Einsamkeit - das ist doch vor allem ein Problem von alten Menschen! So lautet ein gängiges Vorurteil. Doch schon eine kurze Suche im Internet zeigt: Einsamkeit betrifft alle Altersgruppen. So zeigt zum Beispiel das erste Einsamkeitsbarometer des Bundesfamilienministeriums aus diesem Jahr, dass Frauen etwas häufiger von Einsamkeit betroffen sind als Männer und sich die Bewohner*innen Ostdeutschlands einsamer fühlen als die im Westen des Landes. Laut einer Studie des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB) aus dem vergangenen Jahr fühlt sich sogar jeder dritte Mensch aus der Altersgruppe der 18 bis 53-Jährigen in Deutschland zumindest zeitweise einsam.

 


Erste Hilfe gegen Einsamkeit

An diese Stellen könnt ihr euch wenden:

Nummer gegen Kummer: Telefonische Beratung und Unterstützung für Kinder und Jugendliche, anonym und kostenlos: 116111

TelefonSeelsorge: Die TelefonSeelsorge ist kostenlos per Telefon, Mail und Chat zu erreichen. Die ehrenamtlichen Mitarbeiter helfen Menschen in Not an jedem Tag im Jahr rund um die Uhr: 0800-1110111 / 0800-1110222 oder 116123


 

Damit ist das Problem im Vergleich zu 2013 deutlich angewachsen. Damals hatten noch 14,5 Prozent bei einer repräsentativen Befragung angeben, zumindest teilweise einsam zu sein. Fast ein Jahrzehnt später, Ende 2022, waren es bereits 36,4 Prozent. Fast jeder Fünfte davon hatte sogar angegeben sehr einsam zu sein.

Dass Einsamkeit kein individuelles Problem ist, sondern auch ein gesellschaftliches, zeigt ein Blick auf mögliche Auswirkungen. Einsamkeit kann nicht nur krank machen, sondern auch dazu beitragen, dass Menschen das Vertrauen in gesellschaftliche Institutionen verlieren und so anfälliger für Verschwörungserzählungen werden.

Das Problem ist also erkannt und wird von der Politik angegangen- auch ganz konkret. So leistet sich der Berliner Bezirk Reinickendorf seit Anfang 2024 Deutschlands erste Einsamkeitsbeauftragte. Eine der ersten Maßnahmen: Überall im Bezirk stehen sogenannte Quasselbänke, auf die sich einsame Menschen setzen können, um Gesprächsbedarf zu signalisieren. Außerdem sollen bestehende Begegnungsangebote bekannter werden.

Wie stehen Sie zum Thema Einsamkeit? Fühlen Sie sich einsam? Und wenn ja, welche Rezepte haben Sie dagegen? Finden Sie Staat und Gesellschaft sollten etwas gegen Einsamkeit tun - so wie es in Reinickendorf versucht wird? Oder stehen Sie vielleicht auf dem Standpunkt, dass jeder seines eignen Glückes Schmied ist und der Staat nicht jedes Problem lösen kann?

Die ganze Sendung zum Nachhören:

Die Weber
radioeins

Freitags | 10-13 Uhr - Die Weber

In unserer unendlich komplexen Welt wissen alle Bescheid und sagen gern ungefragt, wo's langgeht. Wo man hinschaut, überall und zu allem gibt es Expertinnen und Experten. Millionen Menschen sind die besseren Fußballtrainer, Paartherapeuten und Politikauskennerinnen. Nur Sie hat mal wieder keiner gefragt! Dabei sind Sie bestimmt auch ein Profi in einer ganz besonderen Disziplin des Alltags.