Stell dir vor, es ist Arbeit. Und keiner geht hin! Das ist das Prinzip des Arbeitsstreiks. Und der ist beliebt, gerade in Zeiten von Inflation und steigenden Preisen. Wer täglich arbeitet, will sich auch das Leben leisten können. Viele Beschäftigte kämpfen aber genau damit. Gibt es keine Lohnerhöhungen - dann legen sie halt die Arbeit nieder!

Und tatsächlich scheinen sich die Streiks im laufenden Jahr zu häufen, oder? Bei der Deutschen Post sind Päckchen liegen geblieben. Bahnen und Busse sind ausgefallen, Flugzeuge am Boden geblieben. Berliner Lehrer*innen sind nicht in die Klassenzimmer gegangen und auch hier bei uns im rbb wurde gestreikt - Sie haben es vielleicht mitbekommen im radioeins-Programm. Bei der Deutschen Bahn ist gerade wieder eine Verhandlungsrunde gescheitert. Neue Streiks - und zwar massivere als bisher - sind angekündigt.


Streitschlichter Hans-Henning Lühr

Hans-Henning Lühr ist der entscheidende Schlichter im Tarifkonflikt im öffentlichen Dienst von Bund und Kommunen. Wir sprechen mit ihm darüber.
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Prof. Wolfgang Schroeder über das Streikrecht

Über das Streikrecht in Deutschland sprachen wir mit Prof. Wolfgang Schroeder, der sich seit Jahrzehnten mit dem Thema befasst - als Sozialwissenschaftler und ehemaliger Mitarbeiter der IG Metall.
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Streikende Menschen protestieren mit Plakaten
Streikende Menschen protestieren mit Plakaten | © imago/Ikon Images


Aber es gibt einen Unterschied zwischen gefühltem und realem Streikaufkommen: Im internationalen Vergleich wird in Deutschland sogar unterdurchschnittlich wenig gestreikt. Laut Angaben von IG Metall waren es seit 1990 im Schnitt pro 1.000 Beschäftigte keine 10 Tage im Jahr. Nur in der Schweiz waren es demnach weniger. Zum Vergleich: Beim Spitzenreiter Dänemark waren es 169 Tage. Der Eindruck, dass so viel gestreikt wird, kommt daher, dass bei uns besonders die öffentlichkeitswirksamen Berufe die Arbeit niederlegen, sagen Expert*innen. Wenn die Bahn streikt, dann merken wir das nun mal fast alle.

Und doch lässt sich von einer Zeitenwende beim Arbeitskampf sprechen, sagt Marcel Fratzscher, Präsident im Vorstand des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW): "Die Zeiten eines Arbeitgebermarktes, in dem Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber Löhne und Arbeitsbedingungen mehr oder weniger diktieren konnten, scheinen vorbei". Der Fachkräftemangel verschiebt die Macht hin zu den Arbeitnehmer*innen.

Ist das also erst der Anfang, kommt da ein Superstreikjahr auf uns zu? Und wie stehen Sie zum Thema Streik? Haben Sie schon die Arbeits nieder gelegt in Ihrem Leben, dürfen Sie überhaupt, oder wollen Sie gar nicht? Haben Sie Verständnis oder sind Sie einfach nur noch genervt? Und wie fair oder unfair ist das deutsche Streikrecht überhaupt, schließlich dürfen längst nicht alle Beschäftigten streiken? Wir wollen Ihre Meinungen, Erfahrungen und Ideen hören.

"Alle Räder stehen still - Deutschland streikt" - das Thema bei "Die Weber" am 05. Mai von 10 bis 13 Uhr. Ihre Meinung können Sie uns auch jetzt schon auf den Anrufbeantworter sprechen unter 0331 70 99 555 oder per Mail an dieweber@radioeins.de schicken. UND wenn Sie ein eigenes Thema haben, wo Sie denken! Das muss doch mal diskutiert werden, dann auch immer her damit!

Die Weber
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Freitags | 10-13 Uhr - Die Weber

In unserer unendlich komplexen Welt wissen alle Bescheid und sagen gern ungefragt, wo's langgeht. Wo man hinschaut, überall und zu allem gibt es Expertinnen und Experten. Millionen Menschen sind die besseren Fußballtrainer, Paartherapeuten und Politikauskennerinnen. Nur Sie hat mal wieder keiner gefragt! Dabei sind Sie bestimmt auch ein Profi in einer ganz besonderen Disziplin des Alltags.