse ein reflektierter Umgang mit den Plattformen sein. Auch solle man die Jugendlichen nicht unterschätzen. Gefahren wie Mobbing oder falsche Schönheitsideale würden von Jugendlichen durchaus erkannt. Statt Altersgrenzen plädiert Breuer zum Beispiel für die Kennzeichnung von mit Beautyfiltern bearbeiteten Fotos oder eine Stärkung der Moderation von Inhalten durch menschliche Admins statt Algorithmen. Auch sei zu bedenken, dass Social Media für Jugendliche auch eine wichtige Informationsquelle darstellt. Und schließlich biete erst Social Media Jugendlichen, die es in der „realen Welt“ eher schwer haben, die Chance Peergroups zu finden.
Wie sehen Sie das Thema: Glauben Sie an entschlossenes staatliches Eingreifen und sind für eine Altersgrenze? Oder sind Sie davon nicht überzeugt und finden es wichtiger, den Umgang mit Medien in den Fokus zu nehmen. Wie handhaben Sie das Thema, wenn es um Ihre Kinder geht? Kontrollieren Sie, was Ihr Kind so treibt? Oder vertrauen Sie ihm? Erzählen Sie uns ihre Geschichte in „Die Weber“ mit Katja Weber – am Freitag von 10 bis 13 Uhr auf radioeins unter: 0331 70 99 555.