Der Ausstieg aus der Kernkraft ist in Deutschland beschlossene Sache. Am 31. Dezember 2022 müssen die drei verbliebenen deutschen Kraftwerke - per Gesetz über den Atomausstieg -vom Netz genommen werden. Daran möchte auch Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grünen) festhalten. Also fast. Denn geht es nach ihm, sollen zwei Reaktoren - Isar 2 und Neckarwestheim 2 - bis April 2023 als Reserve vorgehalten werden, um im Falle eines Energie-Engpasses einzuspringen.

Ein Vorschlag, der zu Diskussionen führte, denn so richtig zufrieden ist niemand damit. CDU/CSU drängen auf eine Verlängerung der Laufzeiten und werfen Habeck parteipolitische Motive vor. So vermutet Union-Vize Jens Spahn, dass das AKW Emsland bei Lingen nicht weiterbetrieben wird, "damit die Grünen in Niedersachsen ihre Wahlplakate nicht austauschen müssen". Auch der energiepolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Michael Kruse hat sich für eine Verlängerung bis 2024 ausgesprochen. Immerhin der Koalitionspartner. Und werden die Expertinnen und Experten in Sachen Energieversorgung und Ökonomie befragt, dann gibt es auch da wenig Begeisterung für die Reserve-Variante.

Wer gegen die AKW-Verlängerung ist argumentiert damit, dass ein Weiterbetrieb den Strompreis nicht merklich beeinflussen würde (Öko-Insitut Freiburg) und die Energieversorgung in Deutschland auch ohne Atomkraft gesichert ist (DIW Berlin). Wer für die Verlängerung ist, will möglichst alle "Erzeugungskapazitäten mobilisieren" um den Druck vom Strommarkt zu nehmen. So wie Wirtschaftsweise Prof. Veronika Grimm, die daher eine Laufzeitverlängerung von fünf Jahren ins Spiel gebracht hat. Die angedachte Reserve sei aber die "schlechteste aller Lösungen" sagt sie, denn auch ein AKW in Reserve muss über Sicherheitsmaßnahmen und bereitgehaltenes Personal verfügen. Es ist eben nicht die vielzitierte Kaffeemaschine, die man bei Bedarf einfach an- oder ausschalten kann. Dazu kommt: Der Betreiber des AKW Isar 2 hält Habecks Atompläne für ungeeignet. Der geplante Reservebetrieb, ein Wiederhochfahren auf Kommando, sei technisch gar nicht möglich.

Welche Variante ist nun angesichts möglicher Versorgungsengpässe die beste? Was sind überhaupt die Alternativen? Und was ist eigentlich mit der Umwelt? Schließlich ist Atomkraft eine Hochsicherheitstechnologie und der Ausstieg wurde angesichts der nuklearen Katastrophe in Fukushima 2011 von Bundeskanzlerin Angela Merkel angestoßen. Schauen wir nach Frankreich, dann stehen dort momentan über die Hälfte der AKW still wegen Trockenheit und Sicherheitsmängeln. Wohin soll der Weg in Deutschland gehen? Welche Variante finden Sie am sinnvollsten?

Die Sendung zum Nachhören:


Voting: Wie weiter mit den deutschen AKWs?*

Reserve bis April 2023.

14 %

Laufzeitverlängerung.

40 %

Abschalten im Dezember.

47 %

Voting: Soll Deutschland zurück in die Atomkraft?*

Ja.

31 %

Nein.

69 %

Ist mir egal.

1 %


*Die Prozentergebnisse der Antworten sind gerundet. Die Addition der (gerundeten) Einzelwerte kann - mathematisch korrekt - auch einmal 99% oder 101% ergeben. Die ungerundeten Ergebnisse ergeben immer 100,0%

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Freitags | 10-13 Uhr - Die Weber

In unserer unendlich komplexen Welt wissen alle Bescheid und sagen gern ungefragt, wo's langgeht. Wo man hinschaut, überall und zu allem gibt es Expertinnen und Experten. Millionen Menschen sind die besseren Fußballtrainer, Paartherapeuten und Politikauskennerinnen. Nur Sie hat mal wieder keiner gefragt! Dabei sind Sie bestimmt auch ein Profi in einer ganz besonderen Disziplin des Alltags.