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Die Weber vom 20. September 2024

Im Kern haben alle Eltern bei der Erziehung ihrer Kinder vermutlich das gleiche Ziel: Das Kind zu einem selbständigen und verantwortungsvollen Menschen zu machen, der fit ist für die Welt, in die er hineingesetzt wurde. Wie man diesen komplexen Prozess der Persönlichkeitsentfaltung gestaltet, darüber gibt es vielleicht sogar so viele Meinungen wie es Kinder gibt.

 

Dabei gab es immer auch Trends bei der Kindererziehung, so war nach dem Zweiten Weltkrieg noch lange der autoritäre Erziehungsstil mit klaren Hierarchien in der Familie, Kommunikation von oben nach unten und Strafen als Erziehungsmittel verbreitet. Im Zuge der 68er Studentenbewegung setzte sich in der BRD der anti-autoritäre Stil als Gegenentwurf durch. Selbstbestimmung, Handlungs- und Entscheidungsfreiheit des Kindes rückten in den Mittelpunkt. Die Entwicklung einer nicht-autoritären Persönlichkeit sollte gefördert werden. Mit dem autoritativen Erziehungsstil entwickelte sich danach ein Mischung aus Mitspracherecht der Kinder bei gleichzeitiger elterlicher Autorität. Parallel in der DDR stand als Erziehungsziel die sozialistische Persönlichkeit im Fokus. Es ging darum die Entwicklung der Kinder zu harmonischen Mitgliedern der sozialistischen Gesellschaft zu fördern und eine Identifikation mit dem Staat aufzubauen. So jedenfalls stand es im damaligen Schulgesetz.

 

Letztlich liegt die Erziehung aber wieder in Händen der Eltern. Und die scheinen im digitalen Zeitalter mit all den unterschiedlichen Sichtweisen zum Thema Erziehung zunehmend verunsichert zu sein, wenn es um die Frage geht: Wie erziehe ich mein Kind richtig? Ein altes Sprichwort besagt: "Es braucht ein ganzes Dorf, um ein Kind großzuziehen!". Schaut man auf den deutschen Buchmarkt, dann findet man aktuell mehr als 10.000 Eltern- und Erziehungsratgeber, die genau diese Unsicherheit adressieren.

 

Was ist oder war Ihnen bei der Kindererziehung besonders wichtig? Haben Sie selbst Ratgeber gelesen? Wie viel Mitspracherecht sollten Großeltern haben? Wer darf sonst alles mitreden, bei der Erziehung eines Kindes? Was halten Sie vom Familienbett, in dem alle gemeinsam schlafen? Darüber haben wir mit Ihnen gesprochen.

Elterntypen

Helikopter-Eltern
Der Klassiker. Sie schweben wie Helikopter über ihrem Kind, bekommen alles mit. Sie lassen die Zöglinge nicht aus den Augen – aus Angst, es könnte ihnen etwas zustoßen oder sie könnten in der Welt da draussen nicht klarkommen. Schon 1969 nutzte der israelische Psychologe Haim G. Ginott die Helikopter-Metapher für überfürsorgliche Eltern.

Schneepflug-Eltern
Eine Gattung der Helikopter-Eltern, die allerdings noch viel weiter geht. Sie wachen nicht nur über ihre Kinder, sondern greifen auch aktiv in deren Leben ein. Die Übergangsform nennt sich "Curling-Eltern". Diese ebnen, ähnlich wie die namensgebenden Curlingspieler, ihren Kindern den Weg und entfernen Hindernisse. Schneepflug-Eltern sind oft noch aggressiver, wenn es darum geht, den Weg ihres Kindes für den Erfolg zu räumen. Wer und was sich ihnen in den Weg stellt, wird wie mit dem Schneepflug weggeräumt.

Flugzeug-Eltern
Sie sind das Gegenteil von Helikopter-Eltern und wachen nicht streng über ihre Kinder, sondern suchen bei der Erziehung nach Wegen und Erfahrungen, von denen die ganze Familie profitiert. Flugzeug-Eltern verfolgen einen kollaborativen Ansatz, schweben nicht über den Kindern, sondern mit ihnen. Alle fliegen gemeinsam.

Quallen-Eltern
Sie sind nicht so streng mit ihren Kindern und nehmen es auch mit Terminen nicht so genau. Sie hören darauf, was ihr Kind tun möchte, und passen sich dementsprechend an – so flexibel wie eine Qualle.

Gießkannen-Eltern
Haben nichts als Lob für ihre Kinder und Übergießen sie mit Anerkennung für die kleinsten Dinge.

Tiger-Eltern
Schicken ihre Kleinen zum Klavierunterricht und Mandarin-Kurs. Mit Disziplin und Drill treiben sie ihre Kinder zum Erfolg. Der Begriff stammt von der Autorin Amy Chua, die sich selbst "Tiger Mum" nennt.

Delfin-Eltern
Das Gegenteil von Tiger-Eltern: Sie erziehen liebevoll, bieten Schutz und zwingen ihren Nachwuchs zu nichts. Sie lenken ihre Kinder sanft in die richtige Richtung und lassen ihnen viel Raum. Sie setzen Regeln, besprechen und diskutieren diese aber zuerst mit dem Nachwuchs.

U-Boot-Eltern
Sieht man selten an Elternabenden und Schulaufführungen. Sie sind für Lehrkräfte schlecht erreichbar. Sie gehen unangenehmen Dingen ihrer Kinder gern aus dem Weg – es sei denn, ihrem Sprössling drohen Konsequenzen. Dann tauchen sie plötzlich auf und fahren schwere Geschütze auf.

Die Weber
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Freitags | 10-13 Uhr - Die Weber

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