Koala, Panda, Gnu – Machen wir Zoo und Tierpark zu?
Die Deutschen sind Zoo-Freunde und in Berlin haben wir das Glück, gleich zwei weltberühmte Anlagen zu haben: Einerseits den größten Tierpark Europas und anderseits den artenreichsten Zoo der Welt. Aber – mit Blick auf artgerechte Haltung - regt sich auch Kritik an den Zoos und wir stellen uns die Frage: "Wie sinnvoll und zeitgemäß sind Zoos heute noch?". Brauchen wir Zoos überhaupt noch? In einer repräsentativen Studie, im Auftrag des Verbandes der Zoologischen Gärten, befürworten 82 Prozent, dass es Zoos in Deutschland gibt. Nur etwa jeder Zehnte lehnt Zoos grundsätzlich ab. Das sind klare Verhältnisse. Ein Ausflug in den Zoo mit den Kindern, um einen Löwen oder eine Giraffe aus nächster Nähe zu sehen, kann eine großartige Erfahrung sein. Es schafft vielleicht ein Bewusstsein für die schützenswerte Natur. Eine Erfahrung die so nur im Zoo zu bekommen ist.
Aber was, wenn sich der Löwe dafür den ganzen Tag nur langweilt? Oder Schimpansen permanent gestresst sind? Zoos sind "Gefängnisse für Tiere" sagt PETA Deutschland e.V. und das wirke sich vor allem auch auf die Psyche der Tiere aus, auch wenn sie körperlich unversehrt wirken.
Ein anderer Aspekt ist der Artenschutz. Diesen sehen die Zoos als ihren Auftrag. In der Roten Liste bedrohter Tierarten der Weltnaturschutzunion IUCN sind über 35.500 Arten (28 Prozent) der derzeit 128.918 wissenschaftlich überwachten Tier- und Pflanzenarten als "bedroht" eingestuft. Dem Aussterben und dem Verlust der Artenvielfalt stellt man sich hier entgegen. Immerhin sind in den Zoos auch die führenden Experten für die erfolgreiche Haltung und Zucht bedrohter Tierarten außerhalb ihres natürlichen Lebensraums angestellt. Mal ein Beispiel geglückter Erhaltungszucht: den europäischen Wisent - das größte Landsäugetier Europas - würde es ohne die Arbeit am Zoo Berlin wohl nicht mehr geben. Mittlerweile sind wieder 5000 Exemplare in der freien Natur unterwegs.
Für Tierschützer ist der Artenschutz nur vorgeschoben. Ein Tropfen auf den heißen Stein und außerdem können viele in Gefangenschaft geborene Tiere grundsätzlich nicht ausgewildert werden (zum Beispiel Menschenaffen, Löwen, Eisbären) und verlieren von Generation zu Generation ihre natürlichen Eigenschaften. Und: Zoos setzen auf Tiere, die beim Publikum gut ankommen. Na klar: der Panda, den wollen alle sehen. Dagegen sind nur 3 Prozent der bedrohten Reptilienarten in den Zoos zu sehen. Der Vorwurf hier: Für den Zoo steht der Mensch im Mittelpunkt (um nicht zu sagen der zahlende Besucher) und nicht die Tiere. Freizeitpark statt Artenschutz.
Wie sehen Sie das? Lieber den gelangweilten Löwen, als gar keinen Löwen? Sind Zoos wichtig, um ein Bewusstsein zu schaffen und Wissen zu vermitteln? Was sind Ihre persönlichen Erfahrungen im Tierpark und im Zoo? Was ist ihr Eindruck: Sind die Tiere gut untergebracht oder stehen Sie vor der Scheibe bei den Orang Utans und haben Mitleid? Zwischen Artenschutz und nicht artgerechter Haltung – Sind Zoos noch zeitgemäß? Gibt es einen Mittelweg? Müssen wir uns in Deutschland vielleicht auf ein paar wenige Zoos beschränken?
Koala, Panda, Gnu – Machen wir Zoo und Tierpark zu? war unser Titel an diesem Freitag in der Sendung "Die Weber" mit Katja Weber. Wenn Sie ein Thema haben, was Sie gerne in "Die Weber" hören würden, schreiben Sie uns eine Mail an dieweber@radioeins.de!
Die ganze Sendung zum Nachhören